Ein Stich ins Ungewisse

Mit einem offiziellen Spatenstich wurden heute offiziell die Arbeiten zum Ausbau der B318 zwischen Holzkirchen und der Autobahnauffahrt zur A8 eröffnet. Aber kann die gute Laune über die Verkehrsproblematik hinweg täuschen?

v. li.: Klaus Thurnhuber, Gerhard Rühmkorf, Joachim Herrmann, Elisabeth Dasch und weitere Behördenvertreter beim Spatenstich für den Ausbau der B 318 / Foto: Bronisch

Zehn nigelnagelneue Spaten stehen bereit. Davor liegt ein sauber aufgeschichteter, langer und schmaler Erdhaufen. Darauf werden Politiker und Behördenvertreter ein paar Spatenstiche später die Erde in hohem Bogen nach vorne werfen, damit die anwesenden Fotografen ein schönes Bild schießen können. Das zeigt den Lesern ihrer Medien: Voller Freude und mit Elan geht’s jetzt ans Werk. Wenn die Symbolik stimmt, dann kann nichts schiefgehen.

Die Beseitigung einer Gefahrenstelle birgt Gefahren

Auch das Wetter setzt ein Zeichen. Die Sonne strahlt von einem blitzblauen Himmel über der Szene. Alles ist gut. Das gute Gelingen beschwören auch die Verantwortlichen in ihren Ansprachen. Mit dem Ausbau der Bundesstraße beseitige man das gefährliche Stauende an der Autobahnausfahrt. Andererseits berge der Straßenbau auch erhebliche Gefahren. Denn jedes Jahr würden Arbeiter auf Baustellen aufgrund der Unachtsamkeit von Autofahrern sterben.

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Die Begrüßung obliegt dem Bereichsleiter Straßenbau des Staatlichen Bauamts in Rosenheim, Christian Rehm. Der Ministerialdirigent im Bundesministerium für Verkehr, Gerhard Rühmkorf, vertritt den Bund und darf nach Rehm als erster sprechen. Dann folgt der bayerische Verkehrsminister Joachim Herrmann. Der Warngauer Bürgermeister Klaus Thurnhuber ist anstelle des Landrats gekommen, der im Pfingsturlaub ist. Abschließend spricht die zweite Bürgermeisterin des Marktes Holzkirchen, Elisabeth Dasch.

Die Planung für den vierspurigen Ausbau zwischen der A 8 und Holzkirchen mit Brücke zur Anbindung des Gewerbegebiets und des Ortsteils Föching

Ausnehmend gut gelaunt berichtet Rühmkorf von der komfortablen Finanzsituation seines Ministeriums. Früher hätte man 6,5 Milliarden Euro jährlich zur Verfügung gehabt, jetzt seien es 7,7 Milliarden. Und für 2018 erwarte er sogar 8,4 Milliarden Euro. Damit lässt sich freilich etwas machen. Und weil Bayern – anders als so manches andere Bundesland – gut aufgestellt ist und immer „hier“ schreit, wenn es Gelder zu verteilen gibt, bekommt es auch besonders viel. Das gefällt Rühmkorf, daraus macht er keinen Hehl, und stellt die Realisierung weitere Projekte in Aussicht.

Skepsis gegenüber der Verwaltung der Fernstraßen durch den Bund

Minister Herrmann bestätigt das und kommt auf die Gründung der neuen Bundesfernstraßengesellschaft zu sprechen. Aus bayerischer Sicht sei das nicht nötig gewesen, aber in manchen Bundesländern ist es eben auch aus politischen Gründen oft genug nicht recht vorangegangen. Es bestehe aber die Möglichkeit, die Bundesstraßen weiterhin in Landesverwaltung zu belassen. Diesen Weg werde Bayern beschreiten.

Eine gehörige Portion Skepsis schwingt mit, als er sagt: „Ich bin mal gespannt, wie der Bund mit seiner eigenen Gesellschaft vorankommt.“ Die Effektivität der bayerischen Behörden habe dazu geführt, dass zuletzt 22 Prozent sämtlicher Bundesmittel abgeschöpft werden konnten, anstelle der eigentlich zugeteilten 14 Prozent. Das liege daran, dass andere Bundesländer die Mittel einfach nicht abrufen.

Vertreter von Bündnis 90/Die Grünen nutzten die Veranstaltung für einen Protest gegen den grassierenden Flächenverbrauch. / Foto: Bronisch

Dann kommt Herrmann auf den Flächenverbrauchs für den vierspurigen Ausbaus der Bundesstraße zu sprechen. „Wir bauen für die Menschen vor Ort“, erklärt er. „Und die Region lebt vom Tourismus.“ Verkehrssicherheit und vernünftige Verkehrserschließung seien deshalb auch für die Menschen vor Ort ein wichtiges Thema. „Denn die Straße ist weiterhin der Verkehrsweg Nummer 1“.

Der 30-Minuten-Takt gehört dazu

Der stellvertretende Landrat Klaus Thurnhuber nutzt die Gelegenheit, einige Zahlen in Erinnerung zu rufen. 25.000 Fahrzeuge seien täglich von der A8 aus über die B318 nach Süden hin unterwegs. Im Warngauer Gemeindebereich seien es noch 19.000. Am Tegernsee kämen dann noch 14.000 an bis schließlich 4000 den weiteren Weg Richtung Aachensee unternehmen.

Damit deutete er an, dass der jetzt begonnene vierspurige Ausbau der B318 nur ein Element in einem umfassenden Verkehrskonzept sein kann. Ausdrücklich bat er Minister Herrmann, sich für die Realisierung des 30-Minuten-Taktes der Bayerischen Oberlandbahn einzusetzen, und auch die Einrichtung von Park & Ride-Anlagen im Landkreis zu unterstützen.

Ein Stich ins Ungewisse?

Elisabeth Dasch hob die Bedeutung des Ausbaus für das Holzkirchner Gewerbegebiet Nord hervor. Dort sei Hochtechnologie angesiedelt, alles passe sehr gut. Nur die Anbindung sei bisher problematisch gewesen. Doch dieses Problem werde mit dem Ausbau des Autobahnanschlusses gelöst. „Jetzt müssten nur noch die Bäume weg, dann haben wir sogar Alpenblick“, lobte Dasch den Standort – und das wunderbare Klima dieses Tages, das die feierliche Eröffnung der Baumaßnahmen überstrahlte.

Also wird zur Tat geschritten. Politiker und Behördenvertreter greifen zum Spaten. „Relativ fest“, beurteilt Minister Herrmann den Erdhaufen. Aber weil das nicht sein erster Spatenstich ist, gelingt die fotogene Szene mit geradezu ministerieller Perfektion. Bleibt die Frage, ob der “Stich” die Verkehrsproblematik auf Dauer ebenso perfekt löst.

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