Am Scheideweg: Georg von Preysing

Sein Politikstil ist der eines „Machers.“ In seiner 17-jährigen Amtszeit als Bürgermeister von Gmund hinterließ Georg von Preysing zwar „ab und zu eine verletzte Seele“, so heißt es, aber im Großen und Ganzen hatte „Schorsch“ alles fest im Griff. Jetzt warten alle auf seine Entscheidung.

Der amtierende Bürgermeister Georg von Preysing am Entscheidungsweg: Bleibt er an der Macht oder nicht?

Die Chancen stehen noch immer fifty-fifty. Im Gmunder Gemeinderat rätselt man wie gehabt, ob Bürgermeister Georg von Preysing im kommenden Jahr für eine weitere Kandidatur zur Verfügung steht. Die heiße Phase beginne erst, wenn der Bürgermeister seine Entscheidung verkünde, wie SPD-Gemeinderäting Barbara von Miller jüngst erklärte. Auch sie gilt als mögliche Kandidatin.

Doch Georg von Preysing hat sich noch immer nicht geäußert. „Unser Bürgermeister wird zu gegebener Zeit von sich aus die Presse informieren“, heißt es seitens des Gmunder Geschäftsleiters Florian Ruml auf Nachfrage. Eine Entscheidung solle wohl aber noch im Oktober fallen. So bleibt die Bürgermeisterkandidatur 2018 weiterhin spannend.

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Gegenwind für Georg von Preysing

Während von Preysing 2012 noch der einzige Kandidat für den Chefsessel war, wird es dieses Mal Alternativen geben. Erst kürzlich sind die Freien Wähler (FWG) mit ihrem Kandidaten Alfons Besel ins Rennen gestartet (wir berichteten). Der 51-Jährige arbeitete 31 Jahre lang im Gmunder Rathaus, bevor er Anfang 2015 als Hauptabteilungsleiter zum Landratsamt Miesbach wechselte.

Ein möglicher Gegenkandidat ist auch SPD-Gemeinderat Johann Schmid. Eindeutig Handlungsbedarf bestehe seiner Meinung nach beim Themen wie Energiewende und Nachhaltigkeit. Seit Jahren rede man zwar darüber, aber „da passiert in Gmund viel zu wenig“, findet er. Gemeinsam mit den Bürgern eine Lösung zu entwickeln, stehe für ihn im Vordergrund.

Angesprochen auf Georg von Preysing sagt Schmid, dieser bevorzuge eher den „Politikstil des Machers“. Ganz besonders bei solchen Themen, die ihm wichtig sind. Dominanz bewirke aber Konfrontationen und schaffe Fronten, ist Schmid überzeugt. Nicht jeder könne deshalb mit der Art des Bürgermeisters umgehen. Mitunter habe von Preysing „die ein oder andere verletzte Seele“ während seiner Amtszeit zurückgelassen.

Auch SPD stellt Kandidaten

Ob Schmid als Bürgermeisterkandidat für die SPD ins Rennen geht – oder doch Barbara von Miller – das entscheidet sich bei der Aufstellungsversammlung im November. Stillschweigen auch bei den Grünen: Laura Wagner und ihre Mutter Helga Wagner wollen sich ebenfallss erst zu gegebener Zeit äußern, ob sie einen Kandidaten benennen oder doch lieber einen anderen unterstützen.

In der CSU-Fraktion ist man von der Arbeit von Georg von Preysing weitestgehend überzeugt. Zumindest Josef Berghammer findet das, was von Preysing bisher für Gmund geschaffen hat, „relativ gut“. Angefangen von den Einheimischen-Programmen bis hin zu den Kindergärten und Schulen. „Sicherlich gibt es immer ein Für und Wider. Aber das „Für“ überwiegt.“

Von Preysing selbst zögert noch

Und von Preysing selbst? Für ihn sollte 2018 nach eigenen Angaben eigentlich Schluss sein. Immerhin leitet er seit 17 Jahren die Geschicke der Gemeinde und ist mit 64 Jahren für eine erneute Kandidatur mit sechsjähriger Amtszeit schon fast zu alt. Aber eben nur fast. Denn bei einem erneuten Amtsantritt am 1. Mai 2018 hätte von Preysing das 65. Lebensjahr noch nicht vollendet. Und 2020 wird die Höchstaltersgrenze per Gesetz von 65 auf 67 Jahre angehoben.

