Alice im Oberland: Rosarote Nebelsonnengrüße

Ich liebe den November. Warum? Dafür gibt es drei Gründe. Erstens: Der November ist ein himmlischer Monat. Wegen dem Nebel. Genaugenommen heißt Nebel – das Wort ist griechisch-lateinischen Ursprungs – „Wolke“.

Im November haben wir demnach an einigen Tagen die Wolken, also den Himmel auf Erden. Das hat nichts mit Klimawandel zu tun. Das war schon immer so. Und was schon immer so war beruhigt unser Gemüt und gibt uns das sichere Gefühl, dass auch morgen wieder die Sonne aufgeht. Bei uns im Tegernseer Tal hat sie in diesem November über den Nebel triumphiert.

Nebel im Tal. Für manche nicht oft genug.

Der zweite Grund, warum ich den November liebe: Die Übergangszeit zwischen Herbst und Winter ist für mich ein Wellnessmonat. Nicht weil wir uns in die Sauna zurückziehen. Nein. Im November zieht sich die Natur zurück. Die Farben schimmern in warmen goldgelben und roten erdigen Tönen, das Licht ist gedämpft, ebenso die Geräusche. Reizarm sozusagen und damit nervenschonend.

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Drittens: Manchmal, wenn über den Wolkenbänken, die über dem Tegernsee schweben, die Sonne scheint, färbt sich der Nebel rosa. Wir wandeln dann durch rosarote Wolken. So ein nebliger Novembertag sollte Balsam für die Seele sein. Ist er aber nicht. Zumindest für die meisten nicht.

Im Gegenteil. Angesichts der mystisch anmutenden Nebelbänke über den Wiesen hat kürzlich meine Putzhilfe, als ich sie am frühen Morgen von zuhause abholte, neben mir auf dem Beifahrersitz gequält ausgerufen: „Wenn nur der Nebel nicht wäre.“

Der Ton in ihrer Stimme schüchterte mich derart ein, dass ich ihr mit den Worten: „Ja, manche Menschen mögen das nicht“, beipflichtete und mich nicht traute als leidenschaftliche Nebelliebhaberin zu outen.

Mit meiner Faszination für rosaroten Nebel und zauberhaftes Nebellicht stehe ich wohl allein da und suche, um nicht in Novemberdepressionen zu verfallen, Trost bei den Dichtern und Denkern. Die haben für jeden Seelenzustand die richtigen Worte wie vor mehr als hundert Jahren Herrmann Hesse als er schrieb:

Seltsam, Im Nebel zu wandern!
Leben ist Einsamsein.
Kein Mensch kennt den andern.
Jeder ist allein.

Das ist doch eindeutig ein Gedicht mit dem sich Nebelliebhaber in diesen Tagen identifizieren können, oder?

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