Oimara steht für lässige und funky-bayerische Musik. Wir saßen mit ihm bei einem “Bierle in da Sun” und reden über Lampenfieber, Brüche im Lebenslauf, Zebras und die Liebe zum Tegernsee.
Hast du dir deine Karriere so ausgemalt?
Ich hatte immer so das Bild vor Augen, das Geilste wäre eigentlich mal, dass ich irgendwo auf der Bühne stehe und die Leute meine Lieder mitsingen. Das war halt immer so ein verschwommener Traum, auch als Kind schon. Und jetzt ist es halt echt so weit; eigentlich krass.
Schaust du auch zurück?
Du musst dich irgendwie immer bewusst dazu zwingen, und auch mal bewusst zu vergleichen; wo war ich vor einem Jahr? Wo vor zwei Jahren? Weil man in dem Prozess überhaupt nicht checkt, wie es wächst. Das ist wie, wenn Großeltern ihr Enkelkind zwei Monate nicht sehen, und es ist gefühlt drei Meter gewachsen.
Wie war es das erste Mal vor Leuten zu spielen?
Was die Aufregung angeht, genauso wie heute.
Lampenfieber?
Brutal, das werde ich irgendwie auch nicht los. Das wird vielleicht a bissel besser. Das ist so wie eine Aktie, die es seit zehn Jahren gibt, wo du weißt, die performt ganz gut, kann vielleicht auch mal abstürzen, aber langfristig performt sie ganz gut. Aber du kannst dich nie auf die Vergangenheit verlassen. Es kann ja wirklich mal sein, dass es Scheiße läuft – die Angst habe ich heut noch. Ich muss dann meine Gefühle ein bisschen dämpfen und sagen, ist ja bis jetzt gar nicht so Scheiße gelaufen, das wird schon irgendwie.
Machst du dann was dagegen, also bevor du auf die Bühne gehst?
Mei, das Ungesündeste, was geht. Ich rauche eigentlich gar nicht. Aber dann vor dem Auftritt brauche ich zwei, drei Zigaretten und bin völlig nervös und am Zittern und denke mir immer kurz vorher, warum mache ich die Scheiße eigentlich? Und sobald ich auf der Bühne bin, macht es irgendwie “Klack” und es ist weg. Und danach denke ich mir meistens, jetzt weiß ich wieder, warum ich es mach.
Wenn du zurückblickst, gibt es einen Punkt, an dem du sagst, da habe ich mich genau richtig entscheiden. Wo es eine Art Gabelung gab?
Also, eine Gabelung gibts auf jeden Fall. Ich habe ja in der Überfahrt mal ein dreiviertel Jahr ein Hotel-Management-Studium gemacht, aber nie zu Ende gebracht. Da kam viel zusammen, die Freundin hat Schluss gemacht; dann saß ich in Ravensburg an der Uni, am Arsch der Welt. Dann bin ich da in meinem Zimmer gehockt, konnte nicht wegfahren, die Freundin hat Schluss gemacht; zwei Tage vorher, Uni hat angefangen. Ich war halt völlig, wirklich völlig deprimiert. Und dann hatte ich aber auch das erste Mal wirklich Zeit, Musik zu machen, weil ich halt an der Uni war und nicht mehr die ganze Zeit in der Küche stand. Habe dann ehrlich gesagt die Uni geschwänzt und halt daheim a bissl Gitarre gespielt. Dann kam bei mir irgendwann so der Punkt; wenn ich es jetzt nicht endlich mal probiere, das einfach durchzuziehen, dann werde ich mir in 20 Jahren wahrscheinlich so was von in den Arsch beißen. Und dann habe ich halt auch – um es für mich wirklich klarzumachen – in der Uni angerufen und in der Überfahrt und hab gesagt: tut mir leid, ich bin nicht mehr dabei; ich werde jetzt Musiker. Die haben mir natürlich alle voll den Vogel gezeigt.
Und dann?
Das war mir dann so wichtig, es einfach durchzuziehen – mit der Musik. Dann gingen die ersten Türen auf, und dann hab ich einfach abgebrochen, alle Brücken abgerissen; und ich kann dir nicht mehr genau sagen wie, aber hab es dann einfach gemacht. Dann kamen die ersten Gigs, Vereinsheim München, dann hat mich die Moderatorin auf der Hafner Alm gesehen und dann hat das irgendwie alles seinen Lauf genommen; dann kam das erste Label dazu und so. Ich weiß nicht, ob ich heute noch den Arsch in der Hose hätte, das zu machen – aber das war ein Punkt, da habe ich mich genau richtig entschieden.
Und jetzt: Kommt die Musik über dich und du hast schon die ersten Zeilen im Kopf?
Also, das gibt es. Aber ich habe da kein Rezept; bis jetzt nicht. Die coolsten Lieder sind entstanden, wenn ich für mich daheim sitze und so dahin klimpere und dann kommt irgendwas. Also die Lieder meistens entstehen wirklich gleichzeitig, während ich Gitarre spiele. Manchmal entstehen Songs auch auf der Bühne.
Was ist dein Lieblingslied und was ist der Publikumshit?
Beim Publikumshit gibt es zwei: “Busheislparty” und “Bierle in da Sun”; das sind schon die Favorits. Live gehen die Leute am meisten bei “Busheislparty” ab. Und dann gibt es noch ein Lied, das nimmt einen ganz eigenartigen Lauf. Das ist noch nicht mal draußen. Und trotzdem; bei jedem Konzert gibt es mindestens ein, zwei Leute, die das schon kennen, weil das hab ich mal irgendwo gespielt. Das heißt “Zebrastreifenpferd” und dreht sich um die Frage, was war zuerst da? Das Zebra? Oder der Zebrastreifen? Da habe ich auch das Gefühl, das könnte ein neuer Publikumsliebling werden.
Und deins?
Das will ich gar nicht verraten.
Gibt es Momente, wo du keinen Bock mehr auf einen Song hast, aber die Leute lieben ihn?
Das gibts jetzt bei den Liedern, die die Leute wirklich lieben, nicht – weil dadurch, dass die Leute, die so lieben, macht es die Lieder immer geil. Manchmal grabe ich Lieder von vor drei Jahren aus, weil ich wieder Bock drauf hab. Manchmal spiele ich Lieder Monate nicht, das ist so ein Gefühlsding. Ich schreibe auch vor jedem Gig, meine Setlist neu, also ich spiele nie das Gleiche.
Auf einer Skala von eins bis zehn: wie wichtig ist der Tegernsee und seine Umgebung für deinen schöpferischen Prozess?
Boah, schwierige Frage. Gute Frage. Ich würde jetzt einfach mal ne Sieben raushauen. Ich habe da ja schon Themen behandelt, dass sie mit der Bonzenkarre an den Tegernsee fahren und so. Hier bin ich einfach aufgewachsen, kenne die Leute, weiß wie viele hier ticken. Und ich liebe den Tegernsee über alles. Ist halt meine Heimat. Aber die Inspiration hole ich mir nicht nur vom Tegernsee, sondern halt auch durch den Vergleich – vom Tegernsee zu anderen Orten. Also hätte ich eigentlich Fifty-Fifty sagen sollen; also ne fünf.
Herzlichen Dank für das Gespräch!
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