Bienenwachs statt Plastik im Tal

Mal schnell die übrig gebliebene Pizza mit Frischhaltefolie abdecken oder den Speck in ein Stück Alufolie wickeln? Das muss nicht sein. Eine Tegernseerin stellt jetzt Bienenwachstücher her, die Plastik im Haushalt ersetzen sollen. Was es damit genau auf sich hat.

Hilke Sell von der Kreativwerkstatt Tegernsee fertig die Tücher selber an

Sie sind im Moment in aller Munde, oder besser gesagt in allen Taschen und Kühlschränken: Bienenwachstücher – die umweltschonende und nachhaltige Alternative zu Frischhalte- oder Alu-Folie sowie zur Tupper-Box. Eigentlich ist die Idee, Lebensmittel in Tücher einzuwickeln, um sie zu transportieren und frisch zu halten, nicht neu, bestätigt mir Hilke Sell von der Kreativwerkstatt Tegernsee, die bereits seit einiger Zeit selber Bienenwachstücher herstellt und vertreibt.

„Schon nach dem Krieg haben die Menschen Brot, Gemüse und Obst in Leinentücher gewickelt, um sie zu transportieren, zu schützen und aufzubewahren. Damals hatten sie ja kaum etwas anderes“, erklärt Hilke Sell. Sie selbst habe ihr erstes Bienenwachstuch allerdings vor zwei/drei Jahren von einer Freundin aus den USA mitgebracht bekommen. Seitdem ist sie von den Tüchern begeistert: „Diese Tücher sind einfach so praktisch und die Lebensmittel bleiben deutlich länger haltbar und frisch. Ich wickle zum Beispiel immer mein Brot in ein Bienenwachstuch und es bleibt tagelang frisch und knusprig.”

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Auch wickelt sie Käse ein, da sich in dem beschichteten Tuch keine Staunässe sammelt. So schimmelt der Käse nicht und bleibt frisch. “Diese Tücher sind viel besser als Folien und Dosen und gleichzeitig so praktisch”, ist sich Sell sicher. Durch das Wachs kleben die Tücher einfach zusammen. Man könne damit zum Beispiel Essenreste einfach und umweltfreundlich abdecken. Die Tücher lassen sich außerdem im Handumdrehen zu Dreieckstaschen falten, in denen man Tomaten, Trauben oder Erdbeeren vom Markt oder Händler lose einfüllt und geschützt nach Hause transportieren und auch gleich darin aufbewahren kann.

Neue Wachsschicht macht Tücher wie neu

Nach dem Gebrauch die Tücher einfach mit einem sauberen, nassen, nicht zu warmen Lappen abwischen, bei Bedarf auch mit etwas Spülmittel, dann zum Trocknen aufhängen. “So halten die Tücher eigentlich ewig”, so Sell. Wenn das Wachs sich langsam ablöst und die Tücher nicht mehr so gut kleben, könne man einfach selber eine frische Wachsschicht auftragen oder die Tücher zu ihr bringen. Wichtig ist dabei nur, auf die Qualität des Wachses zu achten.

Schließlich kommt das Wachs direkt mit den Lebensmitteln in Berührung. “Ich verwende für meine Tücher ausschließlich Bio-Bienenwachs von Imkern aus der Region. Auch meine Tücher bestehen zu 100% aus Bio Baumwolle. Die Lebensmittelechtheit für meine Bienenwachstücher habe ich jetzt auch durch ein Labor in Hamburg bestätigt und zertifiziert bekommen”, berichtet Sell stolz.

Die Bienenwachstücher können allerhand im Haushalt zum Einsatz kommen und sind eine umweltfreundliche Alternative zu Plastik / Quelle: Marion Bürkner

Zum „Auffrischen“ der Bienenwachstücher diese einfach kurz mit voller Pulle bügeln; dabei nicht vergessen Backpapier dazwischen zu legen. Man kann die Tücher auch auf ein Backpapier im Backofen bei 100 Grad kurz anschmelzen. An der Luft trocknet das Wachs dann wieder schnell. Diese Methode empfiehlt sich auch, wenn man die Tücher zuschneidet, damit die Ränder wieder schön versiegelt sind. “Ich bin von den Tüchern total überzeugt und begeistert”, betont Sell.

Die zertifizierten Bienenwachstücher von Hilke Sell gibt es im Moment in ihrem Laden – meine Hise Kreativwerkstatt am Tegernsee – und bei machtSINN in Gmund. Hier kosten sie je nach Größe zwischen 11,90 Euro und 21,90 Euro. Wer will, kann sich Bienenwachstücher auch leicht selber herstellen oder bei anderen Anbietern, darunter einigen Imkern, online bestellen.

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