Diese Tage mit den ständigen Zugausfällen der BOB offenbaren, dass vieles davon vermeidbar wäre, hätte man besser vorgesorgt. Bei der BOB gilt schon lange nicht der einstige Werbeslogan der Bahn: „Alle reden vom Wetter, wir nicht“. Bestimmte Phänomene würden in der Holzkirchner Zentrale nicht mehr frühzeitig erkannt werden, ist am Bahnhof zu hören.
Dort würde zwar ein Schneepflug stehen, für den die BOB früher auch zwei Lokomotiven gehabt habe, weiß ein Insider. Doch eine Lok gebe es nicht mehr, sie sei „weggespart“ worden. Die zweite sei nicht einsatzfähig. Eine funktionstüchtige Lok komme aus dem fernen Meiningen in Thüringen. Bis diese einsatzbereit sei, wären die Strecken zugeweht und die Züge lahmgelegt.
Doch wenn sie fahren, dann völlig losgelöst von einem Fahrplan, wie der TS-Autor dieses Berichts gestern erlebte. Nahezu im Minutentakt änderten sich die Hinweise der wahrlich bemühten BOB-Mitarbeiter am Bahnhof in Holzkirchen. Zudem standen ihre Aussagen konträr zu den Anzeigetafeln an den Bahnsteigen. Diese werden von der DB-Zentrale weit weg in München aktualisiert, doch die Informationen dazu liefere die BOB. Oder wie es jemand in Holzkirchen formulierte: „Die Hardware kommt von der DB, die Software von der BOB“. Die Anzeigen stimmen schon seit Tagen nicht mit der Realität überein.
Fehlanzeige: Beheizte Weichen im Oberland
Mitschuld trägt auch die DB Netz AG, die für den Betrieb und die Instandhaltung des Schienennetzes verantwortlich ist. Sie beheizt beispielsweise die Weichen bis Holzkirchen. Danach ins Oberland sind Muskelkraft und Einsatzwillen zum Säubern der Weichen angesagt. Oder wie jemand sagte, nach Holzkirchen beginnt das Eisenbahn-Entwicklungsland.
Denn die DB Netz hätte genügend Personal organisieren können, so ein Insider, um Handwerker mit Schaufeln und Besen in die Bahnhöfe zu schicken, damit Weichen gekehrt und freigelegt werden. Aber auch eine Heizung brauche eine bestimmte Zeit, um die Weichen frei zu tauen. Oft würden die Weichenheizungen vor dem Winter gar nicht oder nur oberflächlich gecheckt werden.
Die Leute dafür würde die DB Netz AG bis aus Landshut herankarren, weiß ein bestens informierter Fahrgast. Die DB Netz habe sich nicht auf den Winter vorbereitet und die notwendigen Fachkräfte organisiert. So würden auch den Fahrdienstleitern in Schaftlach Mitarbeiter mit Schaufeln und Besen fehlen.
BOB im Ranking weiter abgerutscht
Ab Schaftlach bis Tegernsee ist das Streckennetz im Besitz der Tegernsee-Bahn Betriebsgesellschaft. Deren Chef Heino Seeger ist ein erfahrener „Eisenbahnler“, bis 2013 war er Geschäftsführer der BOB. Heute ist Seegers Reich die Strecke zwischen Tegernsee und Schaftlach, und mit ihr hat er in diesen Tagen alle Hände voll zu tun. So habe er gestern dafür gesorgt, dass Züge wenigstens bis Schaftlach fahren und die Strecke freigeräumt werde. Daran sei „mit viel Kraft gearbeitet worden“, so Seeger. Wenigstens „rudimentär“ habe so ein Zugbetrieb stattfinden können.
Doch insgesamt sind Renommee und Standing der BOB mehr als besorgniserregend. Denn im Fußball wäre die BOB auf den Abstiegsrängen. Dies offenbart das jüngste Qualitätsranking der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG), die im Auftrag des Freistaats den Regional- und S-Bahn-Verkehr in Bayern plant, finanziert und kontrolliert. Von 29 Regionalbahnen nur in Bayern ist die BOB auf Rang 25 abgerutscht.
Sie ist damit „der größte Absteiger“, so die BEG. „Die BOB-Führung treffe nicht nachvollziehbare Entscheidungen“, hieß es bereits im Sommer 2017 vom BEG-Chef Thomas Prechtl. Daran hat sich offensichtlich nichts geändert, wie zahlreiche Fahrgäste immer wieder ernüchtert feststellen müssen. Auch heute kommt es wieder zu zahlreichen Ausfällen und Verspätungen der BOB.
SOCIAL MEDIA SEITEN