Rottacher Seeforum: Aus zwei wird eins

Es war am vergangenen Dienstag auf der Gemeinderatssitzung in Rottach-Egern fast schon eine Ausnahmesituation, zumindest was die Rede- und Mitteilungsfreude der Gemeinderäte anging. Haushalt und Finanzplan, Kurbeitragserhöhung und Krippenbau – alles wurde einstimmig und ohne (öffentliche) Diskussion durchgewunken.

Doch bei Parkautomaten scheiden sich rund um den Tegernsee bekanntlich die Geister. So auch in Rottach. Dabei ging es nicht um die grundsätzliche Notwendigkeit vor dem Seeforum – dem ehemaligen Kur- und Kongresssaal -, sondern vielmehr um die benötigte Anzahl. Eigentlich hätten es zwei Automaten werden sollen. Allerdings war am Ende noch nicht einmal klar, wie viele Stellplätze im nördlichen Bereich des Seeforums entstehen sollen.

Ein zweiter Automat – für was?

Erst an mögliche Einnahmen zu denken und dann zu überlegen, wie viele Stellplätze es überhaupt gibt, könnte man dem Gemeinderat in Rottach unterstellen. Doch Josef Lang (CSU) gab sich mit dem Unabwendbaren nicht zufrieden. Völlig überraschend stellte er für die übrigen Ratsmitglieder die entscheidende Frage: “Für welche Stellplätze brauchen wir eigentlich einen zweiten Parkautomaten?”

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Das neue Seeforum in Rottach-Egern. Unklarheiten über die Anzahl der Stellplätze.

Damit warf er des Bürgermeisters Konzept ein wenig über den Haufen. Franz Hafner hatte schon die Kosten für die Anschaffung erläutert und gleichzeitig die Erfahrungen bezüglich Automaten mit Kartenlesegerät und ohne dargestellt.

Dabei habe man auf dem gegenüberliegenden Parkplatz, auf dem ehemaligen Wandinger-Grundstück, negative Erfahrungen mit den Kartenlesegeräten gemacht. Seit dem Aufstellen im Juli 2011 sind der Gemeinde für Bankgebühren (525,49 Euro) mehr Kosten als für Kartenzahlungen (98,70 Euro) entstanden.

Um dem Missstand entgegenzuwirken, wolle man die Beschilderung verbessern und ist laut Hans-Georg Keil (CSU) einfach davon überzeugt, dass viele die “modernen Automaten” einfach noch nicht gewohnt sind. Dem pflichtete Hafner bei und richtete seinen Blick in die Zukunft: “Früher oder später kommen sicher immer mehr Automaten mit Kartenlesefunktion.”

Daher schlug Rottachs Rathaus-Chef vor, ein normales und zumindest ein modernes Gerät für die Parkplätze vor dem Seeforum anzuschaffen. Zwei normale Parkautomaten kosten die Gemeinde rund 7.400 Euro. Zwei mit Kartenlesegerät etwa 11.000 Euro.

Unkenntnis über die Pläne des Prestigeprojekts

Zu diesem Zeitpunkt waren die meisten Gemeinderäte wohl schon gewillt, dem Vorschlag Hafners zuzustimmen. Doch dann kam Lang. Mit seinen zwei Fragen brachte er die versammelte Mannschaft der kommunalen Politiker ins Wanken. “Für was brauchen wir zwei Automaten? Für was hauen wir 3.600 Euro raus, wenn wir sie eigentlich gar nicht brauchen?” Vor dem Seeforum seien laut Lang nur zwei Behindertenparkplätze vorgesehen, und da müsse man doch nicht wirklich Gebühren verlangen.

Andreas Erlacher – Gemeinderat der Freien Wähler und gleichzeitig der verantwortliche Architekt – war überzeugt davon, dass darüber schon gesprochen worden sei. Er hatte die Pläne des Baus dabei. Ähnlicher Auffassung war auch Alexandra Wurmser von der CSU.

Die Pläne des Seeforums - fotografiert auf dem Tag der offenen Tür im März 2012. Zur großen Ansicht auf das Bild klicken.

Vor dem östlichen Teil des Seeforums war laut Erlacher schon immer eine ganze Parkreihe vorgesehen gewesen. Auch eine sechs Meter breite Fahrgasse sei in den Plänen vorgesehen. Selbst ein Busparkplatz im 90-Grad-Winkel zur Hauptstraße ist nach den Plänen Erlachers berücksichtigt.

Was zwei neuerliche Fragen aufwarf: “Wie? Der Bus muss rückwärts wieder auf die Straße ausparken?” Wieder leichte Unsicherheit im großen Sitzungssaal des ersten Stocks im Rottacher Rathaus. Erlachers Antwort kam denn auch prompt: “So war es von Anfang an geplant, und es ist auch nicht anders zu lösen.” Ganz begeistert schienen die übrigen Gemeinderäte nicht zu sein, mussten sich aber wohl oder übel mit der Antwort abfinden.

Letztlich – vielleicht auch damit die Diskussion um die Anschaffung der Parkautomaten nicht ins Unendliche führte – entschied man sich dazu, nur einen modernen Parkautomaten anzuschaffen. Die ungeklärten Fragen zu Zufahrt und Anzahl der Stellplätze, so der endgültige Konsens, wolle man zu einem späteren Zeitpunkt erörtern.

Warum am Ende trotzdem zwei Gemeinderäte gegen den 5.300 Euro teuren Automaten stimmten, würde den Rahmen dieses Artikels allerdings völlig sprengen.

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