Alpenverein macht mobil

Am 9. November 2017 ist es so weit. Dann könnte der seit 45 Jahren wirksame Alpenplan wirtschaftlichen Interessen angepasst werden können. Doch was hat das für die Region für Auswirkungen?

Der Tegernsee gehört in das Gebiet des Alpenplans / Bild: Felix Wolf

Welches wirksame Instrument der Alpenplan zur Bewahrung des Alpenraums sein kann, zeigte sich schon an der Rotwand oberhalb des Spitzing-Sees. Der Münchner Hausberg sollte Anfang der 1960er Jahre mit einer Seilbahn und zahlreichen Schlepplifte erschlossen werden, ähnlich dem Spitzing-Skigebiet gegenüber. Doch mit dem Alpenplan 1972 waren diese Pläne vom Tisch. Heute ist die gute Anbindung der Rotwand an das öffentliche Verkehrsnetz ein beliebter Wandergipfel. Und im Winter zieht er Skitourengeher und Rodler an.

Ähnlich verhält es sich mit dem Riedberger Horn in den Allgäuer Alpen. Hier ist eine lange umstrittene Skischaukel geplant. Sie sei der Grund für die Änderung des Alpenplans, beklagt der DAV. „Das muss man sich einmal vorstellen: Für ein einzelnes Projekt wird ein im gesamten Bayerischen Alpenraum wirksames Instrument an entscheidender Stelle geschwächt“, erklärt Rudi Erlacher, Vizepräsident des Deutschen Alpenvereins.

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Damit schafft die Staatsregierung einen Präzedenzfall, der Tür und Tor öffnet für Erschließungsmaßnahmen in weiteren sensiblen und höchst schutzwürdigen Bereichen der Bayerischen Alpen.

Bereits im November 2016 hätten sich rund 600 Delegierte bei der DAV-Hauptversammlung deutlich zum Thema geäußert, so Pressesprecher Thomas Bucher. In der damals einstimmig verabschiedeten Resolution heißt es: „Der Alpenplan darf keinesfalls, weder heute noch in Zukunft, wirtschaftlichen Belangen geopfert und in seiner strengen Zonierung aufgeweicht werden.“

Beeindruckt allerdings war die Staatsregierung weder von diesem Appell noch von Demos, Bürgerinitiativen und Expertenanhörungen. Selbst die Übersendung von 4.000 größtenteils kritischen Stellungnahmen zur Änderung des Alpenplans an das Bayerische Innenministerium im März 2017 zeigte keine Wirkung: Schon drei Arbeitstage später leitete die bayerische Ministerrunde laut DAV die Änderung des Alpenplans in die Wege.

Am 9. November schlägt die Bayerische Staatsregierung nun das vorerst letzte Kapitel dieses „Dramas“, so der DAV, auf: An diesem Tag soll die Änderung des Alpenplans im Landtag beschlossen werden. „Wir möchten die Abgeordneten noch einmal deutlich daran erinnern, dass nicht nur Naturschutzorganisationen, sondern auch die Mehrheit der bayerischen Bevölkerung gegen eine Änderung des Plans ist“, so Erlacher. Immerhin hätten sich im Januar 2017 in einer repräsentativen EMNID-Umfrage 91 Prozent der Bayern für den Erhalt des Alpenplans ausgesprochen.

Kampagne #DankeAlpenplan

Um die fatale Wirkung der Aufweichung des Alpenplans der Öffentlichkeit noch einmal nahe zu bringen, habe sich nun auch die Profi-Bergsportwelt zu Wort gemeldet: Unter ihnen sei zum Beispiel Trailrunner Philipp Reiter, Skibergsteigerin Gela Allmann oder Top-Alpinist Michi Wohlleben. Zudem sprechen sich auch Naturfilmer, Fotografen, Blogger und viele weitere Multiplikatoren für den Erhalt des Alpenplans aus.

Die Zitate werden ab Montag, 30. November, täglich bis zur Abstimmung am 9. November auf den Kanälen des Alpenvereins gepostet. „Mit jedem einzelnen Post auf Facebook erreichen wir rund 40.000 bergbegeisterte Menschen“, erklärt Bucher, Pressesprecher. „Auf die Reaktionen unserer Community sind wir sehr gespannt.“

Auch die Rotwand in den Schlierseer Bergen sollte mit einer Skischaukel erschlossen werden. Doch der Alpenplan verhinderte dies.

Der Alpenplan gelte laut DAV seit 45 Jahren und sei verbindlicher Teil des Landesentwicklungsprogramms Bayern. Als international viel beachtetes Instrument zur Raumplanung bewahre es die bayerischen Berge als attraktives Ziel für Natursportler und Erholungssuchende und zugleich als bedeutender Schutzraum für Flora und Fauna. Bis in die 1970er Jahre waren viele große Erschließungsprojekte in den Bayerischen Alpen geplant – zum Beispiel Bergbahnen am Watzmann, Geigelstein, Rotwand, Hochgern, Innzeller Kienberg oder an der Garmisch-Partenkirchner Alpspitze.

Doch seit Inkrafttreten des Alpenplans 1972 seien nach Ansicht des DAV all diese Berge immer noch weitgehend frei von technischer Infrastruktur. Dies solle so bleiben.

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