Und es hat Blyb gemacht

Almost there … über ein Hotel, das mehr als ein Hotel ist und an der Peripherie von Regionalität, Lifestyle, Begegnungszentrum und dem ewigen Leben operiert.

Florian Zibert (Floko) aus dem Gründerteam und Martina Brandel, Kommunikationsfrau und verantwortlich für den Instagram-Highscore.

Fünf Monate haben die drei Gründer vor Ort geschuftet. Vor zwei Wochen haben sie leise den Betrieb aufgenommen. Das Blyb von Florian Zibert, Moritz Meyn und Maximilian Rampf steht auf einem geschichtsträchtigen Ort. Über zehn Jahre war hier ein Tagungszentrum untergebracht, 1933 residierte hier Heinrich Himmler, einer der Hauptverbrecher des NS-Regimes und “Reichsführer” der SS. Das Team vom Blyb ist sich des braunen Erbes durchaus bewusst: “Wir investieren gerade auch viel Zeit in Historie, weil wir das Gefühl haben, dass das ein Teil unserer Verpflichtung ist”, erläutert Zibert. 1933 übernimmt Heinrich Himmler das Gebäude, erweitert es um das Waldhaus. Im Eingangsbereich des Blyb ist die Historie des Hauses auf einer Wandtafel festgehalten; zur Transparenz und als Mahnung zur Menschlichkeit. Aber das Anwesen hat auch eine beschwingte Seite; Kammersänger und Opernsängerinnen sollen hier gewohnt haben, als der Hauptteil Ende des 19. Jahrhundert errichtet wurde. Ein Teil des Reizes, die gute Seele wiederzubeleben?

“Wir haben 17 fucking, 17.000 Quadratmeter Park, mitten im Gmund und der war einfach 130 Jahre nicht der Ort der Gmunder, das ist jetzt eine Art Rückeroberung, ein Wieder-Zugänglichmachen für die Gmunder”, erklärt Florian Zibert, den alle nur Floko nennen. Restaurant, Bar, eine Pizzeria (möglicherweise), vielleicht eine Karaoke-Bar im Keller ­– so die Vorstellung. Nicht nur Hotelgäste sollen hier flanieren gehen, sondern Menschen, die hier leben und verwurzelt sind. Präziser: “Es ist vor allen Dingen ein Ort der Locals und dann erst ein Ort der Gäste.”

Was ewig währt, ist irgendwann fermentiert. Blyb kooperiert mit Landwirten aus der Umgebung, um Essen auf den Teller zu bringen, das schmeckt und nachhaltig ist.

Locals sind auch die Macherinnen und Macher des Blyb. Floko ist auf das Gymnasium Tegernsee gegangen, war viel in der Welt unterwegs und ist jetzt mit Tatendrang und Energie zurückgekehrt. Drei Freunde aus unterschiedlichen Bereichen, so beschreiben sie sich auf ihrer Webseite. Die anderen beiden: Obst- und Gemüsegroßhändler und in der Gastronomie zu Hause. Alle drei leben im Tegernseer Tal. Zwei schon seit der Kindheit. Nicht unwichtig, wenn man etwas Progressives ins Tal bringt. Im Orbit schwebt der Name, Michi Kern, am Hafermilch-Cappucino vorüber. König der kreativen Zwischennutzung und Erfolgsmünchner. Er hat in München das erste vegane Restaurant gewagt, ein Pop-up-Hotel (Lovelace) gegenüber vom Hauptbahnhof und auch das Büchercafé Lost Weekend im Univiertel einst installiert und – ja – tatsächlich vieles mehr.

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Ein Hotel im Flow will das Blyb sein, das sich noch wandeln darf und soll. Die 29 Zimmer stilsicher und schlicht. Jedes ein wenig anders, überall die Kontinuität von Farbe und Design spürbar. Auch hier atmet man Umwelt und Regionalität. Die Holzböden kauerten lange Jahre unbesehen unter PVC-Böden, jetzt sind sie abgeschliffen. Die Vorhänge von einer Textilfirma aus Geretsried. Hier werden sonst auch Flugzeugsitze benäht. Die Möbel? Gerne gebraucht und klassisch.­ Momentan stehen dunkle Theaterstühle im Restaurant, oder doch bald andere? Floko ist nicht zufrieden.

So geht schöner Trinken: Ein – und Ausblick in die Bar. Sie hat von Donnerstag bis Sonntag geöffnet.

Die Bar führt auf eine große Terrasse. Hier ist der Biergarten im Werden und dann eventuell noch ein Spielplatz, spricht Floko, der uns durch das Hotel führt und deutet auf die grünen Wiesen. Denn auch Kinder sollen den Ort bereichern und alte Herren, die um die Ecke Boule spielen; sinniert er weiter. ­

Ein Blick in ein Hotelzimmer; das kann man schon buchen und alle anderen auch.

Die Zimmer starten bei 140 Euro die Nacht, nach oben geht es momentan bis 300 Euro. Frühstück ist immer dabei. Blyb ist bayerisch und heißt: bleib! Zumindest die nächsten zwölf Jahre könnte es gut aussehen. Solange läuft der Erb-Pacht-Vertrag.

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