Es gibt viel zu tun: Gmunds Bürgermeister Georg von Preysing gab bei der gestrigen Bürgerversammlung im Neureuthersaal einen Ausblick auf die kommenden Projekte in der Gemeinde. Auch wenn die Presse keine Erlaubnis bekam, die Veranstaltung per Tonband aufzunehmen, so bekam sie zumindest eines: ein Manuskript in die Hand gedrückt. „Dann müsst Ihr Euch nicht soviel merken“, scherzte von Preysing gleich zu Beginn der Versammlung.
Der Haushalt 2016 lag ebenfalls in Auszügen auf den Tischen verteilt. Die Bürgerversammlung ging insgesamt ohne große Diskussionen über die Bühne. Am Ende gab es lediglich einige schriftliche und mündliche Anfragen, die der Bürgermeister zufriedenstellend beantworten konnte.
Masterplan in Sachen „Breitband-Ausbau“
Von Preysing gab zunächst einen Rückblick auf das Jahr 2016 und einen Ausblick auf 2017. Nach 15 Jahren habe man den Flächennutzungsplan (FNP) neu aufgestellt, so der Bürgermeister. Ende 2016 sei er rechtskräftig geworden und gelte nun für die nächsten 15 bis 20 Jahre.
Ab nächster Woche sei außerdem der neueste Stand zum Breitbandausbau in Gmund im Internet ersichtlich. Man befinde sich mittlerweile im zweiten Förderverfahren, so der Bürgermeister. Nahezu 2.200 Haushalte seien inzwischen erschlossen. Fehlen würden noch die Außenbereiche. Hierfür habe die Gemeinde aber einen Masterplan beim Straßenbauamt eingereicht. Dieser werde mit bis zu 50.000 Euro vom Bund bewilligt.
Organisation auf Kaltenbrunn hapert noch etwas
Lobend erwähnte der Bürgermeister die Arbeit von Tourismuschef Christian Kausch, den Anschluss an das Stromnetz des Tegernseer E-Werks, den „gut laufenden“ REWE-Markt und die fertiggestellten Arbeiten auf Gut Kaltenbrunn. „Nur von der Organisation her muss sich dort noch einiges einspielen.“
Beim Thema Asyl herrsche „Ruhe an der Front“, sagte von Preysing. „Bei uns läuft’s gut.“ Weniger schön sei dagegen die ab Sommer eingestellte Kartenproduktion auf dem Gelände der Papierfabrik Louisenthal. Um die 80 Mitarbeiter anderweitig unterzubringen, habe man bereits Kontakt zum Unternehmerverband Miesbach und der Standortmarketing-Gesellschaft (SMG) aufgenommen.
In Angriff nehmen will die Gemeinde in diesem Jahr den Ausbau des Bahnhofs. Da Gmund mit Unterkünften „schwach besetzt“ und die Nachfrage sehr groß sei, wünsche man sich auf der Bahnhofssüdseite ein Hotel, so der Bürgermeister. Dies sei jedoch noch eine „Sisyphus-Arbeit“.
Zwei Vollsperrungen ab Mitte März
Ab Mitte März wird es in Gmund zwei Baustellen geben: Zunächst soll mit dem Ausbau des Geh- und Radlwegs von Finsterwald nach Dürnbach begonnen werden. Man sei gezwungen, mit dem Ausbau zu beginnen, weil heuer der Staatszuschuss auslaufe. Bürger können sich schon jetzt auf eine Vollsperrung zwischen der Gaststätte Hülser und der Moosrainer Straße einstellen.
Ab 13. März gehen außerdem die Bauarbeiten in der Tölzer Straße weiter. Die Vollsperrung wird sich in der ersten Bauabschnittsphase von der Zufahrt der alten Kaltenbrunner Straße bis hin zur Müllerstraße erstrecken. Von Preysing hofft auf die Fertigstellung bis zum Ende des Jahres.
