Gmund
Aufgefaltet: Design Festival in Gmund

Wenn der Ludwig-Erhard-Summit in Kaltenbrunn der zugeknöpfteste Gipfel in Tegernsee ist, macht das dann das Unfolded zum Gipfel der Lässigkeit im Tegernseer Tal?

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Besucher auf dem Weg zur Eröffnung. Foto: Redaktion

Seit heute Morgen wird aufgefaltet; das Unfolded-Festival in der Papierfabrik lockt an die 800 Leute nach Gmund. Etwa 800 Gäste und 30 Aussteller (Korrektur 20.09 / 11:55). Darunter Grafiker, Unternehmer, Papier- und Blattmacher, Verlegerinnen und kreative Köpfe. Sie wollen sich austauschen und vernetzen. Zum Beispiel über die Zukunft der analogen und digitalen Markenbildung – und das mitten in der Fabrik.

Einigkeit herrscht hier darüber, dass Qualität verbindet. Dies zeigt sich in den ausgestellten Produkten, den Diskussionen auf der Bühne und sogar im Cappuccino, der unprätentiös neben der Druckmaschine geschäumt wird.

“Der Mensch ist ein sensorisches Universum”

“Dass die Location mittendrin in der Papierfabrikproduktion ist”, findet Kristina Sievers ziemlich besonders. Die Marketingmanagerin einer Druckerei ist zum zweiten Mal unter den Ausstellern. Anlässlich der zehnjährigen Design & Print Partnerschaft mit Marc Clormann haben sie auch Nagellack in den Farben der Gmunder Papierfabrik dabei.

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Für das Zehnjährige hat Egger Druck Nagellack verpackt. Foto. Redaktion

Dieses Jahr steht der Kongress, der sich selbst auch als Festival bezeichnet, unter dem Motto: “Fiber & Brands”. Kantig übersetzt, geht das als ‘Fasern und Marken’ durch oder: Bei Markenbildung geht es um das Grundsätzliche, um die Faser, die alles zusammenhält und darum, dass sich die Zeiten geändert haben.

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Im ersten Panel zeigt sich gleich, was damit gemeint ist. Wenn etwa Barbara Scheuer-Arlt von Penguin Random House von jungen Erwachsenen spricht, die Bücher “wie geisteskrank kaufen”. Ihr gegenüber sitzt Stefan Bogner, der den Glaubenssatz “Print ist tot” durch “der Mensch ist ein sensorisches Universum” abgelöst haben will. Er hat sein Buch selbst verlegt, nachdem es zahlreiche Verlage abgelehnt haben. Seinen Erfolg feiert er im Analogen wie im Digitalen …

Marken, Fäden, Funktionen

Danach ist sich das Gastgeber-Podium um Florian Kohler einig, dass funktionierende Ästhetik und Begeisterung für Material entscheidend sind. Ganz egal, ob Wolle oder Papier, aber bitte nachhaltig. Der Bogen ist dann doch recht groß: Von der Erzählung von Amandine Noureldin von Hermès, die erzählt, dass das erste Hermès-Kostüm für ein Pferd gewesen (Sattel) sei, über den Öko-Fashion-Visionär Mattia Trovato, der Wolle recycelt, zu Super-Designer Vincent Villéger. Der findet “delivering what people want” (den Menschen bringen, was sie wollen) todeslangweilig und versteht sich als Begeisterungsdesigner, der je nach Ausgangsmaterial neue Produkte prophezeit.

Nicht, dass wir uns falsch verstehen: Die Papierfabrik macht ihr Geschäft nicht mit Briefumschlägen und bunten Schreibblöcken. Es geht um Verpackungen für Marken. Das können Bücher sein (wie das von Obama) oder Verpackungen für Kameras (Nikon). Wer noch nie gezögert hat, etwa einen Apple-Karton wegzuwerfen, ist hier raus.

Der Kodex für Luxusprodukte habe sich geändert, so die Behauptung Villégers. Damit sind Verpackungen Teil jeder Marke. Ihre Haptik, ihr Aussehen und jeder einzelne typografische Schwung entscheiden darüber, ob sie weiter geliebt wird. Und auch Nachhaltigkeit spielt da rein, denn sie wird zunehmend von europäischen Regierungen gefordert.

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Eine Meeresbrise mitten in der Druckerei. Foto: Redaktion

Was alles mit Papier möglich ist, zeigen auch die Quallen-Bilder von Matthias Erhardt, die im hinteren Bereich der Ausstellung von der Decke baumeln. Immer wieder bleiben Menschen stehen, um die linolgeschnittenen Meerestiere zu betrachten. Das sieht leicht und luftig aus, doch dahinter stehen zahlreiche Arbeitsgänge, bei denen nichts schiefgehen darf, erklärt der Künstler.

Matthias Erhardt sitzt für die Grünen im Kreuther Gemeinderat und ist einer der Nominierten für den Unfolded Award in diesem Jahr.

Ein paar Eindrücke vom Festival

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