Sollte von Preysing also erneut kandidieren, wäre eine verkürzte Amtszeit des Bürgermeisters die Alternative. Darüber müsste dann der Gemeinderat entscheiden. Doch scheinbar ist der CSU-Politiker selbst hin und her gerissen, ob er erneut auf den Chefsessel gewählt werden will. Sonst hätte er sich schon längst erklärt, ist sich Johann Schmid (SPD) sicher.

Für von Preysing ist es eine Entscheidung, die auch gut überlegt sein will. Schließlich hat der CSU-Politiker ein Arbeitspensum zu bewältigen, bei dem bisher nur sehr wenig Zeit für die Familie samt zwölf Enkelkindern blieb.

Eventuell doch „Staffelübergabe“?

„Eine Riesenfamilie, die betreut werden muss“, wie er einmal in einem Interview erklärte. Und schließlich gibt es da noch die Hobbys des Rathauschefs: Das Jagen und der Sport. Doch mit seinem Ausscheiden wäre die „Arä Preysing“ nicht zu Ende. Denn der nächste aus dem Clan sitzt schon in den Startlöchern: Franz von Preysing, CSU-Gemeinderat und Sohn des noch amtierenden Bürgermeisters.

Doch bislang hegte dieser keine offenen Ambitionen, die Nachfolge anzutreten. Ob er dennoch für eine „Staffelübergabe“ zur Verfügung steht, bleibt abzuwarten. Noch wartet auch er – wie alle von der CSU-Fraktion – die offizielle Entscheidung seines Vaters ab. Erst dann werde die CSU sich äußern, sagt Franz von Preysing auf Nachfrage.

Spielbank-Abgabe ist eine „Herzensangelegenheit“

Sollte sich Georg von Preysing für eine weitere Amtsperiode entscheiden, dürfte der Stresspegel für ihn zukünftig nicht kleiner werden. Münchner, die am Tegernsee bauen wollen, Wohnraum, der immer knapper wird. Hinzu kommen die Konflikte mit den Landwirten.

Als Bürgemeister ist der CSU-Politiker im Laufe seiner Amtszeit gefordert gewesen, alle Interessen in seiner Heimatgemeinde unter einen Hut zu bringen. Er setzte den Schwerpunkt auf Familien- und Kinderfreundlichkeit. Einheimischen-Programme – wie am Landbaderfeld – und auf eine Politik, die darauf abzielt, Grundstücke zu sichern und im Flächennutzungsplan nicht allzu viel Bauland auszuweisen.

Der „Georg-von-Preysing-Weg“ bleibt im Gedächtnis

Großprojekte wie Kaltenbrunn, der Maximilian oder der Kreisel hatte von Preysing zu bewältigen. Um die Spielbank-Abgabe kämpft er noch immer. Ein Hotel am Bahnhofsareal – das wäre noch eine Herzensangelegenheit zum Ende seiner über 30-jährigen politischen Karriere.

Im Laufe der Zeit hat der CSU-Politiker viel Kritik einstecken müssen. Zuletzt wegen des Lücken-Radwegs zwischen Dürnbach und Finsterwald, der den Rathauschef zum „ZDF-Hammer der Woche“ werden ließ. Harmonischer lief dagegen größtenteils in den Gemeinderatssitzungen ab.

Am 30. Oktober trifft sich der CSU-Ortsverband. Spätestens dann muss Georg von Preysing eine Entscheidung getroffen haben. Und wie alle in Gmund wissen: Der “Schorsch” entscheidet.

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