Der Chatbot “ChatGPT” ist aktuell in aller Munde. Viele Schüler entdeckten den Bot für sich. Tobias Schreiner, Rektor der Realschule in Gmund erklärt, welchen Einfluss KIs auf den Schulalltag haben.
Schüler haben ChatGPT längst entdeckt. Der Prototyp eines sogenannten „Chatbots“, also einer Künstlichen Intelligenz (KI), mit der man per Text interagieren kann, erfreut sich aktuell eines weltweiten Hypes. Nachdem das Programm am 30. November frei zugänglich wurde, meldeten sich prompt innerhalb von fünf Tagen eine Million Nutzer an. Zum Vergleich: Instagram kam erst nach zweieinhalb Monaten auf diese Zahl.
ChatGPT kann Hausaufgaben lösen, Texte schreiben und Fragen beantworten – sogar Artikel könnte die KI verfassen. Das funktioniert folgendermaßen: Die KI lernt durch große Mengen an Text, die es interpretiert und Muster darin erkennt. Dieses maschinelle Lernen befähigt die KI dazu, menschliche Antworten nachzuahmen.
Tobias Schreiner, Rektor der Realschule Tegernseer Tal weiß: „Dieses Thema ist im Moment ja in aller Munde und wird natürlich auch bei uns an der Schule diskutiert.“ Dass zunehmend Schüler auf das Programm zurückgreifen, sieht Schreiner gelassen. Er betont:
Schülerinnen und Schüler aller Generationen haben immer schon die Hilfsmittel der jeweiligen Zeit genutzt, auch, um sich gegebenenfalls die Arbeit etwas leichter zu machen. Tobias Schreiner, Rektor der Realschule Gmund
Die Aufgabe der Schule und Lehrkräfte sei es dabei, auf dem Laufenden zu bleiben und das jeweils technisch Mögliche zu erkennen sowie lernförderlich zu nutzen. Da das Programm aktuell persönliche Daten zur Anmeldung verlangt, wird es in der Realschule noch nicht in den Unterricht eingebracht. „Ich bin aber sicher, dass – auch aufgrund der vielen TikTok-Videos zu diesem Thema – Schülerinnen und Schüler an jeder Schule das Tool bereits verwenden“, so Schreiner.
Unterricht mit KI am Tegernsee?
Dass künstliche Intelligenzen in Zukunft Teil des Unterrichts werden, ist für Schreiner klar. „Marktführende Unternehmen wie zum Beispiel Microsoft und Google haben bereits angekündigt, KI-basierte Assistenten in ihre Suchmaschinen und Office-Produkte zu integrieren, sodass wir alle in Kürze ganz selbstverständlich damit umgehen werden“, meint der Schulleiter. Diese Entwicklung muss allerdings nichts Negatives bedeuten. So könne durch Künstliche Intelligenz mehr Zeit für Kreativität und Kommunikation frei werden. Dennoch betont Schreiner:
Für den Bereich der Schule ist eine Herausforderung, dass Schülerinnen und Schüler natürlich trotz der Verfügbarkeit von Hilfsmitteln lernen müssen, Dinge selbst zu verstehen und anzuwenden und es eben nicht ausreicht, nur das Tool mit entsprechenden Anfragen zu füttern. Tobias Schreiner, Rektor der Realschule Gmund
Die weitaus größere Herausforderung sieht der Lehrer jedoch in dem Umstand, dass das Internet in kürzester Zeit mit einer Unmenge solcher Texte geflutet sein wird – die Qualität dieser Texte sei fraglich und nur schwer zu bewerten, weiß Schreiner.
Auf diesen Punkt gehen auch die Entwickler von ChatGPT, OpenAI, ein. Auf ihrer Website betonen die Entwickler, der Chatbot habe nur limitiertes Wissen über Ereignisse nach 2021 und könne unter Umständen falsche Informationen generieren.
Wie können KIs unsere Schulen verändern?
Persönlich ist der Rektor der Meinung, dass es heute weniger denn je sinnvoll sei, Faktenwissen in großem Umfang auswendig zu lernen und in einer Prüfung wiederzugeben, wenn häufig ohnehin nur kurz darauf das meiste wieder vergessen werde. „Dennoch braucht es aber natürlich ein stabiles Netz aus allgemeinbildenden Grundwissen, das den Jugendlichen ermöglicht, die Welt zu verstehen und neue Informationen einzuordnen“, weiß Schreiner.
Die Bildungspläne und Prüfungsformate hätten aktuell noch nicht die jederzeitige Verfügbarkeit von Faktenwissen verinnerlicht. Im Moment sei es Aufgabe der einzelnen Lehrperson, den Unterricht zeitgemäß zu gestalten. Abschließend bemerkt der Lehrer:
Damit wird manche Herausforderung verbunden sein, vor allem freue ich mich aber darauf, gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen die Chancen für die Schule zu entdecken, auszuprobieren und im Unterricht zu etablieren. Tobias Schreiner, Rektor der Realschule Gmund
Vollkommen ausgereift scheint die Technik jedoch noch nicht zu sein. So berichtete bereits die “Zeit” über Falschinformationen der KI. Aktuell ist außerdem auch ein Bezahl-Modell für ChatGPT in Arbeit. Das kostenlose Modell soll jedoch nicht verdrängt werden.
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