Das Kommunalunternehmen Alpenregion Tegernsee (ATS) steht vor einer finanziellen Herausforderung. 2017 wird der Landkreis die ATS nur noch mit 425.000 statt mit 850.000 Euro finanzieren. Harald Gmeiner, Vorstand des Kommunalunternehmens Alpenregion Tegernsee Schliersee (ATS) schlug dem Kreistag im gestrigen Wirtschaftsausschuss ein 3-Säulen-Finanzierungs-Konzept vor.
Die erste Säule besteht dabei aus der Kreisumlage von 425.000 Euro, die für allgemeine Aufgaben der Tourismus-Förderung verwendet werden soll, die zweite Säule aus einer Basis-Marketing-Umlage von 125.000 Euro. Die dritte Säule finanzieren Auftraggeber, Gemeinden, Landkreis sowie private Tourismuseinrichtungen wie beispielsweise Wanderhotels durch in Auftrag gegebene Projekte. Die Summe sei vom Umfang abhängig, erklärte ATS-Vorstand Harald Gmeiner.
Acht Vollzeitkräfte hat die ATS zur Zeit. 50 Prozent der Personalkosten sowie Bürokosten werden mit den Mitteln aus dem ersten Topf beglichen, die anderen 50 Prozent der Personalkosten aus Topf drei. Den Einwand, ob es einen „Plan B“ gebe, wenn keine Aufträge für Projekte da seien, um 50 Prozent der Personalkosten zu decken, wies Landrat Wolfgang Rzehak mit der Bemerkung zurück:
Wenn Aufträge kommen, ist Geld vorhanden. Wenn nicht, wird’s eingedampft.
Harald Gmeiner zeigt sich jedoch optimistisch: „Unter Umständen müssen wir finanziell umstrukturieren. Momentan schaut es finanziell sehr gut aus. Aber wir müssen schauen, dass Projekte reinkommen.“Ziel der ATS ist es, Doppelstrukturen abzuschaffen. Stattdessen setzt man auf Synergie-Effekte. Unternehmen sollen miteinander „verzahnt“, nicht ausgegrenzt werden.
Kompetenzen der Tegernseer Tal Tourismus GmbH (TTT) sollen nicht untergraben werden. Vielmehr gehe es um die Zusammenarbeit und Vernetzung von Leistungsträgern. Kommunen und Unternehmen sollen die ATS künftig als Servicegesellschaft wahrnehmen. „Wir überzeugen immer mehr und können durch gute Arbeit Kompetenz zeigen”, ist sich Gmeiner sicher.
Alpenüberquerung verkaufte sich 2000 Mal
Konzentrieren wird sich die ATS auf die Kompetenzfelder Marketing und Tourismus, Marktforschung sowie Projekt- und Produktentwicklung. Das laufende Jahr wurde dazu genutzt, touristische Angebote zu erarbeiten und durchzuführen. Die Erstellung eines umfangreichen Wanderwegenetzes, der Aufbau eines Wanderinformationssystems, eine digitale Schatzsuche und eine 24-Stunden-Wander-Trophy gehörten 2015 zu den von der ATS umgesetzten Projekten. Die angebotene Alpenüberquerung verkaufte sich zweitausend Mal.
Die ATS hat außerdem ein Radverkehrskonzept ausgearbeitet, das laut Gmeiner in der letzten Korrekturphase liegt und demnächst den Kommunen vorgestellt wird. Darunter eine landkreisweite Beschilderung sowie ein RVO-Radbus mit Tourenvorschlägen. Man sei außerdem dabei, ein neues Bike-Verleihsystem zu erarbeiten, das mit Gästekarte buchbar ist.
ATS positioniert sich im Mountainbike-Konflikt
Auch mit der „Mountainbike-Problematik“ habe man sich beschäftigt. Die ATS will sich in dieser Angelegenheit positionieren und ein Treffen mit den Grundstückseigentümern organisieren. Eine vernünftige Lösung könnte laut Gmeiner sein, das Radwegenetz einzudämmen, um den Mountainbikern Vorrang zu geben.
Für die Erstellung einer Webpräsenz für Filmschaffende und Filmliebhaber mit einer Datenbank für Filmlocations engagiert sich die ATS ebenfalls. Filmcrews seien teilweise zwei bis drei Monate im Landkreis. „Das ist eine enorme finanzielle Wertschöpfung“, so Gmeiner. Location-Scouts seien schon unterwegs, um geeignete Plätze zu suchen.
Tourismusaufgaben im Wandel
Außerdem investiert die ATS 2.000 Euro pro Jahr, um auf Online-Kanälen präsent zu sein, erklärte Gmeiner. Auch 2017 sei viel in Bewegung. Personelle Umstrukturierungen seien aufgrund der wachsenden Tourismusaufgaben nötig. „Ein normaler Mitarbeiter im Ort kann die digitalen Anforderungen nicht mehr bewältigen. Wir brauchen Spezialkräfte, die ein zeitgemäßes Marketing machen.“
Eine konsequente Markenführung, ohne „die Dinge doppelt und dreifach zu machen“, sei in der heutigen Zeit besonders wichtig, betont Gmeiner und fügt hinzu: „Wir sind gezwungen, mit weniger Mitteln effizienter zu arbeiten und stehen damit im nächsten Jahr vor einer Herausforderung.“ Für Wolfgang Rzehak war nach der Sitzung klar: „Wir sind auf dem richtigen Weg und haben ein zukunftsfähiges Konzept.“
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