Bezahlbares Wohnen: Lösung in weiter Ferne

Wohnen im Tal wird immer teurer, und vor allem viele junge Einheimische und Familien können sich das nicht mehr leisten.

Darüber, dass man dringend bezahlbaren Wohnraum für Einheimische schaffen muss, sind sich eigentlich alle einig. Doch der Antrag der Wiesseer CSU, den Bedarf für mögliches Familien-Bauland zu ermitteln, sorgte trotz allem für hitzige Diskussionen im Gemeinderat. Es entbrannte ein Streit über das genaue Vorgehen in Bad Wiessee.

Im Bergerweg
Im Bergerweg könnte es laut Kurt Sareiter Bauland für Einheimischenprojekte geben.

„Bei der Überarbeitung des Flächennutzungsplans bestand Einigkeit aller Fraktionen, dass kein neues Bauland ausgewiesen werden soll.“ Gleich zu Beginn der Diskussion machte Bürgermeister Peter Höß (Wiesseer Block) deutlich, wie es um die aktuelle Situation in Bad Wiessee steht. Im Vergleich zu den Gmundern habe man derzeit auch keine Grünflächen, die als Bauland ausgewiesen werden könnten, so Höß weiter.

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Einheimischenprogramm als Ziel

Dennoch sah auch der Rathaus-Chef Handlungsbedarf: „Wir werden demnächst ein Grundstück an der Birkenstraße anbieten, mit dem Ziel, es an eine einheimische Familie mit Kindern zu verkaufen.“ Zudem sei man, so Höß, dabei, den umfangreichen Wohnungsbestand, der sich in Gemeindebesitz befindet, zu renovieren und die Grundstücke mit diesen Objekten besser zu nutzen.

Andere Möglichkeiten sah der Bürgermeister im Moment allerdings nicht. Eine Auffassung, mit der sich die CSU-Gemeinderäte so nicht zufriedengeben wollten, wie Kurt Sareiter betonte:

„Es herrscht hier akuter Handlungsbedarf, und um herauszufinden, wie groß das Interesse der Wiesseer ist, sollten wir eine Bürgerbefragung durchführen.“

Bestätigt sieht sich Sareiter dabei von den Ergebnissen der CSU-Umfrage aus dem Sommer des vergangenen Jahres. Da hätten nur rund 45 Prozent der Teilnehmer die Möglichkeiten zum Bauen und Wohnen vor Ort als befriedigend eingestuft, so der Fraktionsvorsitzende der CSU.

Auch seine Partei sei unterdessen dagegen, neues Bauland auszuweisen. „Es gibt aber durchaus einige Grundstücke, die wir für ein Einheimischenprogramm nutzen können. Ich habe da die Dr-Scheid-Straße 7 oder auch den Bergerweg im Blick“, so Sareiter.

Erst den Bedarf ermitteln oder nicht?

Als grundsätzliche Vorbilder nannte er die Gemeinden Weyarn und Gmund. Während sich in Weyarn in den letzten Jahren über 70 junge Familien angesiedelt hätten, habe man in Gmund mit einem Angebot von 225 Euro pro Quadratmeter am Landbaderfeld ebenfalls gute Bedingungen geschaffen.

Auf dem Landbaderfeld in Gmund sollen Einheimische zu günstigen Konditionen bauen können.
Auf dem Landbaderfeld in Gmund sollen Einheimische zu günstigen Konditionen bauen können.

Der eigentliche Streit entbrannte dann allerdings über das weitere Vorgehen. Während einige CSU-Gemeinderäte dafür plädierten, zunächst den konkreten Bedarf für „bezahlbares Wohnen“ über eine Befragung der Bürger zu ermitteln, sahen das die Vertreter der anderen Fraktionen anders.

Fritz Niedermeier vom Wiesseer Block betonte, dass man dringend ein wirksames Immobilienmanagement brauche, um Bad Wiessees Flächen optimal auszunutzen. So besitzt Bad Wiessee derzeit den größten Bestand an Sozialwohnungen im Tal ‒ diese wurden jedoch scheinbar in der Vergangenheit nicht immer optimal genutzt.

„Vorhandene Objekte besser nutzen“

Experten hätten der Gemeinde versichert, dass ihr Umgang mit dem Bestand teilweise unwirtschaftlich gewesen sei, musste auch Bürgermeister Höß eingestehen. Die Gemeinde habe zu lange einzelne Wohnungen nach und nach saniert, anstatt ein Objekt als Ganzes anzugehen, so das Urteil der Lenggrieser Baugenossenschaft.

Aus diesem Grund brachte Höß die Möglichkeit ins Spiel, die Objekte zu sanieren und dafür bisherige Mieter in Ferienwohnungen unterzubringen. Dies sei wesentlich günstiger und effizienter, als jede Wohnung für sich zu machen, so der Bürgermeister.

Wohnungen in Wiessee
Die gemeindeeigenen Wohnungen in Wiessee sollen besser genutzt werden

„Wir sollten zunächst klären, was wir mit unseren Grundstücken und Wohnungen genau machen, bevor wir die Bürger fragen“, so Höß. Und auch Stefan Hagn (Wiesseer Block) sowie Bernd Kuntze-Fechner (SPD) fanden, dass eine Befragung erst dann Sinn mache, wenn man auch etwas Konkretes anbieten könne.

Am Ende lehnte der Gemeinderat den Antrag der CSU-Gemeinderäte, die Bürger zu befragen, mit neun zu vier Stimmen ab. Die Frage, wie Bad Wiessee letztlich wieder mehr bezahlbaren Wohnraum für einheimische Familien schaffen will, konnte dagegen keiner der Gemeinderäte gestern beantworten.

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