A-ja, aber …

Gestern durften auch Anrainer und die Schutzgemeinschaft Tegernseer Tal (SGT) den Sieger-Entwurf des Architektenwettbewerbs unter die Lupe nehmen. Trotz der neuen Planung mit reduzierter Baumasse will die Kritik in Tegernsee nicht verstummen.

Kritik am Ausmaß des A-ja-Hotels wird laut ....
Kritik am Ausmaß des A-ja-Hotels wird laut …

Konsens herrschte über das Zugehen auf die betroffenen Anwohner und die SGT. „Ich finde es bewundernswert von Bürgermeister Johannes Hagn, dass er die Leute so früh mit einbezieht“, lobte Angela Brogsitter-Finck, die Vorsitzende der SGT. Gleicher Meinung ist auch Anwalt Bernhard Schex als Vertreter der Interessengemeinschaft Perronstraße. Hagn „ermöglichte eine mustergültige Beteiligung der Anwohner bereits im Vorfeld der Aufstellung eines Bebauungsplans“.

Planer und Investor hätten sich in der zweistündigen Präsentation Mühe gegeben. Doch viele Fragen der etwa 20 Teilnehmer seien mit dem Hinweis auf die noch erforderlichen Klärungen im weiteren Verfahren „abgeblockt“ worden. Holger Hutmacher, Geschäftsführender Gesellschafter der a-ja Resort & Hotel GmbH, sowie der Ingenieur Marc Pfaller als Ausrichter des Architektenwettbewerbs, standen Rede und Antwort zum zweiten Anlauf für das Projekt.

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Doch überzeugen konnten sie Schex nicht. Für den Anwalt sind weiterhin viele Fragen offen. „Die problematische Verkehrsführung muss fast noch in allen Aspekten geklärt werden, auch der Lärmschutz und die geologischen Risiken.“ Geplant ist eine bis zu dreigeschossige, in den Hang integrierte Tiefgarage.

Zu massiver Gebäudekomplex

Brogsitter-Fincks Einwände richten sich gegen den ihrer Ansicht nach immer noch zu massiven z-förmigen dreiteiligen Gebäudekomplex. Ihr Wunsch wäre eine „kleinere Bebauung“. Aber der Entwurf sei viel gefälliger als vor zwei Jahren. „Von den Skizzen her hat man das Gefühl, dass die Bauten noch von einer Grünfläche umgeben sind“, urteilt Brogsitter-Finck, „ich glaube, dass man hier noch etwas Schöneres hinstellen könnte. Aber die a-ja-Kette hat vermutlich eine vorgegebene Größe.“

Das norddeutsche Unternehmen konzipiert nun statt zuvor 220 Zimmer nur noch 135 Zimmer und 20 Suiten, die sich auf drei Etagen verteilen. Auch hier hakte Schex ein. Tatsächlich seien im alten gescheiterten Entwurf 175 Zimmer und 340 Betten geplant gewesen. Im neuen Modellentwurf würden mindestens 310 Betten realisiert werden.

Letzte Grünfläche zwischen Tegernsee und Rottach

Die SGT gibt weiterhin zu bedenken, dass dies die einzige verbliebene Grünfläche sei, die Tegernsee von Rottach-Egern in einer gewissen Weise trenne. „Wenn diese Bebauung kommt, dann ist dies eine durchgehende Ortschaft“, so Brogsitter-Finck. Da es eines der letzten Filetgrundstücke sei, müsse man sich am Tegernsee genau überlegen, „wie wir etwas zubauen“. Sie verweist darauf, dass Tegernsee ein Hotel auf dem Krankenhausgelände bekomme und zudem das Almdorf gebaut werden dürfe.

Sie fragt, „ob die Stadt ein so großes Hotel an dieser exponierten Stelle braucht, die außerdem einen extrem schwierigen Untergrund aufweist“. Fragen, die sich womöglich nach Vorliegen der Bebauungspläne der Stadtrat auch stellen wird. Bislang soll es von dieser Seite keine Widerstände gegen das Siegermodell des Münchner Architekturbüros F.R.A.U. gegeben haben, erklärte Hagn auf der gestrigen Pressekonferenz.

4-Sterne-Komfort zum 2-Sterne-Preis

Nicht nachvollziehen kann Brogsitter-Finck, dass auf dem 10.500 Quadratmeter großen Areal ein 4-Sterne-Komforthotel mit Preisen wie ein Zwei-Sterne-Haus entstehen soll. Denn „jeder“ wisse, dass es bei einem Übernachtungspreis pro Person von 39 Euro nicht bleiben werde, „denn jeder Handgriff kostet extra, wie Bademantel, Pool, Saunen, Fitnessbereich und Frühstück“. Da komme schnell ein ansehnlicher Betrag zustande. Investor Hutmacher dagegen ist sich aus seinen Erfahrungen mit den anderen drei a-ja-Resorts in Ostdeutschland sicher, dass 39 Euro pro Kopf als Marketingkonzept gut funktioniere.

Das Fazit der Interessengemeinschaft: „Das Hotel ist weiterhin monströs und rücksichtslos gegen die Anwohner. Aus einem fünfgeschossigen 80 Meter langen Riegel ist eine 120 Meter lange Schlange mit vier Geschossen geworden. Die Interessengemeinschaft Perronstraße wird sich mit allen Mitteln dagegen zur Wehr setzen, wenn a-ja einen Aufstellungsbeschluss bei der Stadt Tegernsee beantragen sollte.“ Der Entrüstungssturm über der Egerner Bucht hat sich also auch mit dem neuen Entwurf noch nicht gelegt.

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