Bettler-Banden erreichen den Tegernsee

Seit einiger Zeit sind Bettler-Banden in den umliegenden Regionen unterwegs. Besonders in Weyarn wurde das Problem in den letzten Monaten immer akuter – die Anwohner lebten in Angst.

Nun scheint auch das Tegernseer Tal betroffen zu sein. Immer mehr Bewohner berichten über umherziehende Bettler. Doch der Polizei sind die Hände gebunden.

Ausschnitt einer Bettelkarte, wie man sie häufig in Fußgängerzonen bekommt
Ausschnitt einer Bettelkarte, wie man sie häufig in Fußgängerzonen bekommt.

Gerade in der Weihnachtszeit besinnt sich der Bürger auf das Essentielle: ein geborgenes Zuhause, warmes Essen und die Familie um sich. Dabei rührt sich meist auch das schlechte Gewissen: Mir geht es so gut, doch was ist mit den anderen? Nicht umsonst wächst zur Adventszeit die Zahl der Spendenaufrufe. Doch nicht nur vertrauenswürdige Organisationen bitten um eine milde Spende.

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Auch organisierte Verbrecher machen sich die erwachende weihnachtliche Sentimentalität zunutze, Bettel-Banden ziehen von Haus zu Haus. „Es ist durchaus anzunehmen, dass das Problem zur Weihnachtszeit akuter wird“, bestätigt der stellvertretende Leiter der Polizeiinspektion Bad Wiessee, Paul Knott.

Im Moment habe man nur vereinzelte Hinweise auf umhergehende Bettel-Banden bekommen. Doch obwohl das Problem noch nicht massiv scheint, weiß Knott, dass sich dies schnell ändern kann. Bereits vor einer Woche war sich ein Leser sicher, eine Bande in Tegernsee beobachtet zu haben. Am Wochenende klingelten, nach Aussage eines anderen Augenzeugen, ein bettelnder Mann zusammen mit einer Frau mit Kinderwagen an verschiedenen Häusern in Bad Wiessee.

Polizei warnt vor falschem Mitleid

Die Täter handeln immer in Gruppen und gehen systematisch vor. Zumeist haben die Täter eine sogenannte „Bettelkarte“ dabei, mit der sie vorgeben, mittellos oder Opfer einer Überflutung oder anderen Katastrophe zu sein. „Damit wollen sie Mitleid erregen“, erklärt Knott. Insbesondere ältere Menschen seien dafür anfällig. „Meistens sind die Geschichten jedoch nicht wahr.“

Die Bettler bleiben indes hartnäckig. Sie lassen nicht locker und sind nur schwer abzuschütteln. Doch Knott warnt davor, Geld zu spenden: „Die kommen immer wieder!“ Die Polizei rät folglich dringend davon ab, den Bettler-Banden Geld oder Sachgüter zu spenden oder diese gar in Haus zu lassen. Langfristig wird man die Banden so nicht los, sondern verschlimmert die Situation nur.

Potentielle Spender werden von den Banden immer wieder gezielt aufgesucht. Vielmehr rät die Polizei den Betroffenen, die Bettler höflich, aber bestimmt aufzufordern zu verschwinden. Schließlich würde das Geld anders verbraucht werden, als es sich der Spender wünscht, erklärt Knott:

Das ist ja das größte Problem: Man tut den Leuten mit seiner Spende nichts Gutes.

Der einfache Bettler sieht von seiner „Beute“ wenig. Denn er ist lediglich das letzte Glied einer großen, organisierten Gruppe: Meist werden die Bettler aus osteuropäischen Ländern abgeholt und gezielt in Ortschaften gefahren. All das gesammelte Geld wird ihnen schließlich sofort von den Hintermännern abgenommen. Indes sind den Beamten regelrecht die Hände gebunden: „Wir können da nicht viel machen“, so der Beamte.

Laut Knott könne die Polizei nicht einschreiten, denn Betteln ist nicht grundsätzlich verboten. Solange keine Satzung der Gemeinde vorliegt, dass weder an öffentlichen Plätzen, noch an privaten Wohnsitzen gebettelt werden darf, können die Beamten den Betroffenen nur wenig helfen. Denn erst wenn die Täter extrem aufdringlich werden, in Grundstücke oder Wohnungen eindringen oder gar stehlen, kann die Polizei einschreiten.

„Wenn es sich nicht mehr um passives, sondern um aktives Betteln handelt, können wir etwas tun. Falls die Täter also Hausfriedensbruch begehen oder ihr Opfer nötigen oder gar beleidigen, schreiten wir ein“, erklärt Knott weiter. Grundsätzlich führe man aber Kontrollen durch oder überprüfe die Personalien der Bettler. So versucht die Polizei, die Situation mit ihrer Präsenz zu entschärfen.

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