In der letzten Sitzung des Gemeinderat ging es um Kompensationszertifikate für Erdgas in gemeindlichen Einrichtungen, das von der Tegernseer Erdgasversorgungsgesellschaft (TEG) geliefert wird. An der TEG ist das E-Werk Tegernsee mit 50 Prozent beteiligt. Michael Schneider, der neben Manfred Pfeiler designierter Geschäftsführer ist, warb für solch kostenpflichtige Zertifikate. Durch sie könnten CO2-Emissionen klimawirksam ausgeglichen werden.
Noch verkaufe die TEG klassisches Erdgas. Der Anteil von Biogas sei dabei im „unteren einstelligen Bereich“. Biogas wird laut Schneider „nie in der Lage sein, den Erdgas-Verbrauch am Tegernsee zu kompensieren“. Der größte Gaslieferant sei Norwegen, gefolgt von Russland und der heimischen Förderung mit zehn Prozent. Zunehmend auf den Markt komme außerdem Flüssiggas aus Asien.
Klimaneutrales Erdgas durch Zertifikate?
Ziel der Klimazertifikate sei es nun, CO2-Emissionen durch CO2-Einsparungen zu kompensieren. Rottach könnte durch den Kauf von diesen Öko-Zertifikaten das Erdgas, das in den kommunalen Liegenschaften verbrannt wird, durch Kompensationsmaßnahmen an anderer Stelle klimaneutral machen. Die TEG würde dann in TÜV-geprüfte CO2- Minderungsrechte investieren, um damit geprüfte und registrierte Klimaschutzprojekte – vor allem in Schwellenländern – zu finanzieren.
Die TEG habe sich für Klimazertifikate der Firma „Klimainvest“ entschieden, „die durch konkrete Projekte zur CO2-Reduktion auf der ganzen Welt hinterlegt sind. Dies spart zusätzliches CO2 ein“, versicherte Schneider. Eine Tonne CO2 in Deutschland einzusparen, koste das Vierfache von dem, was eine Reduktion in Asien oder Afrika an Kosten verursache.
Die TEG bekomme ein blaues Siegel, wenn sie von „Klimainvest“ das CO2-neutrale Gas kaufe. Das kann die TEG dann Kommunen und Verbrauchern anbieten. Die Minderungsrechte für die Erdgas-Verbrauchsmenge von Rottach belaufen sich auf 4.000 Euro. Das sei günstig im Vergleich zum Zertifikathandel auf EU-Ebene. Dort koste die Tonne das Zehnfache.
Mit Zertifikaten Windräder bauen
Gabriele Schultes-Jaskolla (FWG) wollte in der Sitzung zwei bis drei konkrete Projekte benannt haben, die durch „Klimainvest“ gefördert werden. „Die größten Projekte sind der Bau von Windrädern in der Türkei und die Aufforstung eines bestimmten Stücks des Regenwaldes in Brasilien“. Dass dies zumindest in den Zuschauerreihen zu ungläubigem Stauen führte, ist wohl der Tatsache geschuldet, dass sich im Amazonasgebiet der Regenwald um mehr als 10.000 Quadratmeter verringen könnte, meldete zuletzt die Tagesschau. „Ein neuer Höchstwert. Verantwortlich ist laut Experten vor allem Brasiliens Präsident Bolsonaro“.
Was also bringen solche Zertifikate? Es gebe auch kein grünes Gas, „Gas ist ein fossiler Brennstoff“, klärte der Grüne Thomas Tomaschek auf. Grundsätzlich aber sei er für die CO2-Bepreisung und den Erwerb des Zertifikats. Allerdings seien „3,14 Euro pro Tonne lächerlich, das müsste viel mehr sein“. Noch vor einem dreiviertel Jahr sind solche Zertifikate als Ablasshandel vom Gemeinderat abgelehnt worden. Mit der Begründung, „was nützt es, wenn in Afrika ein Baum gepflanzt und hier trotzdem das Gas verbrannt wird“.
Bürgermeister Christian Köck (CSU) erwähnte, dass die TEG bereits bis Ende des Jahres den Betrag für die Kompensations-Zertifikate übernommen habe. „Für nächstes Jahr könnten wir nun ein Zertifikat für 4.000 Euro erwerben“. Die Gemeinde wolle auch weiterhin mit der TEG zusammenarbeiten. „Wir sind da immer gut gefahren“. Köck erwähnte die Versorgungssicherheit. Mit 16:3 Stimmen war der Gemeinderat für ein Kompensations-Zertifikat, um einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten.
SOCIAL MEDIA SEITEN