Weil ein Baggerfahrer unvorsichtig gewesen sein soll, hat jetzt ein Fahrradhändler seine persönliche Ausfahrt auf die Hauptstraße …
Söder will Absenkung der Mehrwertsteuer – Lechner die Absenkung des Bürgersteigs?
Ein Radl-Händler an der Münchner Straße will seit Jahren eine Extra-Ausfahrt zur Bundesstraße installieren. Immer ist das Rathaus dagegen. Hat Walter Lechner es kurzerhand selbst in die Hand genommen und sich seine Ausfahrt gebaut? Der Bürgermeister erstattet Anzeige. Eine Dorf-Soap allererster Güte?
Eigentlich ist der Lechner Walter ein feiner Kerl. Gesprächig, immer hilfsbereit und auch gern mal zu derben Scherzen aufgelegt. Aber wenn es um sein Verhältnis zur Gemeinde geht, wird es haarig. Nach einer langjährigen Chronik von Streitereien um Baugenehmigungen, hat er diese Tage selbst zur Schaufel gegriffen, den Bürgersteig zur Bundesstraße abgesenkt und eigenhändig eine Zufahrt erstellt.
Genese eines Streits
Robert Kühn kann es nicht fassen. Wenn da jeder in öffentliche Infrastruktur eingriffe, Schwarzbauten erstelle – wo käme man da hin? Kühn geht zur Polizei, zeigt Lechner an. Jüngster Höhepunkt einer jahrelangen Don Quixotterie am Westufer. 2014 wollte der umtriebige Radl-Händler an der Münchner Straße eine Zufahrt zu seinem Grundstück an der Hirschbergstr. 4 haben; beantragt diese und bekommt – kein Recht.
Zwei Jahre später versucht er es erneut. Wieder abgelehnt – einstimmig. Nun ist es nicht so, dass die Verwaltung und die Räte am Westufer alles vom Lechner ablehnen. 2007 genehmigen sie mit viel Toleranz auf dem Grundstück einen Garagenneubau. 2012 stellt Lechner einen Antrag zur Erweiterung der Garage. Er wolle eine Trafostation und ein Blockheizkraftwerk (!) unterbringen. Doch statt regenerativer Energie steht bei Lechner plötzlich ein Trachtengeschäft in der Garage. Wieder zuckt die Gemeinde mit der Schulter, lässt Lechner gewähren. Nur bei der Zufahrt zum Geschäft – von der Bundesstraße aus – bleibt die Gemeinde hart.
Wieder hält sich Lechner nicht an die Versprechen. Mehr noch – mit sehr eigenwilligen Werbeanlagen zieht er die kritischen Blicke der vorbeifahrenden Bürgerinnen und Bürger auf die Anlage, die nur sehr Wohlmeinende als gelungenes Geschäftsensemble deuten würden. Dann setzt Lechner auf den nächsten Trend – E-Bikes. Dirndl und Lederhose fliegen raus, Radl fliegen rein. Ein Verkauf und Verleih wird in die einstige Garage installiert.
Ein Bürgersteig für einen Bürger
Und seit einigen Tagen läuft jetzt über das Grundstück eine Kiesfläche (quer), der Bürgersteig ist endlich abgesenkt und die Gemeinde steht vor vollendeten Tatsachen. Kühn ist sauer: “Was hier passiert, ist unerhört. Die Gemeinde Bad Wiessee ist kein rechtsfreier Raum, in dem gemacht werden kann, was man will. Wir werden mit absoluter Härte darauf reagieren. So etwas dulden wir in keinster Weise.”
Walter Lechner hingegen sieht die Sache ganz anders. Er habe mit der eigenmächtigen Absenkung eigentlich wenig zu tun. In einem Schreiben an die Gemeinde erklärt er, er habe nach einem “langersehnten Urlaub” erfahren, dass ein Baggerfahrer “mit seinem Räumschild die Bordsteinkante versehentlich angefahren habe.” Der habe auf seinem Gelände Arbeiten erledigt und dabei eben diesen Schaden verursacht. Und weiter “Da gerade in diesem Bereich in den letzten Jahren an einem Wasserschieber eine nicht fachmännische Arbeit stattgefunden hatte”, mussten seine Mitarbeiter nach oben ragende “Randsteine entfernen und alles wieder glätten.” Zudem hat der örtliche Bauhof die Stelle gesichert. Alles nur Ärger um nichts?
Es klingt drollig und ein wenig nach Köpenickiade, aber letztlich wurde hier eigenmächtig in öffentliches Gut eingegriffen, mindestens eine Sachbeschädigung begangen. Vermutlich wird der Bürgersteig wieder nach oben gesetzt und der Ursprungszustand hergestellt. Lechner lacht. Kühn kocht. Andere Orte haben freilaufende Löwinwildschweine als Sommerloch, wir im Tal eben Schwarzbauten.
Wie wäre es – neben Anbindehaltung – auch Schwarzbauten im Tal als UNESCO-Kulturerbe anerkennen zu lassen?
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