Asyl-Helfer brauchen Hilfe

Essen verteilen, Kleidung sortieren, bei Behördengängen begleiten: Viele Helfer im Tegernseer Tal sind seit Monaten im Dauereinsatz für Flüchtlinge. Ab Januar soll deren Zahl weiter steigen. Reicht dann noch die Zahl der Freiwilligen?

Helfer wie
Dr. Otmar Straßmüller bei der Untersuchung eines Asylbewerbers in der Gmunder Flüchtlingsunterkunft.

Ein Problem sei, wie immer wieder verbreitet wird, dass sich Helfer im Dauereinsatz mitunter selbst überfordern und dann irgendwann resignieren würden. Diesem Hinweis ist die Tegernseer Stimme in drei Gemeinden nachgegangen – in Bad Wiessee, Tegernsee und Rottach-Egern.

Im Rottacher Ortsteil Birkenmoos laufen derzeit die Vorarbeiten zur Errichtung der Traglufthalle, die etwa 120 Asylbewerbern dauerhaft als Herberge dienen soll. Damit der neu gegründete Helferkreis um die Gemeinderätin Gabriele Schultes-Jaskolla (FWG) dies auch bewältigen kann, werden noch zahlreiche Freiwillige gebraucht.

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„Es hat sich ganz gut entwickelt, aber wir könnten noch Hilfe brauchen“, appelliert die Rottacherin an ihre Mitbürger. „Aktuell haben wir neben dem zehnköpfigen Organisationsteam rund 35 aktive Helfer, davon ist aber ein ganzer Schwung zeitlich eingeschränkt“, so Schultes-Jaskolla. Und der Bedarf an Freiwilligen wird noch höher eingeschätzt.

Rottach: Bislang 25 statt 50 Freiwillige

Vermutlich 50 und mehr Ehrenamtliche dürften erforderlich sein, heißt es aus dem Helferkreis. „Ob dies für die Betreuung in der Halle ist oder für den Deutschunterricht. Wir bräuchten noch Freiwillige für alle Funktionen“, stellt Schultes-Jaskolla fest. Seit dem Aufruf bei der Bürgerversammlung Anfang Dezember hätten etwa 25 Personen ihre Mithilfe zugesagt. Die 50 Helfer habe man vielleicht bis zum Treffen des Helferkreises Ende Januar erreicht, hofft sie.

Bis dahin sei in der Organisation noch einiges vorzubereiten, egal ob bei Sachspenden oder in der Kleiderkammer. „Wir werden hier auf die Erfahrungen der anderen Helferkreise vertrauen“, erzählt Schultes-Jaskolla, „dann wird sich zeigen, wer tatsächlich wo sein kann“. Weitere Interessenten sollten doch bitte einen Blick auf die neue Homepage des Helferkreises werfen: www.rottach-egern-hilft.de/ oder im Bürgermeisterbüro anrufen.

Tegernsee: Keine Entwarnung

In Tegernsee haben etliche Helfer eine kurze Verschnaufpause. Denn mit dem Umzug von 52 Asylbewerbern in die Wohncontainer nach Warngau dürfte sich die Lage in der Turnhalle vorübergehend etwas entspannt haben. Das gilt auch und vor allem für den Arbeitsaufwand der Helfer.

Derzeit seien in der Turnhalle noch 111 Flüchtlinge untergebracht. Trotz der vielfachen Polizeieinsätze vor Ort, nehme das Engagement des Helferkreises keinen Schaden, es sei nach wie vor da, versichert Geschäftsleiter Hans Staudacher:

Es werden eher mehr bei uns, als weniger. Trotz der Vorfälle in der Turnhalle, die aber nicht den Helferkreis betreffen. Bei uns ist mit den Helfern noch nie etwas passiert.

Etwa 40 bis 50 Helfer seien in Tegernsee registriert. „Regelmäßig vor Ort sind davon etwa 15 bis 20 Freiwillige. Die anderen sind zur Stelle, wenn zum Beispiel Fahrdienste angesagt sind“, so Staudacher, “Ich glaube, wir haben da im Helferkreis eine ganz gute Struktur, damit Einzelne nicht überlastet werden.“

„Es ist meiner bisherigen Erfahrung nach ganz normal, dass Helfer wechseln“, ergänzt Bürgermeister Johannes Hagn (CSU), „das hatten wir bei den Koordinatoren des Tegernseer Helferkreises ja schon erlebt“.

Wie sich die Tegernseer Turnhalle weiterentwickelt, wenn die Rottacher Traglufthalle kommt „steht noch in den Sternen“, gibt Staudacher zu bedenken. „Das große Ziel des Landratsamtes sei es, die Turnhalle freizubekommen“. Einen fixen Zeitpunkt dafür gäbe es allerdings noch nicht.

Bad Wiessee: Banger Blick auf 2016

Auch auf der Westseite des Sees weiß man nicht, was Bad Wiessee künftig erwartet. „Wenn im nächsten Jahr eine neue Zuteilung ist, können wir nicht davon ausgehen, dass wir wieder minderjährige Jugendliche bekommen. Da wird ganz neu verteilt“, erklärt Sissi Mereis, die als Asylbetreuerin der Gemeinde den Helferkreis aus dem Rathaus organisiert.

Bislang kümmert sich ihr harter Kern von etwa 20 Mitstreitern um 43 minderjährige Flüchtlinge. Die Resonanz sei eigentlich ganz gut. Wie in jeder Gemeinde seien am Anfang etliche Neugierige bei der Info-Veranstaltung dabei. Daraus kristallisiere sich dann ein fester Kern von Helfern, die dabei bleiben, weiß Mereis. „An sich läuft es bei uns ganz gut. Einen großen Wechsel haben wir noch nicht.“

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Da die Jugendlichen jetzt vormittags in der Schule unterrichtet würden, wären auch die Anforderungen etwas gesunken. „Es stehen aber auch keine Räume zur Verfügung, um mit ihnen in diesen Monaten irgendetwas anderes zu machen.” So waren 27 der Jugendlichen vor gut zwei Monaten bei der Wiesseer Feuerwehr und durften einen Nachmittag lang Gerätschaften ausprobieren und sich einen Überblick über die Aktivitäten der Feuerwehrler machen.

Doch solche Aktionen seien einfach zu spärlich gesät. Sollten Anfang des Jahres also wirklich deutlich mehr Menschen ins Tal kommen, muss sich auch der Helferkreis erweitern. Doch wo diese zusätzlichen ehrenamtlichen Helfer herkommen sollen, weiß man weder in den Gemeinden noch im Landratsamt.

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