Auf engstem Raum ohne Beschäftigung

Die Asylbewerberunterkunft in der Tegernseer Turnhalle wird aufgelöst. Wie berichtet, liegt der Grund in den Spannungen, die in den letzten Wochen zugenommen haben. Die beengten Zustände machen den Flüchtlingen zu schaffen. Auch ums Essen gibt es Unstimmigkeiten. Hier haben die Flüchtlinge und der Caterer aber unterschiedliche Meinungen.

Die Tegernseer Asylbewerber sind mit dem Bedingungen in der Turnhalle unzufrieden.
Die Tegernseer Asylbewerber sind mit den Bedingungen in der Turnhalle unzufrieden.

Im Oktober sind die ersten Asylbewerber in die städtische Turnhalle gegenüber des Tegernseer Gymnasiums eingezogen. Seitdem hat sich die Zahl der Bewohner stetig erhöht. Mittlerweile ist die Unterkunft voll besetzt. 40 Flüchtlinge wohnen dort auf engstem Raum zusammen. In den vergangenen Wochen haben die Spannungen innerhalb der Gruppe zugenommen. „Wir haben keine Privatsphäre und sind dicht gedrängt auf engen Raum“, erzählt uns der 20-jährige Franklin.

Der Nigerianer ist seit zwei Monaten in Tegernsee. Von den Menschen in Tegernsee seien er und die anderen Flüchtlinge gut aufgenommen worden, so Franklin weiter. Das Problem liegt eher in den Zuständen innerhalb der Turnhalle. Es gibt nur wenige Duschen und nur zwei Toiletten für die vielen Menschen. „Morgens müssen wir teilweise 20 Minuten warten, bis wir aufs Klo gehen können“, berichtet der 48-jährige Syrer Majed.

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Aufenthaltsraum Fehlanzeige

Auch sonst bietet die Halle nicht viel Raum, um sich tagsüber aufzuhalten. Im Erdgeschoss stehen zwar 20 Stockbetten und Spinde, aber kaum Stühle, ein Sofa und nur ein einziger Tisch. Der Aufenthaltsraum im ersten Stock ist mit Bierbänken und Tischen ausgestattet, aber nicht groß genug, dass sich dort gleichzeitig mehr als zehn Personen aufhalten können. „Wir sitzen den ganzen Tag auf unseren Betten, weil es sonst keinen Platz gibt“, erklärt Franklin.

Um den beengten Zuständen zu entkommen, sind viele der Flüchtlinge tagsüber zu Fuß in Tegernsee unterwegs. „Wir würden gerne arbeiten oder öfter zur Schule gehen. Leider können wir das derzeit nicht“, so der 20-jährige Najid. Die bürokratischen Hürden zur Arbeitserlaubnis sind hoch. Auch Deutschunterricht bekommen die Asylbewerber derzeit offenbar nur zweimal pro Woche. Immer montags und freitags für jeweils 90 Minuten. „Wir würden gerne mehr lernen“, sagt Najid.

Reizthema Verpflegung

Die Verpflegung der Asylbewerber ist ein weiteres Reizthema. Wie gestern berichtet, verweigern viele der Flüchtlinge derzeit die Mahlzeiten, die sie geliefert bekommen. Seit Kurzem werden die 39 Bewohner nicht mehr von der Mensa des Tegernseer Gymnasiums, sondern vom Gasthof „Alter Wirt“ in Weyarn versorgt. Einmal am Tag, immer mittags, bekommen sie ihr Essen geliefert, erzählt Franklin und betont:

Oft ist das Essen schon kalt, wenn es bei uns ankommt. Außerdem reicht die Mahlzeit nicht für den ganzen Tag.

Die Boxen enthalten Frühstück, Mittag- und Abendessen. Dirk Meyer vom Alten Wirt in Weyarn kann die Kritik der Flüchtlinge nicht nachvollziehen. Er versorgt die Flüchtlinge in der Tegernseer Turnhalle im Auftrag des Landratsamts.

