Als ob in Gmund das iPhone vorgestellt wird

Einen solchen Auflauf – “nur” wegen Klamotten – kann Man(n) sich kaum vorstellen. Bereits vor 9 Uhr bilden sich Schlangen vor den Eingangstüren des Neureuthsaals in Gmund. Der Tölzer Berg ist eine halbe Stunde vorher zugeparkt. Szenen, wie man sie nur vom Tegernseelauf her kennt.

Kaum werden die Tore geöffnet, strömen rund 250 Mütter in den Festsaal, um so ihre Chance zu erhöhen, das vermeintlich beste Schnäppchen zu ergattern. Wir sind auf einer Art Basar, bei dem es gebrauchte Klamotten und Spielzeug für die Kleinsten zu günstigen Preisen zu kaufen gibt.

„Als ob heute der Weltöffentlichkeit hier in Gmund das neue iPhone 5 vorgestellt werden würde“, meint einer der wenigen männlichen Anwesenden, der sein Kind fest im Arm hält. Seine Frau ist kaum mehr zwischen den vielen Tischreihen im gut gefüllten Festsaal zu sehen. “Mal schaun, wann ich Sie wieder finde.”

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Riesige Auswahl

Die Situation ist schwer zu beschreiben. Alle Anliegerstraßen rund um den Neureuthsaal sind zugeparkt. Immer mehr Frauen strömen in Richtung Basar. Andere verlassen bereits wieder das Gebäude. Vollbepackt mit Pullis, Skihosen und Mützen.

„Die Auswahl ist noch groß genug. Keine Sorge. Sie bekommen sicher noch was“, sagt uns eine der Schnappchenjägerinnen und lädt die gerade erworbenen Klamotten in den Kofferraum ihres Autos. Ein zufriedenes Lächeln umspielt ihr Gesicht. “In einem Monat ist der nächste Markt in Tegernsee. Da bekomm ich sicher noch den Rest, den ich für meine Kleine brauche.”

Hosen, T-Shirts, Socken, Lätzchen, Jacken in nahe zu allen Größen liegen noch aus. Selbst voll funktionsfähige Kinderwägen gibt es hier zu erwerben. “Alles fast wie neu”, sagt uns eine weitere Frau, die sich gerade durch die Hosenabteilung wühlt.

Lange Tradition

Im Eingangsbereich finden wir die Organisatorin des Kleinkindermarktes. Renate Reitheimer erzählt uns ein wenig zu der Geschichte des Basars: “Der vom Kinderschutzbund veranstaltete Kleinkindermarkt, der ursprünglich 1989 in Gmund von Carlotte Weinhoff in Leben gerufen wurde, löst jedes Mal aufs Neue einen solchen Ansturm aus“, weiß die Sozialpädagogin.

Die Organisatoren Renate Reitheimer freut sich immer wieder aufs neue über den großen Ansturm.
Die Organisatoren Renate Reitheimer freut sich immer wieder aufs neue über den großen Andrang.

Alles würde hier sehr zivilisiert und geordnet ablaufen. „Auch wenn man als Mann da durchaus einen falschen Eindruck gewinnen könnte“, sagt Reitheimer mit einem lachenden Auge.

Das können wir bestätigen. Im Gegensatz zum echten iPhone-Start muss hier auch niemand campieren. Die Regeln sind klar: Wer schwanger ist, darf bereits um 8 Uhr in den Saal. Damit haben diese Frauen auch die besten Chancen die größten Schnäppchen zu machen. Wenn um Punkt 9 Uhr der Saal für die Öffentlickeit geöffnet wird, zählt das Prinzip “Wer zuerst kommt, mahlt zuerst”.

Dabei können sich alle, die beim Kindermarkt einkaufen, prinzipiell gut fühlen. Und das nicht nur wegen der erbeuteten Schnäppchen. Teile der Erlöse würden laut Reitheimer, einem guten Zweck zugeführt. Einkaufen und dabei Gutes tun, dafür kommt man auch gerne mal morgens kurz vor 9 in den Neureuthsaal.

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