Anwohner beklagen Kahlschlag

Die am Montag einsetzenden Sanierungs- und Baumfällmaßnahmen an der Rottach haben empörte Anwohner und Naturschützer auf den Plan gerufen. Sie kritisieren den Kahlschlag und das augenscheinlich rabiate Vorgehen des Wasser- und Wirtschaftsamtes Rosenheim.

Die Umgestaltungsmaßnahmen an der Rottach haben gestartet. Erkrankte Bäume werden ebenfalls gefällt.
Die Umgestaltungsmaßnahmen an der Rottach haben gestartet.Nicht schön, aber wichtig: Erkrankte Bäume werden ebenfalls gefällt.

Pünktlich um acht in der Früh ging es am Montag los. Schweres Baugerät rückte an der Rottach unterhalb der Brücke an der Kühzaglstraße an. Kies wurde abgeladen, Kettensägen kreisten, Bäume wurden gefällt. Für Anwohner Fred Huber ein Alptraum-Szenario, mit dem er in dieser Form nicht gerechnet hatte. Insbesondere der Kahlschlag ärgert ihn sehr: „Ich wusste von alldem nichts. Noch vor einiger Zeit hieß es, dass hier nichts passieren würde. Und als nächstes sehe ich hier alles ausrasiert.“

Kurzweiliger Baustopp

Huber rief die Polizei, um die Maßnahme in letzter Minute zu verhindern. Einen kurzweiligen Baustopp konnte er noch erzwingen – danach wurden die Arbeiten in vollem Umfang wieder aufgenommen. Die ganze Aktion hat auch Gerhard Haas wachgerüttelt. Er ist zwar kein unmittelbar betroffener Anwohner, aber Naturschützer aus Leidenschaft und sieht nun Flora und Fauna in Gefahr.

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In einem Schreiben, das der TS vorliegt, wendet er sich an Christiane Obermüller, Bauamtsleiterin der Gemeinde Rottach-Egern. Darin führt er aus: „Die Bepflanzung der Uferböschungen und Dammwege mit zum Teil alten, großen und wertvollen Bäumen, sowie Gehölzen, Büschen wird weit überwiegend geopfert. Der Alleen-Charakter verschwindet, das Schattenspenden hört auf, die Vögel müssen woanders hin, die fliegenden Plagegeister werden zunehmen.“

Keine Absprache mit den Bürgern?

Gerhard Haas fühlt sich hintergangen. Er bezieht sich auf eine Aussage des Rottacher Bürgermeisters von November 2015, der damals versichert habe, dass der Ausbau des Rottacher Bachbettes im Rahmen des Hochwasserschutzes Ende 2016 fortgesetzt werde. „Bäume würden erst nach den Brutzeiten der Vögel gefällt, hieß es. Der Bürgermeister teilte uns ferner mit, dass diese erst in Absprache mit den Anwohnern erfolgen sollten“, erinnert er sich.

Dass gefällte Bäume kein schöner Anblick sind, insbesondere in dieser hohen Stückzahl – dafür hat die Baumatsleiterin Verständnis. Sie erklärt aber, dass es hier aller Wahrscheinlichkeit nach zu einem Kommunikationsmissverständnis gekommen sei: „Die Baumfällaktion hat rein gar nichts nichts mit den Schutzmaßnahmen gegen Hochwasser zu tun, die in den Zuständigkeitsbereich der Gemeinden Tegernsee und Rottach fallen. Bei dem anberaumten Zeitplan mit Herbst 2016 bleibt es. Die Arbeiten beginnen dann im unteren Bereich zwischen Rottach und Tegernsee und erstrecken sich hoch bis zur Tuften-Brücke.“

Bäume sind erkrankt

Bei dem am Montag gestarteten Bauarbeiten handle es sich dagegen um eine Maßnahme, die von Landratsamt und Wasserwirtschaftsamt (WWA) Rosenheim in Auftrag gegeben worden sei. „Im Grunde sind es zwei Maßnahmen“, sagt Obermüller. „Das eine sind Umgestaltungsarbeiten, die das WWA durchführt. Hierbei geht es um eine stückweise Sanierung der maroden Uferbefestigung. Die Behörde installiert dafür Wasserbausteine, um den Hang zu stabilisieren. Zeitgleich lässt das Landratsamt auf dem Damm von einem Pilz befallene Bäume fällen. Diese sind krank und müssen weg.“

Eine Überraschung waren die Arbeiten indes nicht: Baumfällaktion und Sanierungsmaßnahme habe man in einer Pressemitteilung im Dezember angekündigt. Lediglich der Pilzbefall sei in der Öffentlichkeit nicht kommuniziert worden. Daher, so die Bauamtsleiterin, sei es gut möglich, dass die Bewohner die gefällten Bäume mit den Maßnahmen zum Hochwasserschutz in Verbindung gebracht hätten.

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