Wo früher nur ein älteres Anwesen stand, das nur gelegentlich am Wochenende genutzt wurde, ist jetzt eine relativ große Baustelle zu sehen. Mit einem Kran, der in den Himmel ragt, einem großen Schuttberg, viel Baumaterialien, einer halb fertigen Tiefgarage und einem typischen Bauzaun um das Gelände. Die Baustelle liegt in Staudach an der Kreisstraße MB 7 bei Schaftlach. Also relativ abgelegen, wo außen herum nicht viel los ist – eigentlich gar nichts. Mit anderen Worten, wenn Fuchs und Hase sich jemals Gute Nacht gesagt haben, dann hier.
Dennoch ist die Baustelle Dorfgespräch. Manche stören sich offenbar an der Baustelle oder an der Tatsache, dass überhaupt gebaut wird. Andere wiederum verstehen nicht, dass man sich daran stören kann. Wir bekamen jedenfalls Anfragen, was es damit auf sich hat. Es wird gemunkelt, dass ein Unternehmer dort eine Tiefgarage oder vielleicht auch mehr baut. Manche wundern sich, warum angeblich niemand etwas davon wusste oder fragen sich, ob so etwas überhaupt genehmigt ist?
Bei einem Gespräch in der Bäckerei Fertl in Schaftlach erfährt man mehr: „Eine Großbaustelle ist das nicht“, sagt die Verkäuferin, „vielmehr eine etwas größere Baustelle halt. Aus meiner Familie war auch einer dabei, als die das ausgehoben haben.“ Eine weitere Kundin, die sich am Gespräch beteiligt, erklärt: „Ich glaube schon, dass man wusste, dass da gebaut wird. Aber Sie wissen ja, wie es auf dem Dorf ist. Da gibt es immer was zu meckern. Das ist doch die Baustelle von dem Auto-Unternehmer, von dem Sixt. Der mit den Autos halt. Der hat da viel Grund und Boden.“
Der Sixt also. Was so ein Dorf-Funk in der Bäckerei alles preisgibt, ist schon toll. Auf die Frage, was er mit einer Tiefgarage mitten in der Pampa macht und ob er dort vielleicht eine Sixt-Niederlassung hinstellt, kommt auch prompt die Antwort: „Nein, keine Sixt-Niederlassung. So ein Schmarrn. Der muss da seine Oldtimer reinstellen.“ Die Oldtimer also. Und wenn man so viele hat, dann braucht man auch viel Platz, um sie unterzustellen.
Ein paar Hundert Meter weiter im Supermarkt „Nah & Gut“ lässt sich das Dorfgespräch auch sofort aufgreifen: Eine Mutter mit Kind, die beim Obst steht, antwortet auf die Frage, seit wann dort gebaut wird: „Ich glaube, es wird schon seit letztem Jahr gebaut.“ Ein weiterer Kunde mischt sich ein und sagt: „Das stimmt. Aber warum da gleich so viel gebaut wird, weiß ich nicht. Ist schon irgendwie komisch. Denn wer braucht denn schon eine Tiefgarage da draußen? Und kommt da noch irgendwas hin?“
Die Gemeinde weiß mehr
Die wichtigsten Punkte des Rätsels sind also schon beisammen: Die Baustelle besteht seit 2019. Der Boden auf dem gebaut wird, gehört dem Unternehmer Sixt. Er stellt dort mindestens eine Tiefgarage hin, um seine Oldtimer abzustellen. Doch ist die Baustelle genehmigt? Ein Anruf bei der Gemeinde Waakirchen im Bürgermeisteramt bestätigt nicht nur den oben genannten Sachverhalt, sondern auch dass alles mit rechten Dingen zugeht. Außerdem sagt der geschäftsleitende Beamte: „Die Bausachen sind öffentlich, doch die Leute schauen oftmals nicht genau hin.“
Er erklärt auch, warum hin und wieder so ein Gerücht oder eine komische Stimmung aufkommt. Denn manchmal vergeht leider zwischen Bauantragstellung, dann der Baugenehmigung und schließlich dem tatsächlichen Bau so viel Zeit, dass es einem vielleicht so vorkommt, als ob da irgendetwas nicht stimmt bzw. als ob man nichts davon wusste. Doch die Gemeinde ist immer informiert. Und zu guter Letzt: Ob der Umfang des Baus mit der Baugenehmigung übereinstimmt, wird das Landratsamt ohnehin irgendwann prüfen.
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