37 Fichten gefällt – Ein “Verrat am kleinen Mann”?

Wo einst 37 Fichten standen, ragen nur noch Baumstümpfe aus dem Boden. Nachbarn und die Schutzgemeinschaft argwöhnen einen Baumfrevel.

Abgeholzte Bäume erregten die Gemüter. / Foto: Klaus Wiendl

Vor zwei Jahren wurde die Klinik im Alpenpark im Ortsteil Ringsee von Kreuth um einen Neubau erweitert. Mit dem Ringberghaus und der umfassenden Sanierung des Altbestands können statt 120 Patienten nun 150 beherbergt werden. Schon damals protestierten wegen der Dimensionen einige Nachbarn.

Vergangene Woche wurden sie wieder aktiv, nachdem 37 Fichten an der Südseite des Neubaus an einem Abhang gefällt wurden. Angela Brogsitter-Finck von der Schutzgemeinschaft Tegernseer Tal (SGT) witterte einen Verrat am „kleinen Mann“. Denn für den sei es nicht nachvollziehbar, „wenn so viele Bäume in dieser Zeit gefällt werden, während er sich an die Regeln halten muss. Und wenn man die Baumstämme anschaut, sehen die sicher nicht faul und gefährdend aus“.

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Eine Gefahr für Patienten?

Tatsächlich waren die etwa 25 Meter hohen Fichten wohl nicht morsch, aber sie hätten „jederzeit umstürzen können“, begründet Simone Thaysen als Pressesprechern der Klinik die Fällaktion. Man hätte die Bäume dort an der Schräge des kleinen Bachlaufs gerne stehen lassen, aber „ein Baumgutachten hat leider herausgefunden, dass eine Gefährdungssituation an dieser Stelle aufgrund des Höhen/Dicken-Verhältnisses der Bäume für Passanten besteht“.

Da viele Patienten gehbehindert seien und bei der Gefährdungssituation „auch haftungsrechtliche Gesichtspunkte mit umfangreichen Ausmaßen zu berücksichtigen sind, galt es, zeitnah zu handeln. Deshalb habe sich die Klink an das Landratsamt gewandt, „das uns für das Fällen der Bäume eine Ausnahmegenehmigung erteilt hat“. Natürlich würde man sich um entsprechende Wiederanpflanzungen kümmern.

Bäume im Bebauungsplan verankert

Das Landratsamt sei sich „selbstverständlich der Fällzeiträume bewusst gewesen“, teilt Pressesprecher Birger Nemitz auf Nachfrage mit. Man habe auch vor der Fällung eine Habitatsprüfung von einem Baumpfleger im Sinne des Artenschutzes vornehmen lassen. „So konnten wir mit dem erfolgten Gutachten sicherstellen, dass in den Bäumen keine Vögel nisten“, versichert Nemitz.

Neben dem Klinikneubau wurden 37 Fichten gefällt. / Foto: K. Wiendl

Denn nach wie vor gelte Paragraf 39 des Bundesnaturschutzgesetzes. Demnach ist es zum Schutz nistender Vögel verboten, in der in der Zeit vom 1. März bis zum 30. September Bäume zu fällen. Da aber Stefan Schneider als Geschäftsführer der Klinik aus Sicherheitsgründen um eine Befreiung gebeten habe, sei dem stattgegeben worden.

Zudem habe er versichert, dass im Herbst „Ersatzpflanzungen erfolgen – in enger Absprache mit dem Fachlichen Naturschutz des Landratsamtes“. Der langfristige Erhalt einer Gehölzreihe ist laut Nemitz durch den Kreuther Bebauungsplan Nr. 33 der Klinik im Alpenpark gesichert. Und dieser sieht in Paragraf vier der Grünordnung vor, „dass die festgesetzten bestehenden Bäume zu erhalten, fachgerecht zu schützen und bei Ausfall zu ersetzen sind“.

Die Festsetzungen im Bebauungsplan besage nicht, ergänzt Kreuths Bürgermeister Josef Bierschneider, „dass Bäume auch dann stehen bleiben müssen, wenn sie umsturzgefährdet sind“. Vielmehr müsse bei einer notwendigen Fällung von Bäumen dann wieder eine Nachpflanzung erfolgen, “wie der Bebauungsplan die Baumbepflanzung vorsieht“.

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