Alles Klima, oder was?

Die Konsumneigung der Verbraucher wird 2013 auf hohem Niveau Einbußen hinnehmen müssen, so ist der GfK-Konsumklimastudie zu entnehmen. Der Konsumklimaindex musste für Januar 2013 auf 5,6 Punkte reduziert werden. Wohin man schaut, überall gibt es Probleme mit dem Klima. So erwärmt sich die Westantarktis scheinbar schneller als gedacht, nämlich um 2,4 Grad seit 1958. Die Gletscher schmelzen trotzdem nicht, weil dort auch im Sommer Temperaturen von minus zehn Grad vorherrschen.

Der sinkende Konsumklimaindex dagegen habe unmittelbarere Auswirkungen, nämlich auf die deutsche Wirtschaft. Und damit auch irgendwann aufs Tal der Glückseligen. Die Konsumneigung der Verbraucher sei die wichtigste Stütze der deutschen Wirtschaft, heißt es. Gerade zu Zeiten, da ein konjunktureller Gegenwind aus Südost, dem Süden, Südwest – ja woher eigentlich? – herrscht.

Bei Föhn im Bräustüberl sitzen
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Der Wind, der von der Westantarktis herüberblästm scheint jedenfalls lau und als solcher nicht weiter beachtenswert – auch wenn wir heute alles über die Folgen wissen. Wir machen so weiter wie bisher, bis auf ein paar Diskussionen um Veränderungen, die irgendwann einmal kommen sollen.

Im Gegenteil: So konnte ich erst vor wenigen Tagen, als unerwartet in das mediterrane Klima rund um den Tegernsee dicke Schneeflocken für ein paar Stunden vom Himmel fielen, hören wie sich ein paar Einheimische darüber austauschten, dass genaugenommen der Klimawandel eine gute Sache sei, denn auf den Winter könne man gut verzichten. Der könne sich in die Berge zurückziehen. Da könne, wer will, Skifahren. Zugegeben, ich habe es auch sehr genossen am Nachmittag des Heiligen Abends bei einem Glas Prosecco am See in der Sonne bei 16 Grad Celsius sitzen zu können.

Neokortex oder Mandelkern?

Das mit dem Konsumklimaindex wird dagegen als deutlich bedrohlicher wahrgenommen. Von den meisten zumindest. Weil wir die Auswirkungen unmittelbar spüren, sagen Psychologen. Übrigens beim Konsumklimaindex geht es nicht um harte Fakten, auch wenn die Zahlen das suggerieren. Es geht um die gefühlten Aussichten zum Thema Konsum, Geschäfts- und Konjunkturaussichten. Bei den Zahlen zum Klimawandel handelt es sich auf der Basis von Messungen gewonnen Zahlen. Die meisten Menschen beunruhigt erstes mehr.

Das Gefühlsleben der Menschen ist schwer zu verstehen, das wusste schon Aristoteles. Der Wissenschaftler Daniel Goleman, der Verfasser des Weltbestsellers „Emotionale Intelligenz“ sagt, dass liege an unserem Gehirn. Die älteren Teile wie der Mandelkern und das limbische System sind für die Emotionen zuständig und sicherten vor Jahrmillionen das Überleben, indem bei Angst ohne nachzudenken der gesamte Organismus sofort auf Flucht oder Kampf sich umstellte.

Dann erst entwickelte sich der Neokortex, der Teil des Gehirns, der fürs Denken steht. Dank dessen wir planvoll handeln können, wir zu künstlerischen Leistungen und all den schönen Dingen fähig sind. Nur bedauerlicherweise agieren wir manchmal immer noch so wie unsere Vorfahren vor Jahrmillionen: Manche Informationen sind mit Brandgeruch gemischt wie die Zahlen zum Konsumklimaindex. Sie gehen nicht durch den Neokortex, also das Denksystem, sondern direkt zum Mandelkern und lösen Angst aus. Bei Informationen zum Klimawandel ist der Brandgeruch noch weit weg, zumal wenn er so angenehme Auswirkungen hat.

Auf ein Neues

Das ist alles verwirrend. Die Psychotherapeuten unter den Psychologen und neuerdings die Neurowissenschaftler sagen: Solche Art Verwirrung ist gut für unser Gehirn. Verwirrung und Chaos sind die Voraussetzung dafür, dass Neues entstehen kann. Sie meinen damit neues Denken und Handeln. Erst wenn die alten Synapsenverschaltungen in unserem Hirn gelöscht sind, können neue Entstehen und das setzt eine Phase des Chaos voraus.

Nun gut: Adé, du schöne alte Zeit: Seit dem 21.12.2012 ist es endgültig vorbei mit dir. Willkommen Chaos und willkommen neues Denken und Handeln und überhaupt. Prosit Neujahr!!! Und viel trinken, egal was, das wärmt den abgekühlten Konsumklimaindex, stützt die deutsche Wirtschaft und bringt die Datenautobahnen im Gehirn durcheinander.

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