Gerüche, die “nach Pisse stinken”

Ein Anwohner prangert den Geruch von Evi Tremmels Semmeln an, schaltet einen Anwalt ein und löst damit deutschlandweite Medienberichte und einen regelrechten Shitstorm aus. Jetzt spricht der Anwalt der Bäckereiduft-Gegner, Heino von Hammerstein.

Evi Tremmel vor ihrer Bäckerei in Rottach-Egern.

Dutzende Medien haben mittlerweile über den kuriosen Fall berichtet. „Weil die Brötchen duften – Neue Nachbarn drohen Traditionsbäckerei mit Anwalt“, titelt beispielsweise heute der Berliner Kurier. Dazu kommen Radiostationen wie Antenne Bayern, die in ihrem Bericht auf die „Fassungslosigkeit in der Backstube“ eingehen.

Während ganz Rottach-Egern hinter Evi Tremmel steht und seine Solidarität ausdrückt, nehmen die wüsten Beschimpfungen gegen das angeblich erst kürzlich zugezogene Ehepaar, das eine Dachgeschosswohnung neben der Bäckerei gekauft hat, kein Ende.

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„Das ist ganz und gar nicht lustig. Mein Mandant war heute schon im Krankenhaus“, teilt Heino von Hammerstein, Zweiter Bürgermeister von Tegernsee und Anwalt der beiden heute telefonisch mit. Es gebe auch keine Klage, sagt er. Das sei alles „Aufbauscherei“.

Es handele sich bei dem Ehepaar auch nicht um Zugereiste, sondern um ein älteres Ehepaar, das schon langjährig im Tegernseer Tal wohne. Seine Mandanten seien nicht streitlustig, sondern lediglich um ihre Gesundheit besorgt. Jede Nacht werden sie durch Gerüche wach gehalten, die alles andere als wohlriechend seien.

Gespräche verliefen erfolglos

Die Abluft aus der Backstube von Evi Tremmel gelange bislang ungefiltert aus der Backstube ins Freie und sammle sich unter dem Dachvorsprung der Eigentumswohnung des Ehepaares. Mittel, die beispielsweise bei der Herstellung von Laugenbrezen verwendet werden, seien gesundheitsschädigend, unangenehm und würden “nach Pisse stinken”, sagt von Hammerstein.

Solche Gerüche werden “unter den Teppich gekehrt”. “Da sich die Bäckerei in einem Wohnmischgebiet befinde, müsse man daher auf die Belange der Nachbarschaft ein „Stück weit Rücksicht nehmen“ heißt es von seiten der Anwaltskanzlei.

Frau Tremmel habe Gespräche strikt abgelehnt, so der Anwalt, deshalb habe man sich an ihn gewandt und gemeinsam ein Schreiben verfasst mit der Bitte, derartige Geruchsbelästigungen künftig zu unterlassen. Eingeräumt worden sei eine 14-tägige Frist. Doch bisher habe Frau Tremmel „keine Problemeinsicht“ gezeigt.

Ein Schornstein als Lösung

Sein Vorschlag, um das Problem zu lösen: Ein höher aufragender Schornstein oder Abluftschacht, da dieser im Gegensatz zu einem Filter kostengünstiger sei. Dass sich sein Mandant an den Kosten beteilige, schließe er nicht aus. Das hänge allerdings ganz von der Maßnahme ab, die ergriffen wird.

Mit einem Schild haben einioge Rottacher ihre Solidarität zu Evi Tremmel ausgedrückt.

Auf jeden Fall wünsche man sich eine Einigung, die dem Ortsfrieden dient. Wegen des Shitstorms habe das Ehepaar inzwischen Angst, sich durch Rottach zu bewegen, so von Hammerstein. Die Geschichte sei einfach zu stark eskaliert.

Es gebe sogar schon Überlegungen, die Dachgeschosswohnung, die als Alterssitz gedacht war, wieder zu verkaufen. Indes hatte Evi Tremmel moralische Unterstützung beim Bürgermeister eingeholt und angekündigt, in dieser Angelegenheit nichts unternehmen zu wollen.

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