Im Rahmen einer Sondersitzung hat der Tegernseer Stadtrat erneut über das Almdorf diskutiert. Insbesondere ging es dabei um die mögliche Umwandlung in Eigentumswohnungen. Bürgermeister Peter Janssen pochte darauf, dass man diese Möglichkeit ausgeschlossen habe. Thomas Mandl ist jedoch überzeugt, dass die Stadt im Ernstfall einknicken würde.
Der dezimierte Stadtrat stand am Dienstagabend vor der Aufgabe, die eingegangenen Stellungnahmen zu den Bebauungsplänen im Rahmen des Almdorf-Projektes zu bearbeiten. Dabei hatten auch noch einmal alle Stadträte die Gelegenheit, sich zu dem Thema zu äußern.
Petition hat genug Zeit
Im Vorfeld der Diskussion ging Bürgermeister Peter Janssen aber zunächst auf die Vorwürfe von Thomas Mandl ein, es fehle dem Bürgermeister an Respekt vor dem in der Bayerischen Verfassung verankerten Petitionsrecht.
Dies sei, so Janssen, nicht der Fall. Man wolle nur einen reibungslosen Ablauf gewährleisten. Schließlich müssten die Pläne erneut einen Monat ausgelegt werden. „Die Chance zu Stellungnahmen wird dann sicherlich wieder reichlich genutzt. Diese müssen dann bearbeitet werden. Es dauert also mit Sicherheit noch eine Weile“, so der Bürgermeister. Also auch genug Zeit für den Petitionsausschuss des Landtages, über das Almdorf zu entscheiden.
Afrikanische Hütten
Es folgten die Stellungnahmen der beteiligten Behörden. Diese hatten in der großen Mehrheit keine Bedenken. Einzig die Denkmalschutzbehörde habe sich eine andere Anordnung der Almhäuser gewünscht.
„Derzeit sieht das Almdorf aus wie afrikanische Hütten, die sich um das einzig verbliebene Wasserloch scharen“, so Kreisbaumeister Werner Pawlovski in seiner Stellungnahme.
Stadtrat Norbert Schussman bemerkte daraufhin, dass er sich eine gewähltere Ausdrucksweise des Kreisbaumeisters gewünscht hätte. Die einzig wirklich kritische Stellungnahme folgt dann vom Bund Naturschutz. Neben dem Hinweis auf eine mögliche Gefahr der Hangstabilität monierte man vor allem erneut die Herausnahme aus dem Landschaftsschutzgebiet.
Die schonendste Stelle
Mandl griff diesen Faden erneut auf. „Es ist doch unlogisch, wenn man etwas vor Bebauung schützen will und es dann aus diesem Schutzraum herausnimmt, sobald man dort doch wieder bauen will“, so Mandl.
Der Zweite Bürgermeister Toni Staudacher konnte diese Bedenken indes nicht nachvollziehen. „Der Bund Naturschutz ignoriert alle Fakten, weil er immer dagegen ist. Ein Hotel an dieser Stelle ist das Schonendste, was man sich vorstellen kann“, so Staudacher.
Man könne nicht gleichzeitig ein Fremdenverkehrsort sein und dann keine Entwicklung zulassen, so Staudacher weiter. Unterstützung bekam er dabei von Jakob Atzl (Bürgerliste). „Eine Entwicklung ist notwendig. Sonst vernichtet man mittelfristig das Einkommen der Bürger, und das ganze Tegernseer Tal wird ein Disneyland, weil niemand mehr hier wohnt.“
Eigentumswohnungen
Dabei treibt viele die Angst um, dass das Almdorf einmal in Eigentumswohnungen für Zweitwohnsitze umgewandelt werden könnte. Diese Gefahr sei dem Stadtrat bewusst, betont Janssen. „Darum haben wir Sicherungsmaßnahmen getroffen“, erklärt der Bürgermeister.
Diese sind im Wesentlichen im Durchführungsvertrag festgehalten. So ist dort die Nutzung als Hotel festgeschrieben. Zudem gibt es ein Verbot der Eigennutzung sowie der Umwandlung in Eigentumswohnungen. Außerdem muss im Vorfeld durch eine Untersuchung belegt werden, dass das Hotel wirtschaftlich zu betreiben ist. Ebenso wird ein Finanzierungsnachweis gefordert.
„Bei Nichtbeachtung sind die Vertragsstrafen so hoch angesetzt, dass sich selbst ein hochpreisiger Verkauf nicht lohnen würde“, führt Janssen aus. Die maßgeblichen Bestandteile dieses Durchführungsvertrages werden auch in das Grundbuch eingetragen, sodass die Regeln auch für kommende Investoren bindend sind.
„Bildlich gesprochen haben wir also Hosenträger, Hosenbund, Handschellen und nicht zuletzt eine Menge Geld, die sicherstellen, dass es so gebaut wird, wie wir uns das vorstellen“, meint Janssen. Mandl zeigt sich dennoch nicht überzeugt. Für ihn mache sich die Stadt erpressbar:
Die Verträge werden dann einfach von der Realität überholt.
Überhaupt gefalle ihm die Situation nicht. Es habe den Anschein, als ob man nur mit genug Geld wedeln müsste, und schon stehe alles zum Verkauf. „Wir müssen unsere Heimat besser schützen“, so Mandl. Der Bürgermeister verwahrte sich entschieden gegen diesen Vorwurf und verlangte von Mandl eine Entschuldigung.
Am Ende wurden die Beschlüsse mit einem Ergebnis von 10:2 abgesegnet. Die Diskussion zeigt allerdings, dass das Almdorf trotz aller Sicherungsmaßnahmen eine Glaubenssache bleibt. So können letzten Endes nur der Bau und der langfristige Betrieb des Hotelprojektes zeigen, welche der Parteien recht behalten wird.
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