Angeklagt wegen versuchten Mordes

Der brutale Raubüberfall, der sich Anfang 2014 in Rottach-Egern ereignet hat, versetzte das Tal in Angst und Schrecken. Heute, fast zwei Jahre später, müssen sich die Tatverdächtigen vor dem Münchner Landgericht nicht nur wegen schwerem Raubüberfall, Körperverletzung und Hehlerei, sondern auch wegen versuchten Mordes verantworten.

Die Tatverdächtigen (v.l.n.r.): Thomas W., Igor W., Ralf K.
Die Tatverdächtigen (v.l.n.r.): Thomas W., Ingo W., Ralf K.

Mit Blitzlichtgewitter wurden die vier Angeklagten heute im Sitzungssaal empfangen. Um nicht erkannt zu werden, hält Ingo W. schützend eine Mappe vor das Gesicht. Seinen Kopf versteckt der 42-Jährige unter einer Kapuze. Er und sein Bruder, Thomas W. stehen seit heute wegen versuchten Mordes und schweren Diebstahls vor Gericht.

Opfer traktiert und gefesselt

Fast zwei Jahre ist der brutale Raubüberfall in einer Rottacher Villa nun her. Doch den 8. Januar 2014 werden die beiden Eheleute Dagmar und Heinz J. wohl ihr Leben lang nicht mehr vergessen. Es war ein Mittwochabend, an dem sich die Rottacherin in der Küche ihr Essen zubereiten wollte, als sich zwei maskierte Männer über die Balkontür Zugang ins Haus verschafften.

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Als ihr Mann den Alarm auslösen wollte, schnitt Thomas W. ihm den Weg ab. Er überwältigte Heinz J. mit einem Pfefferspray und trat ihn massiv mit den Füßen, bis dieser schwer verletzt am Boden lag. Anschließend ließen sich die maskierten Männer den Tresorschlüssel aushändigen und fesselten das Ehepaar mit Kabelbindern und Gürteln an Stühlen.

Die Tatverdächtigen nahmen sämtliche Wertgegenstände mit, die sie finden konnten. Den beiden Opfern rissen sie die Rolex-Armbanduhren direkt vom Handgelenk. Neben dem Bargeld aus dem Tresor stahlen die beiden Maskierten unter anderem Schmuck, zwölf Uhren und Luxusmodeartikel – Eine Beute im Wert von 256.000 Euro.

Teures Meissner Porzellan gestohlen

Des Weiteren hatten es Thomas und Ingo W. auf das teure Meissner Porzellan des Rottacher Ehepaars abgesehen. Die mutmaßlichen Täter erbeuteten Gegenstände aus den Jahren 1720 bis 1750 im Wert von rund über eine Millionen Euro. Die Beute transportierten die beiden Brüder aus Lünen in sechs Louis Vuitton Taschen und fuhren mit dem Audi von Dagmar J. zum Tegernseer Zentralparkplatz.

Dort flohen die Männer mit einem anderen Fahrzeug und ließen die Opfer gefesselt zurück. Weil die Tatverdächtigen von der Herzkrankheit der Ehefrau wussten und den Mann schwer verletzt zurückließen, werden die Angeklagten des versuchten Mordes bezichtigt.

Organisierte Bandenkriminalität

Urheber des brutalen Raubüberfalls ist der 56-jährige Ralf K. aus Dortmund, ein langjähriger Freund des Einbrecher-Duos. Weil der Dortmunder ein Ferienhaus am Tegernsee hatte, gelang es ihm Kontakt zu wohlhabenden Leuten herzustellen. Als Gast auf einer Geburtstagsfeier des Rottacher Ehepaars erfuhr Ralf K. von dessen Besitztümern und dem wertvollen Porzellan. Thomas W. erklärt in seiner Stellungnahme:

Ich habe Geld gebraucht. Ralf meinte, er könne mir einen Tipp geben, wo es was zu holen gäbe.

Um die Tat vorzubereiten fuhr Thomas W. einige Male an den Tegernsee, um das Anwesen und den Tagesablauf des Ehepaares zu beobachten. „Als mir klar wurde, dass ich einen Raubüberfall nicht alleine durchführen kann, suchte ich nach einem Mittäter“, so Thomas W. Diesen fand er in keinem Besseren als seinen Bruder, der selbst schon wegen Drogenkonsum und Drogenhandel fünf Jahre im Gefängnis saß. Auf die Frage des Gerichts, welches Betäubungsmittel er früher konsumiert habe, antwortete Ingo W.:

Ich habe ganz normale Drogen genommen…Ein bisschen Haschisch, auch ein bisschen Kokain, ein bis drei Gramm die Woche.

Seit seiner Entlassung aus der Inhaftierung im August 2007 gibt Ingo W. an, bis auf zwei Rückfälle keine Drogen mehr zu nehmen.

Antiquitätenhändler wegen Hehlerei angeklagt

Weil Ralf K. die gestohlenen Porzellanstücke an einen westfälischen Antiquitätenhändler verkauft hat, muss sich dieser nun unter anderem wegen Anstiftung zum schweren Raub und gewerbsmäßiger Hehlerei verantworten. Auch der 75-jährige Händler, der die Hehlerware angekauft hat, sitzt vorerst werden gewerblicher Hehlerei auf der Anklagebank.

Am Dienstag, den 17. November wird der Antiquitätenhändler Bernd K. vor Gericht aussagen. Für den Prozess sind insgesamt 13 Verhandlungstage angesetzt. Mit einem Urteil können die Angeklagten demnach frühestens im Januar rechnen.

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