Bierschneider muss nur ein wenig kämpfen

Welcher Kandidat einer Wahl würde sich nicht solche Bedingungen wünschen: keinen Gegenkandidaten seit dem Jahr 2004 und vor sechs Jahren eine Zustimmung von 97,5 Prozent. CSU-Wahlkämpfer Josef Bierschneider in Kreuth hat sie. Doch eine spannende Frage für den kommenden Sonntag bleibt.

Gestern Abend
Gestern Abend gab es in Kreuth die einzige Wahlkampfveranstaltung vor der Bürgermeisterwahl.

Bürger im Dialog mit dem Bürgermeister, so hat Josef Bierschneider (CSU) seine gestrige Veranstaltung genannt. Offenbar war er mit den meisten der Kreuther Bürger bereits in den Tagen zuvor im Gespräch, denn der Zuspruch hielt sich in Grenzen. Von den knapp 4.000 Einwohnern Kreuths verirrten sich nur etwa zwanzig Interessierte in den Saal des Hotels zur Post. Selbst hier war kein Wahlplakat zu finden, nur Flyer lagen aus. Wahlkampf auf Sparflamme.

Bierschneider kann es sich offenbar leisten, da er unangefochten die vierte Amtsperiode antreten kann. Er wollte an diesem Abend kein Referat halten und die Zuhörer womöglich langweilen, sie sollten die Themen für die Zukunft vorgeben.
„Überall entstehen die Agrarfabriken, wir aber sind ein kleinbäuerliche Kulturlandschaft“, stellte der Pächter der Königsalm fest.

Anzeige

Viele Bauern werden an der geforderte Laufstallhaltung zu Grunde gehen, weil sie sich diese neuen, von der EU geforderten Ställe, nicht leisten können. Dann gehen auch die Almen kaputt.

Bierschneider: „Unser großes Kapital ist der Erhalt der Landschaft. Gibt es diese nicht mehr, sind wir als Tourismusregion nicht mehr attraktiv. Uns im Gemeinderat ist das bewusst. Deswegen haben wir eine Resolution beschlossen, dass die kleinen Bauern vom Bauernverband unterstützt werden müssen.” Man müsse, so der Kreuther Bürgermeister, das Alleinstellungsmerkmal der Weidehaltung im Sommer deutlicher herausstellen. “Wir können nur mit so kleinen Bausteinen unsere Landwirtschaft erhalten. Ohne sie würde unser Tegernseer Tal nicht so gut dastehen“.

Warum Kreuth den Badepark unterstützt

„Der Wegebau in Kreuth ist ganz wichtig für den Tourismus“, sagte ein aktives Mitglied des Alpenvereins. „Zuletzt haben wir den Weg rauf zur Tegernseer Hütte am Ross- und Buchstein her gerichtet. Jetzt wären eigentlich der Leonhardstein und der Hirschberg dran. Doch wir Ehrenamtlichen sind damit auf Dauer überfordert. Es überschreitet unsere Kräfte, dem Wanderer eine perfekte Infrastruktur im Tal zu bieten. Allein die Kontrolle und Erneuerung der Seile in der Wolfsschlucht oder am Kratzer des Hirschbergs sind schon ein riesiger Aufwand“.

Bierschneiders Antwort: „In Kreuth haben wir dies erkannt und sind mit einem Unternehmer über die Kosten für den Wegebau zum Leonhardstein im Gespräch. Alle Wege zu erhalten kostet Zehntausende von Euro. Wir stellen im Haushalt des nächsten Jahres dafür eine fünfstellige Summe zur Verfügung“. Hier gebe es aber auch eine Kostenbeteiligung des Alpenvereins. Um diese Ausgaben komme man nicht herum, wenn man dem Gast als Wanderregion eine entsprechende Infrastruktur bieten wolle.

Ein anderer Zuhörer verwies auf die Notwendigkeit, den Badepark in Bad Wiessee für alle Talgemeinden zu erhalten. „Noch haben wir ein Schwimmbad. Dieses ist ganz wichtig für den Schwimmunterricht der Kinder, als Ausbildungsort für die Wasserwacht und für die Gäste“.

Bierschneider: „Früher konnte sich Wiessee das Hallenbad locker leisten. Aber durch den Rückgang der Spielbank-Einnahmen wurde es ein Verlustgeschäft. Klar ist, dass dies eine Solidargeschichte ist, wo wir als Talgemeinden auch gefordert sind. Irgendwann werden wir die Differenzen mit Wiessee wegen der Spielbankabgabe auch lösen können. Dann werden wir das Thema Badepark gemeinsam angehen“.

Josef Bierschneider in einem Wahl-Flyer der CSU.
Josef Bierschneider in einem Wahl-Flyer der CSU.

Es wurde zwar nicht danach gefragt, doch Bierschneider liegt auch das Thema Kinderbetreuung am Herzen. „Kinder sind unsere Zukunft. Deshalb war der Gemeinderat in den vergangenen Jahren bestrebt, das Betreuungsangebot dem Bedarf entsprechend anzupassen. Kindergarten, Kinderhort und die Beteiligung am Krippenverband im Tegernseer Tal haben dazu geführt, dass es in Zeiten des demographischen Wandels in Kreuth Familien gibt, die sich für ein drittes Kind entscheiden. Dies ist die Zukunftssicherung für den Ort, dass er nicht ausstirbt“.

Was wird aus Wildbad Kreuth? Bierschneider: „Es finden intensive Gespräche über die Nachnutzung statt. Ich habe die Hoffnung, dass die Herzogin mit dem Investor noch bis Ende des Jahres zu einer Einigung kommt.” Dass das ehemalige Stiftungsgebäude wieder mit Leben gefüllt wird, sei auch für die Gemeinde wichtig, so der Rathauschef.

Ich bin guter Dinge, aber meines Wissens ist noch nichts unterschrieben. Unser Ziel und das der Herzogin Helene in Bayern ist es, dass auch das Internationale Musikfest Kreuth wieder an seinem angestammten Platz stattfindet.

Auch der Investor hat signalisiert, dass dies für ihn kein Thema sei. Nach den Umbaumaßnahmen könnte das Festival bereits wieder 2018 in Wildbad Kreuth stattfinden. Ich hoffe es jedenfalls“. Weitere Themen waren unter anderem die Zukunft der einstigen May-Klinik und die fehlenden Einkaufsmöglichkeiten in Kreuth. Nach 75 Minuten Dialog war die Veranstaltung beendet. Bierschneider bedankte sich für das „lebendige Gespräch“.

Bleibt noch für Bierschneider die einzig spannende Frage: die Wahlbeteiligung am kommenden Sonntag. 2010 lag sie bei 47,17 Prozent. Ein wenig höher könnte sie heuer schon ausfallen, hofft Bierschneider. Doch viel Hoffnung dürfte nicht bestehen. Bei einer ähnlichen Wahl ohne Gegenkandidaten gingen 2012 in Gmund nur rund 32 Prozent der Bürger an die Wahlurne. In Miesbach waren es 2015 sogar nur 25,2 Prozent.

SOCIAL MEDIA SEITEN

Anzeige
Aktuelles Allgemein

Diskutieren Sie mit uns
Melden Sie sich an und teilen Sie
Ihre Meinung.
Wählen Sie dazu unten den Button
„Kommentare anzeigen“ aus

banner