Alfons Besel: “In der Sache hart, in der Beziehung weich”

Mit ihm sehen die Freien Wähler in Gmund eine neue Zeitrechnung anbrechen: Alfons Besel ist ihr Mann für den Bürgermeisterstuhl. Aber wer ist dieser Alfons Besel eigentlich?

Der 51-jährige Alfons Besel ist der Hoffnungsträger der Freien Wähler.

Der 51-jährige Alfons Besel ist einer aus dem Volk. Ein Teamplayer, der nichts davon hält, “politische Macht in einer einzelnen Person zu verkörpern”. Mit seinen Ideen und politischen Überzeugungen versucht er nun, bis zur Bürgermeisterwahl am 25. Februar zu punkten.

Tegernseer Stimme: Wie haben Sie Ihrer Frau erklärt, dass Sie Bürgermeister werden wollen?

Anzeige

Alfons Besel: Meine Lebensgefährtin hat erst einmal zurückhaltend reagiert. An den Gedanken hat sie sich erst einmal gewöhnen müssen.

Ist sie mit Ihrer Entscheidung einverstanden?

Besel: Ja, sie unterstützt mich auf ganzer Linie, denn sie findet es für Gmund gut – genauso wie meine beiden Söhne.

Sie werden als Bürgermeister wenig Zeit fürs Privatleben haben – ist Ihnen das nicht so wichtig?

Besel: Mei, was ist Privatleben? Ich bin bei vielen Vereinen engagiert, war jahrelang Schriftführer beim Imkerverein, bin Bereitschaftsleiter bei der BRK-Bereitschaft Tegernsee und stellvertretender Vorsitzender auf Kreisverbandsebene. Insofern war meine Freizeit bisher schon recht ausgefüllt. Ich werde wohl umschichten müssen.

Was war der entscheidende Auslöser, dass Sie gesagt haben: „Ja, ich mache das“?

Besel: Ich kann mich für Menschen und ihre Ideen begeistern, teile aber auch ihre Sorgen und Nöte. Schließlich setze ich mich als Personalchef im Landratsamt jeden Tag mit Menschen auseinander. Außerdem finde ich, Gmund ist es einfach wert, dass man sich für den Ort und die Menschen einsetzt.

Warum trauen Sie sich das zu?

Besel: Das hat verschiedene Gründe. Ein Landratsamt mit 400 Mitarbeitern ist wie eine kleine Gemeinde. Ich habe dort drei Jahre lang bewiesen, dass ich mit den unterschiedlichsten Menschen und Charakteren umgehen und Führungsverantwortung übernehmen kann. Außerdem ist Verwaltung das pralle Leben.

Wie meinen Sie das?

Besel: In der Verwaltung sind der Mensch und Handwerk gefragt. Und das Handwerk beherrsche ich.

Besel: Ich habe im mittleren Dienst begonnen, das Fachabitur und an der Universität in Hagen den Master gemacht.

Sie wollen damit sagen, Sie sind quasi prädestiniert für das Amt des Bürgermeisters?

Besel: Quasi. Ich kenne die Verwaltung aus dem Effeff und kann damit auf jeden Fall punkten. Außerdem bin ich bereit, mich in die Pflicht nehmen zu lassen und Verantwortung zu übernehmen. Und mir liegt Gmund als „Mitmachgemeinde“ sehr am Herzen. Kommunalpolitik kann auch anders, nämlich gemeinsam gestaltet werden.

Bleibt da nicht der Visionär auf der Strecke?

Besel: Ich trete ja mit Ideen in den Ring, die ich mit den Bürgern ergebnisoffen diskutieren möchte. Darüber hinaus bin ich aber tatsächlich ein handfester Praktiker.

Bürgermeister-Kandidat Alfons Besel im Interview.

Es gab ja mal die „Bürgerwerkstatt“ hier in Gmund – ist das, was bisher mit den Bürgern auf die Beine gestellt wurde, Ihrer Meinung nach zu wenig?

