Als Sondermüll nach Sachsen-Anhalt?

An der Mündung der Rottach liegen zehntausende Kubikmeter Schlamm im Tegernsee. Die Schwaighofbucht wurde zur Problembucht. Nun soll sich der Tegernseer Stadtrat mit einer Methode auseinandersetzen, die den Schlamm einfach verschwinden lässt.

Keiner weiß, wie man mit dem Schlamm in der Schwaighofbucht am besten umgeht.

Das Unterfangen, die Schwaighofbucht irgendwann wieder in einen Badestrand zu verwandeln, gestaltet sich schwierig. Angefangen hatte alles mit einer Unterschriftenliste vor drei Jahren. Über 1.400 Bürger unterstützen mittlerweile den Plan, den verschlammten Bereich wieder badetauglich zu machen. Vor drei Wochen befasste sich der Verein „Rettet den Tegernsee“ mit dem Thema im Rahmen einer öffentlichen Versammlung – nur einen Steinwurf von der Bucht entfernt.

Das Fazit: Ein Entfernen des Schlamms ist möglich. Bereits in der Vergangenheit wurde die Bucht ausgegraben, und der Schlamm abtransportiert. Die Kosten beziffern Experten auf rund 13 bis 15 Euro pro Kubikmeter. Über die Menge an Schlamm, die in der Bucht lagert, gehen die Meinungen auseinander. Zwischen 60.000 und 120.000 Kubikmeter sollen es mindestens sein. Ein Volumen, das allerdings mit „einem Faktor X“ multipliziert werden muss. Denn wie Fachleute betonen: Mit dem Schlamm wird auch Wasser abgepumpt. Dementsprechend teuer ist die Lösung des Ausbaggerns. Rund 4,7 Millionen Euro dürften es im günstigsten Fall werden.

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Tausende Kubikmeter Sondermüll?

Mit 216.000 Euro deutlich weniger teuer war die ebenfalls vorgestellte Methode der Firma Söll Tec. Deren Ansatz: In der Bucht soll ein Präparat eingesetzt werden, dass über Mikroorganismen den Faulschlamm zersetzt. Möglicherweise könnten so die Probleme in der Schwaighofbucht gelöst werden, erklärte Peter Schiffmann in der Stadtratssitzung am vergangenen Dienstag. Man wolle als SPD einen Antrag stellen, damit sich die Stadt mit den vorgestellten Methoden erneut befasst.

Für Bürgermeister Johannes Hagn (CSU) bräuchte es den Antrag gar nicht. Der Rathauschef machte in drei Punkten klar, dass aus seiner Sicht ein Eingriff zur Bekämpfung des Schlamms äußerst schwierig werden dürfte. So sieht Hagn nicht nur die abfallrechtliche Problematik und sogenannte geogene Gefahren eines möglichen Schlamm-Aushubs, sondern stellt vor allem klar, dass die Wasserentnahmen-Richtlinie die Frage aufwirft, ob man überhaupt in einer solchen massiven Form in den See eingreifen dürfe. Da gehe es nicht nur um den Schlamm, sondern auch um die Pflanzen und die Tiere.

“Wir rechnen hier in der Bucht mit mindestens 60.000 Kubikmeter Schlamm”, verdeutlichte Hagn die Größe des Szenarios. Alleine mit den 80 Kubikmetern Aushub des Wiesenbachs habe man viel Aufwand und hohe Kosten gehabt. Das ausgebaggerte Material sei am Ufer getrocknet und gelagert worden. Nachbarn hätten sich beschwert. Ein erstes Kostenangebot für die Entsorgung beläuft sich auf rund 27.000 Euro.

Da sprechen wir über 80 Kubikmeter Schlamm, und nicht mehrere zehntausend wie in der Schwaighofbucht.

Dabei habe man zusätzlich festgestellt, dass der Wiesenbach-Aushub mit hohen Mengen an Kupfer und Zink belastet sei. Nun müsse das Material als Sondermüll entsorgt werden. Man stelle sich nur mal vor, so Hagn abschließend, wenn der Schwaighofbucht-Schlamm zu Spezialdeponien gebracht werden müsse – und die in Nürnberg seien beispielsweise voll. “Was ist das für eine Ökobilanz, wenn man den Schlamm aus dem Tegernsee zu einer Deponie nach Sachsen-Anhalt fahren muss!?”

Die Stadt will nun abwarten, bis alle Fachbehörden angefragt wurden, und diese ihre Stellungnahmen abgegeben haben. Erst dann, so Hagn, könne man eine sinnvollen Weg beschließen. “Ob das jetzt ein Jahr länger dauert oder nicht, macht keine Unterschied mehr.”

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