Als Holzkirchen noch leer war

Die Vorbereitungen für das 1111. Gründungsfest des Marktes Holzkirchen laufen im Hintergrund auf vollen Touren. Auch Hans Widmann hat sich etwas Besonderes ausgedacht. Er will den Holzkirchnern einen Blick in die Vergangenheit ermöglichen.

Archivar Hans Widmann, hier links bei der Vorstellung der Festschrift, will den Holzkirchnern ihr altes Ortsbild präsentieren.

Lange Tradition und historisch gewachsen: Wenn Holzkirchen vom 14. bis zum 16. Juli 2017 seines über tausendjährigen Bestehens gedenkt, dann sind vor allem jene gefordert, die sich mit der Geschichte der Marktgemeinde beschäftigen. Der Wiesseer und Holzkirchner Archivar Hans Widmann hat sich deshalb ein besonderes Projekt vorgenommen.

Er möchte historische Karten und Ansichten von Holzkirchen präsentieren. Dafür hat er schon fleißig gesammelt. Alte Ansichten des Marktplatzes, des uralten Zentrums von Holzkirchen, werden im Mittelpunkt der Ausstellung stehen.

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Leeres Land

Wer sich schon vorher ansehen möchte, wie Holzkirchen früher besiedelt war, kann das auf der Seite des „Bayernatlas“ im Internet tun. Dort sind zwei alte Karten aus den Jahren zwischen 1808 und 1864 hinterlegt. Wählt man einen großen Maßstab (20 m – 100 m, einstellbar rechts durch die Zoom-Tasten, Maßstab angezeigt links unten auf dem Bildschirm), wird ein älterer Kartenausschnitt gezeigt.

Ab einem Maßstab von 200 m sieht man eine Karte, auf der bereits die Bahnstrecke und der Bahnhof eingezeichnet sind. Beide Karten zeigen, dass zu dieser Zeit außer den Häusern rund um Kirche und Markt kaum Gebäude vorhanden waren. Der neue Friedhof lag schon vor der Ortsgrenze. Otterfing war der nächste Ort. Dazwischen war leeres Land.

Bahnhof bedrohte die Fuhrunternehmen

Wie auch heute wurde das Holzkirchner Ortsbild auch damals von der Wirtschaft mitgeprägt. In Holzkirchen waren viele Fuhrunternehmen ansässig, erklärt Hans Widmann. Denn der Ort zog seine Bedeutung seit jeher daraus, dass er an der Kreuzung zweier bedeutender Verkehrswege lag: an einem Abzweiger der Salzstraße von Reichenhall Richtung Tölz und Weilheim und an der Nord-Südverbindung von München Richtung Alpen und Italien.

Das Transportgewerbe war deshalb in Holzkirchen ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Holzkirchens Motto “Wir liegen richtig” galt also auch schon vor über 200 Jahren. Der neue Bahnhof drohte dieses Gewerbe aber zu gefährden: Die Fuhrunternehmer fürchteten die Konkurrenz durch die neue Eisenbahn.

Sie sorgten daher dafür, dass die Bahn außerhalb des Ortes blieb. Deshalb wurde der Bahnhof weit vor der Ortsgrenze errichtet. Zum Leidwesen der Fuhrleute entwickelte sich der Ort aber seither zum Bahnhof hin und weit über ihn hinaus. Die Epoche des alten Fuhrwesens mit Karren, Ochsen und Pferden ging unaufhaltbar ihrem Ende entgegen.

Holzkirchens Ortskern auf einer Karte von 1811 / Quelle: Archiv der Marktgemeinde Holzkirchen

Diese historische Entwicklung hat noch bis heute Auswirkungen auf die Marktgemeinde. Wie nicht erst im jüngst vorgestellten Ortsgestaltungskonzept festgestellt wurde, fehlt es Holzkirchen an einem klar definierten Ortskern. Durch das Wachstum in Richtung Bahnhof entstand das für Holzkirchen charakteristische, langgezogen Ortsbild.

Wer auf der Karte des Bayernatlas zwischen der Ansicht „Historische Karten“ und „Webkarte“ rechts oben am Bildschirm springt, kann die alten Ansichten und die heutige Ansicht hier auch selbst miteinander vergleichen.

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