Besel: Es hat einmal eine tolle Zeit gegeben, in der Gmund in dieser Hinsicht Fahrt aufgenommen hat. Beispielsweise erinnere ich mich an die Gestaltungsfibel und die Zukunftswerkstätte. Damals gab es drei oder vier Arbeitskreise zur Zukunftsgestaltung von Gmund. Oder auch der Planungsworkshop vom Maximilian – um die 80 Leute haben sich richtig euphorisch um das Bauvorhaben Gedanken gemacht. Aber auf einmal war es aus.

Warum?

Besel (überlegt kurz):
Das dürfen Sie mich jetzt nicht fragen. Mei, vielleicht hat man eine andere Wertigkeit gesehen. Ich weiß es nicht. Vielleicht fehlte aber auch irgendwann eine treibende Kraft.

Sie wollen damit sagen, die Projekte sind nach Ihrem Weggang eingeschlafen?

Besel: Ein Orchester braucht immer mehrere Mitspieler, soviel ist sicher. Dennoch habe ich mich eigentlich immer a bissl als treibendes Hormon gefühlt. Ich habe Ideen geliefert und Dinge angestoßen. Mein Vorteil war eben, dass ich 31 Jahre in der Gemeinde tätig war. Dadurch habe ich gelernt, langfristig und strategisch zu denken.

Nichtsdestotrotz haben Sie politisch ja noch nichts gerissen – Sie waren weder in einer Partei noch im Gemeinderat. Einige behaupten, Sie seien ein dröger Verwaltungsfuzzi – glauben Sie wirklich, Sie könnten die Preysing-Dynastie durchbrechen?

Besel (lacht): Ja.

Wir stellen die Frage offener: Warum?

Besel: Als ich Bauamts- und Geschäftsleiter war – also Verwaltungsfuzzi – habe ich mir anscheinend doch so einen guten Namen erarbeitet, dass ich wirklich vielen Leuten mit meinen Paragraphen habe helfen können. Je nach Lebenssituation habe ich ihnen pragmatische Wege aufzeigen können. Als Schnittstelle zwischen Verwaltung, Bürgern und Politik konnte ich insgesamt betrachtet sehr viel bewegen.

Ihr Programm, mit dem Sie „in den Ring“ gestiegen sind, unterscheidet sich nicht sonderlich von dem Programm Ihres Mitstreiters Franz von Preysing. Auch bei Ihnen finden wir Themen wie bezahlbarer Wohnraum, Digitalisierung, Vereinsarbeit, Ehrenamt, Heimatdenken, Verkehr. Haben Sie etwa „abgespickt“?

Besel: Nun ja, ich habe mir meine acht Leitsätze schon vor geraumer Zeit wohl überlegt und konkret entwickelt und sie im Rahmen meiner Nominierungsveranstaltung der Öffentlichkeit vorgestellt. Die CSU war zu diesem Zeitpunkt mit ihren Themen noch gar nicht an der Öffentlichkeit.

Haben Sie Angst, zu verlieren?

Besel: Nein. Wenn der Weg nicht so sein sollte und das Leben mit mir etwas anderes vorhat, dann gehe ich dahin, wo es mich hinführt.

Wie hoch schätzen Sie Ihre Chancen ein?

Besel: Ich nehme die Gegner sehr ernst. Franz von Preysing hat mit der CSU eine kommunalpolitische Größe hinter sich, die die Freien Wähler nicht bieten können. Und er punktet mit seinem Namen, da sein Vater Georg über die Jahre einen guten Job gemacht hat. Hans Schmid von der SPD ist wirklich engagiert von A bis Z. Ich rechne mir deshalb gute Chancen aus, weil ich wirklich über 31 Jahre lang konstant gute Leistung gebracht habe.

