Verbindung zwischen Badehaus und Badepark?

Für die Entwicklung des Wiesseer Badeparks wurde eine Arbeitsgruppe gegründet. Gestern wurden die ersten Ergebnisse vorgestellt. Zur Debatte stand, ob man zwischen Badepark und Badehaus eine Verbindung schafft. Eine Wiesseer Ärztin ist strikt dagegen.

Zwischen Badepark und Badehaus soll eine Verbindung entstehen

Gestern wurden im Gemeinderat die ersten Ergebnisse der Arbeitsgruppe zur Entwicklung des Badeparks vorgestellt. Mitglieder sind Badepark-Betriebsleiter Karl Maurer, Gemeinderatsmitglieder Markus Trinkl, Florian Sareiter, Rolf Neresheimer, Beate Meister und Bernhard Kuntze-Fechner und Geschäftsleiter Hilmar Danzinger. Vorsitzinder ist Projektentwickler Helmut Karg, der die ersten Ideen vorstellte.

Für Karg sei es wichtig, sich zunächst über die bestehenden Verhältnisse klar zu werden. Beim Badepark handelt es sich um ein 50 Jahre altes Gebäude, für das bereits seit 2010 eine Sanierung aussteht. Zwar wurden teilweise durch ein neues Blockheizkraftwerk und neue Lüftungsanlagen einige Sanierungen durchgeführt, „doch man muss sich klar werden, dass es einfach große Defizite gibt.“

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Übernachtungsgäste nutzen den Badepark nicht

Bekanntermaßen schreibt der Badepark seit Jahren rote Zahlen im sechsstelligen Bereich. Die Hauptkosten bestehen aus 90 Prozent für das Personal, 45 Prozent für Energie und zirka 10 Prozent für die Instandhaltung. „Man muss sich das so vorstellen: Wenn wir einen Euro einnehmen, geben wir davon 90 Cent für Personal und 45 Cent für Energiekosten aus. Daraus resultieren die großen Defizite”, erklärt Karg.

Man solle sich bewusst werden, wer den Badepark nutzt. 75 Prozent davon sind Normalzahler, 17 Prozent Kinder, 35 Prozent Familien, zwei Prozent Gästecard-Nutzer und nur vier Prozent Übernachtungsgäste. Karg zeigt sich schockiert über die Zahl der Übernachtungsgäste:

Vier Prozent Übernachtungsgäste – das ist nix. Woanders sind es rund 70 Prozent. Der Badepark partizipiert derzeit überhaupt nicht vom Tourismus.

Noch im Oktober betonte Karg außerdem, dass mit Familien kein Geld zu verdienen sei. Der relativ hohe Anteil an Familien berge großes Potenzial, meinte er diesmal. „Es stimmt, mit Familien verdient man kein Geld – aber das muss die Gemeinde ja auch gar nicht“, so Karg. „Wir müssen es durch andere Kunden schaffen, die Attraktivität für Familien zu steigern.“ Und das gelingt am besten mit zahlungskräftigen Personen über 50. „Wir müssen uns im gehobenen Preissegment, quasi im Vier-Sterne-Bereich, bewegen.“

Auch die Finanzierung wurde im Arbeitskreis bereits besprochen. Dabei kam die Frage auf, ob sich andere Tal-Gemeinden auch daran beteiligen. Doch Karg sah es realistisch: „Wenn wir in Wiessee so denken, werden die Rottacher und Kreuther sagen, wir haben auch ein Warmbad und ähnliche Probleme. Und die Tegernseer sagen, wir haben die Seesauna.“ Zwar schreibe die Seesauna laut Presseberichten ja mittlerweile schwarze Zahlen, doch Höß war sich sicher: „Nicht alles, was in der Presse steht, stimmt.“ Eine Beteiligung der anderen Tal-Gemeinden scheint also nicht allzu realistisch.

Verbindung zwischen Badepark und Jodbad

Der Arbeitskreis konnte auch erste Ideen für die räumliche Entwicklung vorstellen. So soll das Gebäude an der Glasfront erweitert werden, um dort weitere Liegeflächen zu errichten. Im oberen Stockwerk könnte eine Sauna mit Panorama-Blick über den See entstehen. Dort, wo in den ruhigen Monaten die Kioske stehen, soll dann ein neues Gebäude mit Ruhebereich entstehen. Dieser Ruhebereich könnte dann den Badepark und das Badehaus, in dem die Jod-Schwefel-Behandlungen stattfinden, verbinden.

Daraus entstand die Debatte, ob Badehaus und Badepark verbunden werden sollten. Die größte Schwierigkeit liegt bei den Umkleiden, die sich im Badepark befinden. Patienten für Jod-Schwefel-Behandlungen müssten sich dann dort umziehen, um nicht mit Straßenkleidung durch den Ruhebereich mit Badegästen zu gehen. „Nicht jeder will da mit dem Bademantel durch die Öffentlichkeit marschieren – vor allem, wenn es schwerkranke Patienten sind.“ Darüber müsse man genau diskutieren.

Aus wirtschaftlicher Sicht ist Karg überzeugt, dass man Badepark und Badehaus verbinden sollte. „Den Badepark sollte man eigentlich aus dem Gemeindebereich rausnehmen. Denn wenn dort jemand stürzt und Anzeige erstattet, bekommt der Bürgermeister einen Brief vom Staatsanwalt. Das kann eigentlich nicht sein.“ So gesehen sollte der Badepark zu dem Jod-Schwefel-Bad, zu dem auch das Badehaus gehört, dazugehören – sozusagen eine juristische und wirtschaftliche Einheit.

Ärztin ist strikt gegen Zusammenführung

Ingrid Versen (CSU) erinnerte in diesem Zusammenhang nochmals an ihren Antrag, die Wiesseer Augenärztin Dr. Glas zu dieser Thematik zu befragen. „Dr. Glas verschreibt selbst Augenbäder und verabreicht sie in ihrer Praxis – sie weiß, wovon sie redet. Sie legt allergrößten Wert auf die absolute Trennung von Badepark und Jodbad.“ Glas bezeichne diese Zusammenführung als „Todesstoß für Jodschwefelbad-Patienten.“ Dazu gehöre auch die Vermischung des üblen Jodschwefel-Geruchs mit dem des Badeparks.

Für Versen sei es unabdingbar, den Rat der Ärzte einzuholen. „Denn die müssen das ja letztendlich tragen und wissen, auf was die Patienten Wert legen.“ Bürgermeister Peter Höß (FWG) beteuerte, dass es ein Treffen zwischen Projektplaner Karg und der Ärztin Dr. Glas geben werde. „Wir nehmen alle Anregungen ernsthaft zur Kenntnis.“ Am 7. Dezember will sich der Arbeitskreis erneut treffen. Dann wird auch der Architekt Richard Wagenpfeil dabei sein.

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