Musikproduzent Bernhard Paul Vonficht kaufte wie berichtet Anfang des Monats das Hotel Waltershof in Rottach-Egern. Die Möbel will er an die Asylbewerber im Landkreis spenden.Unklar bleibt neben dem sozialen Engagement jedoch, was hinter dem Kauf steckt und wie es mit dem Hotel weiter geht.
Mit einer Entrümpelungsaktion wurde kürzlich bekannt, dass das Vier-Sterne-Hotel in der Rottacher Seestraße einen neuen Eigentümer hat: Musikproduzent Bernhard Paul Vonficht. Besser bekannt ist er Manchen als Schlagersänger Bernie Paul aus den Achtzigern. Als neuer Hotelchef schenkte er das bisherige umfangreiche Mobiliar aus 36 Zimmern dem Landratsamt für Asylbewerber. Nun hat der Integrationsbeauftragte das Problem am Hals: Er sucht dringend Lagerplätze.
Dies ist vordergründig bekannt. Nichts drang hingegen bisher über die Modalitäten des Verkaufs und die „Jurag Rottach Egern GmbH & Co. KG“ an die Öffentlichkeit, der das Hotel seit 5. Dezember 2014 offiziell gehört. Hinter Vonfichts „Jurag“ steht ein schwer durchschaubares Firmenkonstrukt. Eine Spurensuche.
36 Eigentümer für ein Hotel
Ganz offensichtlich wurde mit der geplanten Renovierung des in die Jahre gekommenen Hotels Waltershof begonnen, denn nun prägen Müllcontainer das Bild an der Seepromenade. Vonficht als neuer Eigentümer hat offenbar Großes vor, denn das vor 32 Jahren erbaute Hotel „wurde immer wieder repariert, aber nie grundsätzlich saniert“, erklärt Walter Eichel. Er muss es wissen, denn er war seit 2002 mit seiner „HotelTec GmbH“ Pächter und Betreiber des Hotels. „Da muss man richtig Geld in die Hand nehmen, wohl weit hoch im siebenstelligen Bereich, vorsichtig ausgedrückt“, schätzt Eichel als einstiger Hotelbetreiber die Investitionskosten.
Nach außen trat eine „GbR Egerer Stadl“ als Eigentümerin des Waltershofs in Erscheinung. Doch in Wirklichkeit gehörte das Hotel 36 Eigentümern, die es 1982 finanzierten. Sie kauften verschieden große Appartements mit Tiefgaragenplatz und Schwimmbadanteilen. Einzelne Käufer sollen dafür, nach Informationen der Tegernseer Stimme, bis zu einer Millionen DM bezahlt haben.
Allerdings konnte keiner hier in seinem Appartement wohnen, da für das Gebäude eine touristische Nutzung als Hotelbetrieb vorgegeben war. Zusammengefasst wurde dies dann in einer KG (Kommandit-Gesellschaft) als Betreibergesellschaft und einer Teilungserklärung mit 10.000stel Anteilen. Auch diese wurde an die „Jurag“ mit verkauft.
Millionenschwerer Renovierungsstau
Zu den Gründen der Veräußerung sagt Walter Eichel, dass der Renovierungsstau so groß geworden sei. „Als Pächter des Hotels habe ich die Eigentümer darauf aufmerksam gemacht, dass wir den Vier-Sterne-Status nur halten können, wenn wir erhebliche Investitionen durchführen. Wenn ich als Betreiber des Hotels da rausgegangen wäre, hätten die Besitzer keinen neuen Pächter mehr gefunden.“ Statt Millionen zu investieren, hat die „GbR Egerer Stadl“ offenbar lieber Millionen durch den Verkauf an die „Jurag“ kassiert.
Der neue Eigentümer Vonficht belässt es nicht beim Erworbenen. Er will in Richtung Fürstenstraße ein Gästehaus mit sechs Zimmern anbauen. Der Bauantrag liegt der Gemeinde vor. „Eine Genehmigung könnte im Frühsommer erfolgen“, sagt Walter Hübsch vom Bauamt. Vonficht wolle es als Hotel wieder betreiben. Denn Eigentumswohnungen trotz vorhandener Teilungserklärung können es keine werden, „da der Bebauungsplan dies verhindert“, so Hübsch, „die Rechtsgrundlagen sind so, dass eine ständig wechselnde Belegung im Verbund mit einem Hotelbetrieb stattfinden muss.“
Warum stehen aber hinter der „Jurag Rottach Egern GmbH & Co. KG“ so viele Firmen, wenn es nur um den Erwerb eines Hotels geht, fragen sich Insider im Tal. Denn Tatsache ist, dass Vonficht nicht nur Gesellschafter der „Jurag“ ist, sondern auch Geschäftsführer weiterer Firmen: der „P.V.H. Projektsteuerung GmbH“, der „Aquiron Consulting GmbH“, der „P.v.H. Wohnwert GmbH & Co. KG Angerlohe-Dachstudios“ sowie der „N120 My City Home GmbH & Co.KG“.
Außerdem vertritt Vonficht als Kommanditist auch eine „PNO2010 Consulting AG“. Weitere Verbindungen bestehen zu einer „Seniorenpark Schönbühl GmbH & Co. KG“ und einer „Westerlandpoint GmbH & Co“. Diese Aufzählung erhebt allerdings keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Auf Nachfrage erhielt die Tegernseer Stimme keine Auskunft vom neuen Hotelbesitzer Vonficht. Einzig Walter Eichel hat eine Erklärung: „An der ‘Jurag’ haben sich mehrere Leute beteiligt. Die kaufen und verkaufen Immobilien. Und sie haben umfangreiche Projekte in München, Augsburg, Kitzbühel und am Bodensee.“ Andere aus der Baubranche meinen, dass da Anleger auf diesem Weg einen „sicheren Hafen für ihren Euro suchen.“ In Rottach-Egern wurden sie offenbar fündig.
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