„Alle Achtung vor von Löwis!“

Gemeindegrund an den Höchstbietenden, so will es der Beschluss des Holzkirchner Marktgemeinderates. Scharfe Kritik für diese Entscheidung kommt nun von Seiten der Holzkirchner Immobilienmakler. Eine Hochpreistreiberei verschärfe die Marktsituation und dürfe von der Politik nicht gefördert werden.

Die kürzlich getroffene Entscheidung des Marktgemeinderates in Sachen Vergabepraxis sorgte für viel Kritik in Holzkirchen.

Vor zwei Wochen stimmte der Marktgemeinderat Holzkirchen über die Vergabepraxis des Gemeindegrunds im Neubaugebiet Inselkam-Maitz ab. Als Gegenvorschlag zu einer freien Preisbildung am Markt, machte sich Bürgermeister Olaf von Löwis für das „Holzkirchner Modell“ stark. Durch letzteres sollen Einheimische bevorzugt und Hochpreistreiberei, wie sie von Löwis in der Gemeinderatssitzung nannte, vermieden werden. Die deutliche Mehrheit des Gremiums stimmte gegen den Rathauschef.

Überraschend scharfe Kritik für diese Entscheidung kommt nun von Seiten der Holzkirchner Immobilienmakler: „Die Preise steigen immer weiter nach oben und aktuell ist keine Grenze in Sicht. Eine weitere Preistreiberei sollte vom Marktgemeinderat nicht unterstützt werden“, findet Mario Haitzer, Vorstand von rimaldi Immobilien und Gründungsmitglied des Haus-, Wohnungs- und Grundeigentümerverein Holzkirchen und Umgebung e.V.

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Ähnlich sieht das auch Immobilienmaklerin Helga Manger von ML Immobilien, die seit 30 Jahren am Holzkirchner Markt tätig ist: „Die Immobilienpreise sind schon jetzt Wahnsinn und alles andere als realistisch. Mit der Entscheidung des Marktgemeinderates wird den Holzkirchnern kein Gefallen getan. Und ich sage das in aller Deutlichkeit, obwohl ich dadurch mehr verdienen würde – nur irgendwo muss Schluss sein.“

Zuspruch für von Löwis

Sowohl Haitzer als auch Manger sind klare Befürworter des Holzkirchner Modells: „Schade, dass sich der Gemeinderat so entschieden hat. Alle Achtung für Herrn von Löwis. Ich finde es bemerkenswert, dass er sich so für die Holzkirchner stark macht“, sagt Manger. Haitzer pflichtet bei:

Das geschieht auch zum Leidwesen der älteren Menschen. In dieser Angelegenheit bin ich klar auf der Seite des Bürgermeisters.

Die Kritik der Sachkundigen kommt nicht ohne Grund: So seien Kaufpreise für Dreizimmerwohnungen in Höhe von 600.000 Euro keine Seltenheit, ebenso Mieten von 15 Euro auf den Quadratmeter. „Dabei sind die Kaufpreise in den letzten Jahren noch stärker gestiegen als die Mietpreise“, weiß Haitzer.

Warum das problematisch ist, erklärt der Holzkirchner Experte Moritz Johannes Müller, der bereits in internationalen Immobilienberatungsunternehmen tätig war und inzwischen sein eigenes Beratungsunternehmen leitet: „Steigen Kaufpreise stärker als Mieten, führt das zu sinkenden Renditen. Dadurch wird die Assetklasse Immobilien weniger attraktiv für Investoren und das hat einen Investitionsstau zur Folge. Es wird noch weniger gebaut und die ohnehin herrschende Knappheit wird weiter verstärkt.“

Mieten werden weiter steigen

Dabei warnt Müller auch vor den langfristigen Konsequenzen. Jeder Verkauf von Grundstücken wirke sich auf den gesamten lokalen Immobilienmarkt und damit auch auf die Bodenrichtwerte aus. Das betreffe dann vor allem Neubauprojekte. Anders als bei Bestandswohnungen gelten bei der Vermietung von Neubauobjekten keine Einschränkungen bei der Höhe des Mietpreises. „Das führt zwangsläufig dazu, dass Mieten steigen“, so Müller.

Nun ist es beschlossene Sache: Die Grundstücke der Gemeinde im Neubaugebiet Inselkam-Maitz werden an den Höchstbietenden vergeben Quelle: Marktgemeinde Holzkirchen

Doch es gibt auch Befürworter der trotz aller Kritik verantwortungsvoll getroffenen Entscheidung des Marktgemeinderates: „Ich plädiere für eine freie Preisbildung, denn das Geld wird für das Gemeinwohl genutzt. Wer baut, kann auch den Marktgerechten Preis zahlen“, findet Ina Pschiuk von IP Immobilien, „Wir sollten besser den sozialen Wohnungsbau fördern und nicht die Doppelhaushälfte für 800 000 Euro.“

Damit pflichtet sie den Ausführungen der überwiegenden Mehrheit der verantwortlichen Politiker bei und widerspricht ihren Kollegen. In einem sind sich jedoch alle einig: „Es muss sich etwas tun in Holzkirchen. Die Marktsituation ist sehr kritisch. Es ist sehr eng, zu teuer und es wird zu wenig gebaut“, bekräftigt Pschiuk.

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