Es ist zu eng

Seit vier Monaten leben 30 Asylbewerber in der alten Turnhalle in Tegernsee. Diese gilt nur als Notunterkunft, doch die Männer und Frauen müssen weiterhin auf ihre Asylanträge warten. Nun kommen acht weitere Flüchtlinge hinzu – den Asylbewerbern vor Ort wird’s zu eng.

Die Polizei hat den Flüchtlingen in der Tegernseer Turnhalle heute einen Besuch abgestattet
Die Polizei hat den Flüchtlingen in der Tegernseer Turnhalle heute einen Besuch abgestattet.

30 Männer und Frauen aus unterschiedlichen Ländern und Kulturen leben seit vier Monaten in der Tegernseer Turnhalle. Schon in der Vergangenheit beklagten die Asylbewerber die mangelnde Privatsphäre: Anfang dieses Jahres löste das Landratsamt Miesbach die Notunterkunft in Tegernsee auf. Seit April sind dort neue Flüchtlinge untergebracht.

Bisher verlief alles ruhig, doch heute kam es vor der Turnhalle zu einem großen Aufgebot: Polizei, Bürgermeister Johannes Hagn und Geschäftsleiter Hans Staudacher waren vor Ort. Iris Hof von der Mensa des Tegernseer Gymnasiums kennt den Grund:

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Die Polizei ist deshalb vor Ort, da sich die Asylbewerber sozusagen weigern, dass noch weitere acht Betten und somit acht weitere Asylbewerber in der Turnhalle untergebracht werden.

Denn das Landratsamt Miesbach teilte der Stadt Tegernsee weitere acht Flüchtlinge zu. Diese sollen im Laufe der Woche die Stadt erreichen. Auch Staudacher glaubt: „Begeistert sind die Asylbewerber vor Ort nicht.“ Das Aufbauen der acht neuen Betten wurde deshalb heute polizeilich begleitet.

Doch Bürgermeister Hagn erklärt, er habe bereits gestern mit den Asylbewerbern gesprochen. „Einige haben den Polizisten heute sogar geholfen, die Betten aufzustellen.“ Es verlief also alles friedlich. Dennoch sei laut Staudacher nun eine Grenze erreicht: „In der Halle gibt es jetzt wirklich keinen Platz mehr.“

Die Dauer der Unterbringung belastet die Asylbewerber. Vier Monate mit 29 weiteren Flüchtlingen auf engstem Raum zehrt an den Nerven. Auch der Pressesprecher des Landratsamts Miesbach, Gerhard Brandl, denkt, dass vier Monate eine lange Zeit sind: „Es ist ganz unterschiedlich, wie schnell die Bundesbehörde die Asylanträge bearbeitet.“ So lange müssen die Asylbewerber leider in der Notunterkunft bleiben.

Rottach als einzige Gemeinde ohne Asylbewerber

Eine Frage bleibt: Warum werden in anderen Gemeinden so viele Asylbewerber wie möglich untergebracht, in Rottach hingegen bisher kaum jemand? Brandl versichert, dass sich die Bürgermeister alle dazu verpflichtet haben, eine gewisse Anzahl an Flüchtlingen aufzunehmen. „Die Gemeinde Rottach scheint krampfhaft nach einer passenden Unterkunft zu suchen.“

Er schließt nicht aus, während der Schulferien ebenfalls die Turnhalle in Rottach-Egern zu nutzen. Der Druck seitens des Landratsamts auf die Gemeinden bestehe weiter. Doch auch Brandl hat eine leise Vermutung: „Die Gemeinde Rottach scheint sehr geschickt zu sein im Ausreden finden.“

Doch die Rottacher Gemeinde ist bereits aktiv geworden. Hagn bat Christian Köck, das syrische Ehepaar aus der Tegernseer Turnhalle unterzubringen. Grund dafür sei, dass die Eheleute in Tegernsee sehr isoliert lebten. Derzeit sind die beiden in einer Rottacher Gemeindewohnung untergebracht.

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