Das heißt, Sie sind definitiv bereit, ihren Job als Abteilungsleiter im LRA für das Amt des Bürgermeisters zu opfern?

Besel: Ja, aber natürlich liegen mir die Mitarbeiter im Landratsamt auch am Herzen. Wir haben dort eine unglaubliche Kollegialität. Ich bin hier von Leuten umgeben, die sehr kompetent und serviceorientiert sind.

Das hört sich alles nach einem friedlichen Miteinander an. Scheuen Sie etwa die Konfrontation?

Besel: Nein. Die ist sogar manchmal notwendig. Ich habe aber einen Master in Mediation gemacht, deshalb weiß ich, dass Konflikte gewinnbringend sein können. Das Entscheidende ist nur, die Beziehungsebene dabei nicht zu vergessen: In der Sache hart, in der Beziehung weich.

Wann hatten Sie denn die letzte Konfrontation?

Besel: Heute. (Schweigen. // Anm. der Red.: An dieser Stelle haben wir nicht weiter nachgefragt…).

Was bedeutet für Sie Erfolg?

Besel: Wenn jemand glücklich mein Büro verlässt, der zuvor unglücklich war. Und wenn ich jemandem etwas mit auf den Weg gebe, woran er sich festhalten kann. Das sind zwar kleine Erfolge, die mich aber am Ende des Tages glücklich machen. Ein großer Erfolg ist für mich beispielsweise der sogenannte „familienfreundliche“ Betrieb. Es wäre schön, insgesamt das Arbeitgeber-Image „a bissl“ aufzupeppen.

Sie sind Imker – hat Erfolg für Sie auch etwas mit ihren Bienen zu tun?

Besel: Sicherlich. Die Bienen sind mein Spleen, mit denen ich auch Werte wie Fleiß, Respekt und „soziales Miteinander“ verbinde. Was die Bienen leisten, fasziniert mich absolut. Darüber hinaus sind sie sehr beruhigend.

Kann man sagen, die Biene charakterisiert sie? Sie ist altrustisch, steht in der zweiten Reihe und arbeitet den anderen zu…

Besel: Wenn ich einen Charakterzug der Bienen für mich wählen würde, dann eher deren Teamgeist.

Gesetzt den Fall, Sie werden Bürgermeister – was wäre Ihre erste Amtshandlung?

Besel: Ich werde mich bei den Mitarbeitern vorstellen und ihnen meinen Weg erklären. Das Gleiche werde ich mit den Gemeinderatsmitgliedern machen. Dass Verwaltung und Gemeinde in Gmund an einem Strang gezogen haben, fand ich schon immer gut. So soll es bleiben.

Und in Bezug auf die Themen, die sie angehen wollen? Was machen sie zuerst?

Besel: Ein Thema wäre vielleicht, den Haushalt öffentlich zu diskutieren. Dann möche ich einen Energienutzungsplan auf den Weg bringen. Und eine kommunale Gesamtstrategie, durch die der Gemeinderat die Möglichkeit hat loszulassen. Zwar soll er weiterhin entscheiden, aber insgesamt ergebnisoffener werden.

Und wenn Sie verlieren, sehen Sie dann auch „schwarz für Gmund“, so wie Vize-Bürgermeister Georg Rabl es bei der letzten Versammlung formuliert hat?

Besel(überlegt kurz):
Dann werden sicherlich viele gute Ideen auf der Strecke bleiben, aber schwarz im negativen Sinne sehe ich nicht.

In einem kurzen Satz: Warum sollte man sich am 25. Februar für Sie entscheiden?

Besel: Ich bin neugierig auf die Menschen. Außerdem gehen meine Themen in die Tiefe. Wer sich für mich entscheidet, wird erleben, wie ich anderen Menschen helfe und die Gmunder Lebensqualität erhalte und fördere.

Vielen Dank für das Gespräch.

SOCIAL MEDIA SEITEN

Anzeige
Aktuelles Allgemein