Bauer in der Au auf neuen Wegen?

Wieder einmal sorgt der Freisinger Baustoffunternehmer Franz Josef Haslberger für Gesprächsstoff in Bad Wiessee. Sein neuester Plan: statt einem Schuppen sollen unterkellerte Stallungen für Kühe, Pferde und Schweine neben dem Bauer in der Au entstehen. In Sachen Betrieb gibt es allerdings Gutes zu berichten: Das Ausflugslokal könnte noch im Frühjahr eröffnet werden.

Dieser Holzschuppen soll laut dem Willen Haslbergers großzügigen Stallungen weichen.
Dieser Holzschuppen soll laut dem Willen Haslbergers großzügigen Stallungen weichen.

Bislang beherbergt eine sehr betagte Scheune nördlich der Gaststätte Haslbergers Tiere. Pferde sind dort auszumachen, auch Wollschweine seien dort oben untergebracht, heißt es im Bauausschuss des Gemeinderates. Doch nun will der Unternehmer offenbar groß in die Landwirtschaft einsteigen, befürchten Gemeinderäte, „wo aber doch keine Landwirtschaft da ist“, hält Klaudia Martini (SPD) dagegen.

Der Holzschuppen soll weg, stattdessen sollen zwölf Meter längere und drei Meter breitere Stallungen in Massiv-Stadelbauweise entstehen, voll unterkellert. Ebenerdig plant Haslberger Boxen für Kühe, Pferde und Schweine, darunter Lagermöglichkeiten für Futter und eine Hackschnitzeltrocknung. Bei einigen Ratsmitgliedern schrillen hier sämtliche Alarmglocken, denn Diskussionen um die landwirtschaftliche Privilegierung im Außenbereich hatten sie über Jahre mit Halsberger.

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Zuletzt, als es um den Wiederaufbau des ehemaligen Gutshofes Bauer in der Au ging. Da Haslberger bislang einen bäuerlichen Betrieb nicht nachweisen konnte, versuche er es womöglich jetzt mit den neuen Stallungen durch die Hintertür. Denn etlichen Gemeinderäten „fehlt der Glaube an eine Viehhaltung“, so Martini. „Wegen der paar Viecher ist dies doch noch kein landwirtschaftlicher Betrieb“, kritisiert sie. Hier müsse das Landratsamt entscheiden, ob hier ein privilegierter landwirtschaftlicher Betrieb vorliege, sie habe ein „zwiespältiges Gefühl“ und könne dies „nicht nachvollziehen“.

Was hat Haslberger vor?

Selbst Bürgermeister Peter Höß (Wiesser Block), der im Gegensatz zu Martini das Projekt wegen eines „Laufstalls für Kühe“ für genehmigungsfähig hält, rätselt, „was Haslberger im Untergeschoß vorhat“. Denn es sei unüblich, Heu im Keller zu lagern. Außerdem gebe es weder eine Rampe noch einen Aufzug zur Beförderung des Futters zu den Tieren, nur eine Treppe. Dies sei äußerst ungewöhnlich, war zu vernehmen.

Manche taten sich auch schwer mit einem unterirdischen Gang, der das neue Stallgebäude mit der bereits fertiggestellten Tiefgarage verbinden soll. „Mich irritiert diese unterirdische Verbindung“, kritisiert Herbert Stadler (CSU). Bauamtsleiter Helmut Köckeis liefert die Aufklärung. „Es ist für Haslberger der kürzeste Weg, um seine Hackschnitzelheizung im Komplex der Tiefgarage trockenen Fußes mit Holz füllen zu können“.

Aktuell wird am Bauer in der Au kräftig gebaut und renoviert.
Aktuell wird am Bauer in der Au kräftig gebaut und renoviert.

Doch es gab auch Befürworter von Haslbergers „Holzstadel“, so Kurt Sareiter (CSU), „der doch optisch sehr gut aussieht. Ein wirtschaftliches Nutzgebäude ist doch noch kein Bauernhof“. Parteifreund und Landwirt Georg Erlacher: „Haslberger verschönert seinen Besitz step by step“. Es sei eine anständige Halle, die nicht auffalle, meinte Markus Trinkl (Wiesseer Block), „es ist doch nicht schlecht, wenn er da seine Tiere unterbringt“. Bernd Kuntze-Fechner (SPD) gab bei der Unterkellerung die kritische Hanglage über dem Söllbach zu bedenken: „Ich möchte diese chinesische Mauer im Hang nicht haben, da die Kante bereits bröselt“.

Einigkeit herrschte am Ratstisch, dass „die Baumaßnahme nur genehmigt werden kann, wenn es sich um ein privilegiertes landwirtschaftliches Bauvorhaben handelt“, so Höß. Und dies könne nur das Landratsamt entscheiden. Dort soll zudem geprüft werden, „ob diese Vergrößerung des Gebäudes von 32 auf 43 Meter Länge für die Durchführung des Vorhabens tatsächlich erforderlich ist.“ Mit sieben gegen eine Stimme wurde dem Bauantrag zugestimmt. Bei dieser Gelegenheit verwies der Rathauschef auch darauf, dass der Bauer in der Au bald wieder „eine Gastronomie bekommt“.

Bauer in der Au in den letzten Zügen

Tatsächlich wird dort trotz winterlicher Temperaturen intensiv an der Wiedereröffnung gearbeitet. Hinter den Planen des völlig verhüllten Ausflugslokals sind Baugeräusche zu vernehmen. Die geparkten Firmenfahrzeuge aus der Trockenbau-Branche und die Warmluftgebläse lassen vermuten, dass gerade die Fassaden rund um den langgestreckten Flachbau verputzt werden.

Zwar fehlen am etwa vier Meter verlängerten Küchenanbau noch die Fensterstöcke, wie eine Lücke in der Verhüllung zeigt, doch bei vielen Wanderern keimt nun die Hoffnung, dass das beliebte Ausflugsziel demnächst wieder zur Einkehr einlädt. Gerüchten zufolge soll dies bereits Ende April/ Anfang Mai geschehen. „Vom Baustand her halte ich eine Eröffnung im Frühjahr für möglich“, sagte Bürgermeister Peter Höß der Tegernseer Stimme noch Ende Oktober. Doch auf der Baustelle ist zu hören, dass die Arbeiten auch noch ein halbes Jahr dauern könnten.

Zeitplan wird angepasst – steht Nachfolger für Hubert schon fest?

Haslberger Anwalt Mathias Dürr teilt dazu mit, dass die Baumaßnahmen im Gange seien, „dementsprechend wird der Zeitplan aktuell angepasst“. Über Details könne er nichts Näheres mitteilen. Die Frage, wer nun Nachfolger von Bräustüberl Wirt Peter Hubert wird, bleibt damit unbeantwortet. Hubert hatte 2013 seinen Pachtvertrag mit Besitzer Franz Josef Haslberger aufgelöst.

Seitdem ruht die Gaststätte. Kolportiert wird in Wiessee, dass bereits ein Nachfolger für Hubert gefunden sei. Auf der anderen Seite erfuhr die Tegernseer Stimme, dass interessierte Pächter immer noch ihren „Hut in den Ring“ werfen könnten, es sei noch nichts entschieden. Die nächsten Wochen werden es zeigen.

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