Alles andere als ein Spaziergang

Die Wald- und Seefestsaison ist in vollem Gange. Dieses Wochenende findet ein regelrechter Waldfest-Marathon statt.

Tierschützerin Johanna Ecker-Schotte ist dabei der Umgang mit Hunden auf den Festen ein Dorn im Auge. Denn für die Vierbeiner sind die Veranstaltungen die reinste Qual.

Bei einem Spaziergang in der freien Natur fühlen sich die Vierbeiner deutlich wohler.
Ein Spaziergang in der freien Natur ist für Hunde entspannend. Der Rummel auf See- und Waldfesten überhaupt nicht.

Seefest Rottach-Egern, 22:15 Uhr. Zwei Dackel zerren an der Leine der Besitzerin und winseln. Grund dafür ist das große Brillant-Feuerwerk über dem See. Doch nicht nur die beiden Dackel leiden unter dem Geräuschpegel, auch für andere Hunde ist das traditionelle Feuerwerk eine Tortur. Die lauten Raketen und Heuler und der große Knall am Schluss.

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„So viele Hunde wie dieses Jahr habe ich noch nie auf dem Seefest gesehen“, erzählt die Vorsitzende des Tierschutzvereins Tegernseer Tal, Johanna Ecker-Schotte. Dabei geht es ihr in erster Linie um die Tiere, für die ein solcher Ausflug alles andere als ein angenehmer Abendspaziergang ist.

Vor allem die Geräuschkulisse bei solchen Festen sei, so Ecker-Schotte, für einen Hund unerträglich. Neben dem für Tiere extrem laut empfundenen Feuerwerk löst auch der Lärm der Menschen Stress und Panik bei den Vierbeinern aus. Hunde hören 2,5 mal so gut wie wir Menschen. Sie erschrecken sich also auch wesentlich leichter. Die hohe Anzahl der drängelnden Besucher vergrößert ihre Angst noch zusätzlich.

Folgen für Mensch und Tier

Doch nicht nur das Feuerwerk und das Gedränge, sondern auch die Feierwut einiger Hundebesitzer ist für die Tierschützerin problematisch. „Später“, so Ecker-Schotte, „kommen dann auch noch die Feierlaune und der Alkohol hinzu.“ Am Seefest habe sie beobachten können, wie Scherben und sonstige Gegenstände am Boden lagen, an denen sich die Hunde verletzen könnten. Ein Tier gehöre einfach nicht auf eine solche Veranstaltung, findet Ecker-Schotte.

Der Tierschutzverein hatte am vergangenen Dienstag auf dem Seefest einen Stand, sodass Ecker-Schotte das Geschehen in der Seestraße gut beobachten konnte. „In der Nähe haben wir sogar gesehen, wie ein Hund für zwei Stunden im Auto eingesperrt war.“ Der Schutzverein rief die Polizei, am Ende passierte nichts.

„Unter Stress können Hunde auch zubeißen“

Nicht nur die See-, sondern auch die Waldfeste sind für die Hunde eine Tortour. Wenn sich die Besucher über den Platz schieben, gehen Hunde im Gedränge unter. Sammeln sich die Massen, wie heute Abend im Tegernseer Schmetterlingsgarten, wird es auch für den einen oder anderen Vierbeiner ernst.

Die Tierschützerin warnt, den Hund dorthin mitzunehmen. Denn gerade bei so einem Wetter sei der Ansturm auf das Waldfest enorm. Das bedeutet purer Stress für den Hund und dann komme auch noch die Hitze hinzu.

Auch die Menschenmassen auf den Waldfesten versetzen Hunde in Stress.
Auch die Menschenmassen auf den Waldfesten versetzen Hunde in Stress.

Doch was passiert eigentlich mit den Hunden, wenn sie solchen Stresssituationen ausgesetzt werden? Wir haben mit der Rottacher Tierärztin Dr. Sabine Gordon gesprochen, die erklärt, dass das Ganze sehr böse enden kann: „In so einem Panikmoment kann es durchaus passieren, dass der Hund aus der Leine entwischt. Wenn das Tier dann von Menschen bedrängt oder getreten wird, kann auch ein Beißen die Reaktion sein.“ Auch Ecker-Schotte schätzt das ähnlich ein:

Mich wundert es wirklich, dass noch nichts Schlimmeres passiert ist. Ein Zuschnappen vom Hund wäre in so einer Situation nicht überraschend.

Sowohl die Tierschützerin als auch die Ärztin raten deshalb dringend davon ab, seinen Hund solchen Stress- und Angstsituationen auszusetzen. Die beste Lösung sei es, den Vierbeiner zu Hause zu lassen oder bei Freunden abzugeben, die sich dann um ihn kümmern. „Es soll keine Drohung sein, ich möchte nur an die Vernunft der Hundebesitzer appellieren“, betont die Vorsitzende des Tierschutzvereins. Mal sehen, ob ihre Worte bei den Hundehaltern Gehör finden.

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