Anfragen der Bürger
Nach der Pause ging es mit den Anfragen los: Der erste Antrag wurde vom Arbeitskreis Energie, Umwelt und Verkehr eingereicht. Wie denn der Planungsstand der Umgehungsstraße B318 sei, die bereits im vordringlichen Bedarf des Bundesverkehrswegeplans (BVWP) ist. Und warum in den Nachbargemeinden mit der Verkehrsentlastung Gas gegeben werde, nur in Gmund nicht? Von Preysing stellte klar, dass dafür überhaupt keine Eile bestehe:
Die Programme für die Projekte gelten 15 Jahre lang. Momentan haben weder das Straßenbauamt Rosenheim noch wir Zeit dafür.
Die Umgehungsstraße sei außerdem als „möglicher Korridor“ im neuen FNP drin. „Sollte darüber diskutiert werden, wäre zumindest klar, wo.“
Der Biber stört
Ein Bürger bemängelte die Fraßschäden des Bibers. Alte Trauerweiden und viele Bäume hätte er schon abgenagt. Sogar der Bauhof musste eingreifen und die Radlwege von Baumresten befreien. „Der Biber stört das Ökosystem massiv“. Bald gebe es keinen Baum mehr am See, so die Befürchtung des Bürgers, was zu einem kurzen lachenden Aufschrei im Saal führte. Der Vorschlag, ob man den Biber denn nicht umsiedeln könne, wies von Preysing ab:
Biber-Management ist keine Aufgabe der Gemeinde.
Über eine Umsiedlung entscheide das Landratsamt und das sehe keine Notwendigkeit in einer Umsiedlung. Erstens sei der Biber geschützt und zweitens würde eine solche Maßnahme keinen Sinn machen, weil der Nachwuchs dennoch vor Ort sei. „Das müssen wir hinnehmen“, so der Bürgermeister.
Fragen zur Papierfabrik
Die Stromleitung zur Papierfabrik Louisenthal fiel einem anderen Bürger auf. Wer die Kosten dafür trage, wollte er wissen. Im Rahmen der Netztrennung seien einige Leitungen beim Bayernwerk geblieben, erklärte von Preysing. Die Papierfabrik habe das Bayernwerk als Sonderkunden behalten. Die Kosten dafür habe deshalb zu 100 Prozent das Bayernwerk getragen, nicht die Gemeinde.
Auf die Frage, ob denn die Papierfabrik immer noch größer werden dürfe, sagte von Preysing, dass noch einige Flächen für Parkplätze im FNP vorgesehen seien und stellte gleichzeitig klar:
Wir können froh sein, dass wir die Papierfabrik haben.
Auch das gechlorte Trinkwasser kam zur Sprache. Die Gemeinde hätte viel zu spät darüber informiert, so ein anderer Bürger. Mütter hätten Probleme gehabt und Babys den Brei verschmäht. Das sorgte für Gelächter im Saal. „Wir hatten auf die Chlorung keinen Einfluss“, entgegnete der Bürgermeister, „die Chlorung war eine reine Vorsichtsmaßnahme“.
Radlverbindung zwischen Ostin und Hausham geplant
Dorit Guttenberg beklagte die Radwegsituation in Gmund. Was die Gemeinde verbessern wolle und wann sie beabsichtige, die Fernradlwege auszubauen, lautete ihre Frage. Im Gemeinderat habe es schon Gespräche über weiterführende Radlwege gegeben, antwortete von Preysing, und die Staats- und Bundestraßen sollen ohnehin mit begleitenden Radlwegen ausgebaut werden. Gepräche über eine Radlverbindung zwischen Ostin und Hausham seien bereits im Gange.
Ein anderer Bürger wartet immer noch auf das Antwortschreiben der Gemeinde zu seinem Wunsch, am Holzeralmweg eine 30er-Zone einzurichten. Die im Saal anwesende Bauamtsmitarbeiterin Annemarie Heizmann konnte beruhigen: „Wir haben die Straße geprüft und die Messungen sind absolut im grünen Bereich.“ Es handele sich außerdem größtenteils um eine Anliegerzone. „Haben wir das Schreiben nicht beantwortet“, fragte von Preysing seine Mitarbeiterin. Sie entgegnet: „Das Schreiben liegt bei Dir.“
Peter Miu, seit 30 Jahren bei fast jeder Bürgerversammlung dabei, sagte abschließend auf die Frage, wie es ihm gefallen habe: „Heuer war es sehr gut. Im letzten Jahr waren die letzten drei Reihen frei. Ansonsten war es wie immer.“
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