Bei einer Abendgala im Europa-Park Rust wurde der Hotelier zum „Hotelier des Jahres 2023“ gewählt. Der 54-Jährige hat in den letzten Jahren viele neue gastronomische Projekte im Tal auf die Beine gestellt.
Bei der Aufzählung Kohlerscher Betriebe wird einem schwindlig: Da ist das Bachmair-Weissach, ein “Fünf Sterne Plus”-Hotel in Kreuth mit 140 Zimmern. Mit dabei: ein Reiterhof und Spielepark, das Tegernsee Phantastisch. In Wildbad Kreuth hat er von der Herzoglichen Familie sowohl das Restaurant Altes Bad als auch den Tagungs- und Hotelkomplex gepachtet. Am See gehört ihm das Hotel Bussi Baby (50 Zimmer). Sein Sohn hat das Gebäude der alten Bank gerade ansprechend umgebaut, zukünftige Nutzung ist noch nicht bekannt. In Rottach-Egern sind es Appartements in der Seestraße, das Alte Wallberghaus und in Tegernsee das Clubhaus. Nur in Gmund, wo er wohnt und im Gemeinderat sitzt, gibt es kein Kohler-Etablissement – noch. Keiner hat mehr im Tal zu bieten – das bringt Neid mit sich – und Gerüchte. Kohlers Rezept: Einfach weitermachen, weiter investieren, mit neuen Ideen überraschen.
Retter der Scheintoten
Kohler ist breit aufgestellt, fasst viele Dinge schnell und entschlossen an. Mit großem Risiko wandelte er “scheintote” Häuser in manchmal provokante, aber dennoch erfolgreiche gastronomische Betriebe und Hotels um. Damit hat er, als der Tegernsee mal wieder in den Nullerjahren out war, als trutschig galt, dem Tourismus einen ordentlichen Schub gegeben, vielen Menschen (aktuell 350) Arbeit gegeben, Kommunen geholfen, aus ihrem selbst verschuldeten Dornröschen-Schlaf zu kommen. Er ist einer, der von hier kommt, und seine Heimat gestalten will und keiner, der heuschreckenartig einfällt und rein profitorientiert Projekte kauft und verkauft.
“Ich glaube nicht mehr daran, dass es viel Sinn ergibt, nur zum Baden auf die Malediven zu fliegen.”
Korbinian Kohler
Im Europapark Rust stand er gestern auf der Bühne, umrahmt von seinen Freunden aus dem Landkreis und seiner Familie. Ihm war der Stolz im Gesicht geschrieben. Umso erstaunlicher: Deutschlands blassester Bundespräsident, Christian Wulff, hielt die Laudatio auf den wohl bislang schillerndsten Tourismus-Unternehmer des Tals. Aber die beiden verbindet in der Tat eine Freundschaft.
“Er hat einen Hang zur Besessenheit, wenn es um Details geht“, sagt Christoph Hoffmann dem Handelsblatt gegenüber. Auch er Mitgründer der Kette 25hours, Jurymitglied der Gaststättenzeitung und 2017 selbst Hotelier des Jahres, Kohler dazu: “Unser Thema ist der Tegernsee und nicht eine Gastronomie- oder Hotelsystematik“, sagt er. Rückblickend meint er: „Ein bisschen Selbstüberschätzung gehört zu solch einer Vision und Expansion aber dazu.“
Die Zeiten sind auch für den Hotelier Kohler nicht leicht. Immer stärker drückt die Personalnot, gestiegene Baupreise und Zinsen. Wenn dann, wie in den letzten Wochen das schlechte Wetter, wirkliche Löcher in die Buchungen der Hotels und Restaurants reißen, muss auch der Hotelier des Jahres auf einen besseren Sommer hoffen.
Und dennoch: Korbinian Kohler, Vater von vier Kindern, will eine bessere Zukunft: So investiert er nach eigenen Aussagen kräftig in Nachhaltigkeit. “Wir haben größtenteils von Gas auf Biomassenkraftwerk umgestellt und unsere Dächer mit Photovoltaik-Anlagen belegt, sodass unser Ziel ist, 2023 klimaneutral zu sein”, heißt es in einer Pressemitteilung. Er glaube nicht daran, dass die Menschen einfach so wie bisher auf die Malediven fliegen. Man wird in der Zukunft stärker auf die eigene Ökobilanz schauen.
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