Der Sommer ist vergangen. Noch immer hat das Tegernseer Tal kein Hallenbad. Wieso eigentlich nicht? Nachfragen bei den Verantwortlichen.
Der Sommer ist vergangen. Die Menschen wollen schwimmen. Aber noch immer hat das Tegernseer Tal kein Hallenbad. Wieso eigentlich nicht? Nachfragen bei den Verantwortlichen.
Noch hat das Wasser im See eine Temperatur von 12 Grad. Für Hartgesottene geht das noch, für den Schwimmunterricht ist es zu kalt. Da wäre ein Hallenbad gerade richtig, um Schüler und Wasser-Retter auszubilden. Aber – noch immer grüßt eine grauslige Kiesfläche neben dem Jodschwefelbad in Bad Wiessee, wo einst der Badepark stand. Passiert hier nicht? Ist das alles im großen schwarzen Kommunalloch verschwunden?
Es wird puristisch
“Nein, nein”, beteuert Bürgermeister Robert Kühn. Man sei dran. Im Sommer habe sich viel getan. Man habe mit Experten gesprochen. Jetzt ist schon klar, wie die Empfehlung an die Kommunen ausfallen wird: Es wird puristisch.
Nun kennt jeder die Standard-Ausreden in Unternehmen, wenn Projekte nicht vorangehen. “Ist eingesteuert”, “sind wir dran”, “Wir bohren das Thema noch einmal auf”. Aber dennoch passierte etwas: Es wurde getagt. Vor dem Sommer Ende Mai hatte die interkommunale Arbeitsgruppe (AG ) aus den Gemeinden im Tal einmal alle Wünsche und Anmerkungen gesammelt.
- Gmund wollte eine Erweiterung des Angebotes (Sauna, Gastronomie, große Rutsche etc.) prüfen lassen, die anteilige Investitionssumme für Gmund, laut Papier darf aber nicht überschritten werden.
- Rottach-Egern wollte ebenso eine Erweiterung des Angebotes (vergleichbar Atoll( noch einmal prüfen lassen und hierzu noch einen weiteren Experten hinzuziehen lassen.
- Kreuth hat kein Geld und ist insoweit flexibel, was das Budget betrifft, da es die Gemeinde ja nicht betreffen würde. In Bad Wiessee sind eh alle froh, dass die anderen mit zahlen, möchte aber nur das Konzept eines Kommunalen Schwimmbades, wie von der Arbeitsgruppe vorgeschlagen umsetzen.
- Die Stadt Tegernsee ist dem Beschlussvorschlag der AG gefolgt, wünscht sich aber weitere Bausteine für Kinder und Familien, um die Attraktivität des Bades für diese Zielgruppe zu erhöhen.
Was sagt der Bäderexperte?
Die Arbeitsgruppe beschloss, eine Klausurtagung zu organisieren und hierzu einen weiteren Bäderexperten hinzuzuziehen. Man wollte zum einen das vorgelegte Konzept hinsichtlich seiner Empfehlung und auch seiner betriebswirtschaftlichen Ausarbeitung kritisch betrachten lassen und zum anderen nach Möglichkeiten einer höheren Attraktivität eines kommunalen Schwimmbades zu suchen. Hierzu wollte man zum einen den Input der Arbeitsgruppe nutzen und zum anderen die Erfahrung der Bäderberater hören und zu Protokoll bringen. Einig war man sich mit den Beratern, dass eine Erweiterung um einen Gastronomiebereich oder eines professionellen Saunabereiches der Standort nicht geeignet ist und auch die Betriebskosten die Gefahr eines deutlich erhöhten Verlustes beinhalten. Man war sich aber auch einig, dass ein kommunales Schwimmbad ausreichend Attraktivität bieten muss, um auch die geplante Frequenz einigermaßen sicherzustellen.
Und so tagte man hoch oben über dem Tegernsee am Westufer mit den im Tal bekannten Experten Dr. Batz. Und dem dazugekommenen Bäderexperten, Josef Krautloher aus Vilshofen, der seit Jahrzehnten Schwimmbäder konzipiert und auch für das geplante Bad in Holzkirchen beratend tätig ist.
Der zog der AG auch gleich ein paar Zähne:
Drei Meter Brett – bloß nicht. Erhebliche Mehrkosten in der Investition und durch die Höhe des damit verbundenen Baukörpers und eine deutliche Steigerung der Betriebskosten. Er riet auch von einem professionellen Saunabereich ab.
30.000 Gäste und deutlich höhere Eintrittspreise seien im Jahr notwendig. Damit verbunden seien auch mehr Personalkosten und höhere Energiekosten. “Lasst des weg”, soll Krautloher deutlich gesagt haben. Der Experte empfahl eine kleine Textil- und Dampfsauna mit einem Ruheraum.
Unklar war, ob Krautloher zu dem Zeitpunkt der Klausur schon von den umgesetzten Wellness-Plänen des Jodschwefelbads in direkter Nachbarschaft wusste. Hier schafft die Gemeinde am Westufer ein exklusives Schwitz-Angebot für eine gut zahlende Kundschaft.
Keine Gastronomie, keine Saunalandschaft, pures Schwimmen also nur? Nicht ganz. Mit weiteren Angeboten für die Kleinen wie z.B. eine Kleinrutsche, einem Wasserspielplatz und Sprudler und viele weitere Ideen wolle man auf die Wünsche für Eltern eingehen, die in den vorangegangenen Versammlungen immer darum baten, für triste Regentage familienfreundliche Angebote zu schaffen – jenseits von `Bahnen ziehenden` Schwimmern. Auch für ein gastronomisches Angebot wurden Ideen besprochen.
Zur Investitionssumme ging auch Krautloher in einer ersten Schätzung von den bereits kalkulierten Summe aus.
Zahlen und Kosten
Nun gehen die Experten noch einmal über die Zahlen, legen Kostenschätzungen vor, die im nächsten Schritt noch vor Weihnachten in den Gemeinde-Sitzungen vorgelegt werden sollen. Es tut sich also was, man ist dran, die Themen sind eingesteuert. Und wer heute ein Kind zeugt, dürfte es in der Grundschule auch zum Schwimmunterricht in ein Hallenbad vor Ort bringen können.
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