Deutschland ist raus aus der Atomkraft. Doch Markus Söder feuert die Diskussion um den Atomstrom weiter an. Wie denken unsere lokalen Politiker?
Isar 2, Emsland und Neckarwestheim 2. Das waren die letzten drei aktiven Atomkraftwerke in Deutschland. Am 15. April wurden sie heruntergefahren und vom Stromnetz getrennt. Die Abschaltung entzündete gerade in Bayern eine erneute Diskussion rund um den polarisierenden Atomstrom. Nach einer CSU-Vorstandssitzung argumentierte Ministerpräsident Markus Söder etwa, der Atomausstieg sei “ein schwerer Fehler” sowie ein “sturer Beschluss gegen die Mehrheit der Bevölkerung.”
Dagegen stellen sich Vereine wie der Bund Naturschutz (BN) und Klimaschützer. Gegenwind gibt es außerdem von den Grünen. Der BN rief zum 15. April gemeinsam mit Greenpeace in München zur Abschaltfeier ein. BN-Vorsitzender Richard Mergner betonte dort: “Aus ist aus, das Kapitel Atomenergie in Deutschland ist beendet!” Weiter äußerte sich Mergner:
Was bleibt ist strahlender Müll für die nächsten 40.000 Generationen und ein verschleppter Ausbau der Erneuerbaren, speziell in Bayern.
Die Diskussion um die Kraftwerke bleibt selbst nach dem Abschalttermin ein relevantes Thema in der Gesellschaft. Was denken unsere lokalen Politiker eigentlich über den Atomausstieg? Wir haben nachgefragt.
Robert Kühn: Als Bürgermeister bin ich für meinen Ort da und nicht für die große Politik
Der Bad Wiesseer Rathauschef verschreibt sich seinem Ort, nicht der großen Politik. Er betont jedoch: “Als Sozialdemokrat und Privatperson ist der Atomausstieg ein Meilenstein hin zu einer sicheren und nachhaltigen Energieversorgung.” Hätte man diesen Schritt eher gewagt, so Kühn, wäre die Energieunsicherheit nun erheblich kleiner. Der Politiker bemerkt:
Hier wurde nicht nur die Energiewende verschlafen, sondern richtig verpennt.
Die Kraftwerke jetzt weiterzubetreiben, sei reaktionäre Politik. Man würde nur den gleichen Fehler wie in der Vergangenheit wiederholen. “Denn das ist Populismus und bietet keinerlei Lösungen für die Zukunft unseres Landes”, findet Kühn.
Josef Bierschneider: Entlastung schaffen, bis erneuerbare Energien ausgebaut sind
In Kreuth sitzt Josef Bierschneider im Chefsessel. Der Bürgermeister betont, der Ausstieg aus der Atomkraft zwei zwar bereits seit Jahren beschlossen, “allerdings verstehe ich nicht, warum man gerade jetzt in der Zeit der Energiekrise nicht wenigstens um ein paar Jahre die Nutzung der verbleibenden Atomkraftwerke verlängert.” Bierschneider bemerkt weiter:
Um so eine Entlastung auf dem Energiesektor zu schaffen, bis die erneuerbaren Energien so weit ausgebaut sind, dass diese die Atomkraft ersetzen können.
Christian Köck: Schwerer Fehler, mit vermutlich gravierenden Folgen
Am südlichen Zipfel des Sees sieht man den Atomausstieg etwas kritischer. “Ehrlich gesagt möchte ich mich dazu gar nicht äußern”, beginnt Rottachs Bürgermeister, Christian Köck. Daraufhin bemerkt der Politiker jedoch:
Fast tagtäglich sorgt die Ampel in Berlin mit abenteuerlichen Entscheidungen für Kopfschütteln bei den Bürgerinnen und Bürgern mit gesundem Menschenverstand in unserem Land.
Insbesondere die Grünen stechen laut Köck regelmäßig mit massiven Fehlentscheidungen hervor. Er sagt: “Der Atomausstieg zum jetzigen Zeitpunkt ist ein schwerer Fehler, mit vermutlich gravierenden Folgen für unsere Wirtschaft und die dafür notwendige Energiesicherheit in Deutschland.”
Johannes Hagn: Restlaufzeit der Kraftwerke noch sinnvoll nutzen
Für Tegernsees Bürgermeister, Johannes Hagn, ist das aktuelle Vorgehen unverständlich. “Man mag zum Atomausstieg stehen, wie man will”, erklärt er und betont: “Anstatt jedoch die Restlaufzeit der Kraftwerke noch sinnvoll zu nutzen, setzt man lieber auf Atomstrom aus Nachbarstaaten und CO₂-schädliche Gas- und Kohlekraftwerke.” Zugleich werde mit Zwang in privates Wohneigentum eingegriffen, um CO₂ einzusparen. Für ihn steht fest:
Das ist nicht nachvollziehbar.
Alfons Besel: Jetzt gilt es nach vorne zu schauen
Für Gmunds Bürgermeister zählt, dass die Atomkraftwerke jetzt abgeschaltet sind. Der Atomausstieg sei damit endgültig besiegelt, “egal wie man dazu steht.” Jetzt gelte es nach vorne zu schauen. Besel weiß:
Die Herausforderung ist nun eine sichere und zukunftsfähige Energieversorgung für unsere Bürgerinnen und Bürger, sowie Unternehmen sicherzustellen.
Gmund arbeite zur Förderung von regenerativen Energien, zur Steigerung der Energieeffizienz, der Reduktion der Energiekosten sowie der CO₂-Emissionen bereits eng mit der Energiewende Oberland zusammen. Außerdem habe die Gemeinde einen Energienutzungsplan erstellt und ist am Energieeffizienznetzwerk Oberland beteiligt.
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