Bauern kämpfen um ihr Land

Wie berichtet, ist der Radweg zwischen Dürnbach und Finsterwald lückenhaft. Zwei Bauern weigern sich, ihre Grundstücke herzugeben. Während sich der Bürgermeister zu “laufenden Verhandlungen” nicht äußern möchte, verrät einer der beiden Grundstückseigentümer, warum die Gespräche sinnlos sind.

Der Unvollendete: Der Radweg zwischen Gmund-Finsterwald kann nicht durchgängig gebaut werden, weil zwei Grundstücke nicht im Gemeindebesitz sind. / Quelle: ZDF

Die Gemeinde Gmund baut seit März einen Geh- und Radweg zwischen Gmund und Finsterwald, blendet aber aus, dass zwei Grundstücke auf der von ihr geplanten Strecke gar nicht im Gemeindebesitz sind, sondern zwei Landwirten gehören. Also spart sie diese Teilstücke beim Bau des 700 Meter langen und 2,50 Meter breiten Weges erst einmal aus. Mittendrin klaffen nun sowohl eine 100 Meter als auch eine etwa 30 Meter lange Lücke.

„Der Bürgermeister fängt immer von hinten an“, erklärt die 49-jährige Regina Holzer auf Nachfrage. „Mit der Realschule hat er das genauso gemacht.“ Holzer ist eine der beiden besagten Eigentümer, die sich vehement weigern, ihr Grundstück herzugeben. „Georg von Preysing kam erst auf uns zu, als schon angefangen wurde zu bauen,“ so die Gmunderin.

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Zwar habe es vor zwei Jahren erste Gespräche mit dem Bürgermeister gegeben, doch seitdem herrschte Schweigen. Erst vor ein paar Wochen sei der Bürgermeister erneut auf sie zugekommen. Schon damals konnte man sich nicht einigen und auch heute sei sie nicht bereit, ihre Wiese zu verkaufen. 20 Euro habe er ihr für den Quadratmeter geboten, 15 Euro waren es ursprünglich. Und auch das Verpachten des Baugrunds – wie von Preysing ihr vorgeschlagen habe – kommt für sie nicht in Frage.

Ein NEIN als Druckmittel gegen Umgehungsstraße

Man habe ihr zwar auch eine Ausgleichsfläche angeboten, aber das sei ein Witz gewesen. „Ein Stückerl von ein paar Quadratmetern – so ein Schmarrn“. Stattdessen wollte sie vom Bürgermeister eine andere Nutzfläche, die sie jahrelang gemäht und gepachtet hatte, abkaufen. „Aber das lässt er nicht zu.“

Dabei geht es Regina Holzer nicht ums Geld. Genauso wenig wie dem anderen Landwirt, dem der zweite Baugrund im Lücken-Radweg gehört. Ihr Nein diene als Druckmittel. Ihre einzige Sorge ist nämlich die geplante Ortsumfahrung von Gmund, die von der B318 zwischen Moosrain und Dürnbach abzweigen und über ihre Felder Richtung Finsterwald verlaufen soll. Im künftigen Flächennutzungsplan sei die Straße schon aufgeführt, so Holzer.

Damit würde die Umgehungsstraße direkt vor ihrem Grundstück, knapp 150 Meter entfernt, auf der noch unbebauten Fläche verlaufen. Holzer will allerdings keinen zusätzlichen Verkehr. Ihr Grundstück grenze schon im Süden an eine Straße, so die Bäuerin, da „brauche sie keine zweite im Osten.“ Denn gerade der Ausflugsverkehr habe in den letzten Jahren extrem zugenommen.

Wir wehren uns dagegen. Das Wiesenstück für den Radweg ist unser einziges Druckmittel, sonst haben wir verspielt.

Schließlich lebe sie von der Landwirtschaft. Sie habe schon nicht mehr schlafen können wegen der zweiten Straße. Der Bürgermeister streite zwar ab, dass die Umgehung überhaupt kommen werde, sagt Holzer, aber sie selbst glaubt das nicht. „Und a bisserl stur darf man auch sein, wenn einem der Bürgermeister überhaupt nicht entgegenkommt“.

Dass die Straße nun vermutlich unvollendet bleiben wird, stört sie nicht. „Die Straße ist jetzt sowieso viel zu schmal. Eigentlich wollte der Bürgermeister diese ja im Zuge des Radwegebaus breiter machen.“

Durch diese noch unbebaute Fläche könnte die geplante Umgehungsstraße führen.

Die Fronten sind also verhärtet. Und so, wie es derzeit aussieht, wird die Gemeinde auch künftig auf 130 Meter Radweg verzichten müssen. Zurück bleibt ein Planungsdesaster, das 242.000 Euro an Steuergeldern verschlingt sowie ein Bürgermeister, der in der Öffentlichkeit immer mehr wie ein politischer Anfänger wirkt.

Und während die Gemeinde noch immer keine Stellungnahme abgeben will, mutmaßen TS-Leser, die beiden Bauern werden „wohl oder übel in den sauren Apfel beißen, und ihren Grund mehr oder weniger freiwillig an die Gemeinde verkaufen müssen.“ „Weniger freiwillig“ wäre dann eine Zwangsenteignung. Ob das tatsächlich so kommt, auch dazu wollte sich die Gmunder Verwaltung derzeit nicht äußern. Sie bleibt bei ihrer Haltung: “Während der laufenden Verhandlungen geben wir keine Stellungnahme ab.”

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