Wir liefern jeden Tag eingeschweißte Tüten. Darin sind Brot, Wurst, Marmelade fürs Frühstück, eine warme Malzeit fürs Mittagessen und eine Brotzeit für abends enthalten.

In den Thermoboxen bleibe das Essen problemlos drei Stunden warm, so Meyer weiter. Es gibt Fleisch, Fisch, aber auch koscheres Essen, jeweils mit Beilagen. „Wir haben sogar vor Ort das Gespräch mit den Flüchtlingen gesucht und sie gefragt, was sie wollen und was wir besser machen sollen“, so Meyer auf Nachfrage.

Diese Ration ist Frühstück und Abendessen für die Tegernseer Asylbewerber zugleich. Zudem gibt es eine warme Malzeit mittags.
Diese Ration ist Frühstück und Abendessen zugleich. Zudem gibt es eine warme Mahlzeit mittags.

Die Flüchtlinge wünschen sich dagegen die persönliche Betreuung durch die Mensa des Tegernseer Gymnasiums zurück. Auch die Gelegenheit, einmal am Tag rüber in die Schule gehen zu können, um dort gemeinsam mit Gymnasiasten und Lehrern essen zu können, haben sie nach eigener Aussage sehr genossen. Es war eine willkommene Abwechslung im tristen Alltag in der Turnhalle.

Hagn: Situation nicht zufriedenstellend

Jetzt müssen sie ihre Mahlzeiten oft auf dem Bett sitzend aus den Plastikschalen zu sich nehmen. „Die Situation mit dem Essen scheint schwierig zu sein. Das sind persönliche Befindlichkeiten, die ich allerdings nicht beurteilen kann. Ich finde es schade, denn die Versorgung durch die Mensa lief zuvor ja gut“, erklärt der Tegernseer Bürgermeister Johannes Hagn. Gleichzeitig macht er klar, dass er mit der derzeitigen Lage in der Turnhalle nicht zufrieden sei.

Die Situation vor Ort ist nicht zufriedenstellend. Wir haben schon mehrfach angemahnt, dass es sich hier nur um eine Notlösung, nicht aber um einen dauerhaften Zustand handeln darf. Eigentlich sollten die Flüchtlinge ja nur für 14 Tage in die Turnhalle einziehen. Daraus sind nun drei Monate geworden.

Es sei klar, dass es dort zu Spannungen komme. So fehle es an einem Aufenthaltsraum. Die Menschen seien auf engem Raum zusammen. Die Stadt Tegernsee habe, so Hagn weiter, daher bereits im Dezember einen Brief an das Landratsamt geschickt. Darin enthalten die Bitte, den Flüchtlingen wenigstens über die Weihnachtstage mehr Raum und Privatsphäre zu gewähren und einen Teil in der Gmunder Seeturnhalle unterzubringen. Dieser Bitte wurde aber nicht entsprochen.

„Natürlich ist die Situation vor Ort schwierig. Es ist für die Flüchtlinge belastend, dort auf so engem Raum zusammenzuleben“, erklärt die Sprecherin des Landratsamts, Gabriele Dorby, auf Nachfrage. Innerhalb der nächsten zwei Wochen wird die Unterkunft in Tegernsee daher aufgelöst. Dazu Dorby:

Die Unterkunft wird nicht aufgrund der jüngsten Entwicklungen aufgelöst. Wir haben immer betont, dass die Tegernseer Turnhalle nur eine provisorische Lösung ist.

Wie berichtet, verteilt das Amt die Flüchtlinge dann auf ein Mehrfamilienhaus in Bayrischzell und zwei Wohnungen in Hausham. Die Halle in Tegernsee soll dagegen erstmal nicht neu besetzt werden. Kommen weitere Flüchtlinge ins Tegernseer Tal, werden diese zunächst in der Gmunder Seeturnhalle untergebracht, erklärt die Sprecherin des Landratsamts abschließend.

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