Die May-Klinik in Kreuth gehört der Berliner Immobilienfirma Cooley Group. Deren Geschäftsführer Benedict Mathews ist schon seit geraumer Zeit auf der Suche nach einem Käufer für das 50.000 Quadratmeter große ehemalige Krankenhausgelände.
Auch die Gemeinde Kreuth ist an dem Objekt interessiert. Sie hat vor, auf dem Areal bezahlbaren Wohnraum in Form von Mietwohnungen zu schaffen. Bislang schlug die Cooley Group deren einziges Kaufangebot allerdings aus. Denn die Summe, die die Gemeinde im Jahr 2015 angeboten hatte, lag weit unter dem Preis, den sich die Eigentümer für die May-Klinik vorgestellt hatten.
Den Wert beziffert Mathews auf rund vier Millionen Euro. Er selbst habe das Kaufangebot der Gemeinde nicht direkt bekommen, so der Geschäftsführer gegenüber der TS. Ziemlich sicher sei er sich allerdings, dass es bislang nur ein Angebot gab. Und das habe bei 2,8 Millionen Euro gelegen. Dabei betonte Kreuths Bürgermeister Josef Bierschneider schon damals: „Wir zahlen keine utopischen Summen.“
Neuer Investor aufgetaucht
In der kommenden Gemeinderatssitzung am Donnerstag hat die Gemeinde nun vor, sich das Vorkaufsrecht an dem begehrten Areal per Beschluss zu sichern. In diesem Zusammenhang soll auch der Flächennutzungsplan geändert werden. Denn derzeit ist die Fläche noch als „Sondergebiet Klinik“ ausgewiesen. Soll aber, wie berichtet, für den Bau von Sozialwohnungen hergenommen werden.
Doch nun ist gestern ein potentieller Käufer der May-Klinik bei Bürgermeister Josef Bierschneider aufgetaucht. Der Investor, der seinen Namen aktuell noch nicht in den Medien lesen möchte, befürchtet nun, die Gemeinde könnte den Grundstückspreis mit dem geplanten Gemeinderatsbeschluss “entwerten” und den Kaufpreis damit negativ beeinflussen. Vergangene Woche hatte er sich mit Benedict Mathews getroffen. Die beiden hatten sich daraufhin auf eine Kaufsumme in Höhe von 4,5 Millionen Euro geeinigt.
Bürgermeister “verprellt” Käufer
Auch Gespräche mit Banken hätten schon stattgefunden. Diese hätten einer Finanzierung unter Vorbehalt bereits zugestimmt, so der neue potentielle Investor gegenüber der Tegernseer Stimme. Er selbst sei Privatmann und vor ungefähr acht Wochen mit seiner Familie von Berlin nach München gezogen. Gestern klopfte er nun an Bierschneiders Tür, um sein Konzept vorzustellen.
Sein Plan sei die Verwirklichung eines Lebenstraumes: Ein klassisches Familienhotel mit Ponywiese, Mountainbike-Angeboten, Sport- und Erholungsmöglichkeiten. Irrtümlicherweise ging er jedoch davon aus, dass es genau das sei, was sich die Gemeinde seit Jahren vorgestellt hatte.
Ich dachte, der Bürgermeister rollt mir den roten Teppich aus.
Doch stattdessen hätte ihm Bierschneider dringend davon abgeraten, den Kaufvertrag zu unterschreiben und zum Notar zu gehen. Sollte er es dennoch tun, würde die Gemeinde „von ihrem Vorkaufsrecht Gebrauch machen, und dann habe er “ganz schlechte Karten”.
Außerdem habe Bierschneider noch auf die “fürchterliche, schattige Lage” der May-Klinik hingewiesen und gemeint, eine Chance auf ein Hotel könne er sich nur vorstellen, wenn das Konzept erst dem Gemeinderat vorgestellt werde – und zwar bevor der potentielle Käufer den Notarvertrag unterschreibe. So habe ihm der CSU-Politiker den Kauf „schlecht geredet“, berichtet er noch hörbar aufgebracht.
Solche Aussagen sind für den jetzigen Eigentümer geschäftsschädigend und eine Frechheit.
Schließlich habe er vor, eine nicht unerhebliche Summe in das Projekt zu investieren, würde Arbeitsplätze schaffen und künftig Gewerbesteuer zahlen. Im Rathaus dann auf diese Art und Weise abgefertigt zu werden, seien schon fast “unlautere Methoden”, entrüstet sich der Investor und erklärt: „Damit hat sich der Bürgermeister zu weit aus dem Fenster gelehnt.“
Familienhotel versus Sozialwohnungen
Bierschneider dagegen wiegelt ab. Auf Nachfrage erklärt der Kreuther Rathauschef: „Das Grundstück der May-Klinik liegt im Außenbereich und ist seit etlichen Jahren ungenutzt. Damit erlischt automatisch das Baurecht. Jegliche Art von Nutzung ist nur dann möglich, wenn die Gemeinde einen Bebauungsplan erlässt.“
Und dafür müsse das Konzept erst einmal dem Gemeinderat vorgelegt werden. Der Bürgermeister betont, er habe den potentiellen Käufer lediglich darauf hingewiesen, dass eine Vorkaufssatzung beschlossen werde und welche Konsequenzen das für ihn habe. Die Gemeinde wolle zwar „eine gewerbliche Nutzung des Areals“, könne sich aber durchaus vorstellen, bei einem „stichhaltigen Konzept“ auf das Vorkaufsrecht zu verzichten.
Dabei betont Bierschneider, Kreuth werde sich auch in diesem Fall ein Mitspracherecht einräumen und die Versprechungen eines möglichen Käufers, wie beispielsweise die Länge der Bauzeit, vertraglich festhalten lassen:
Wir hatten schon viele Spinner unter den Interessenten, die uns etwas versprochen und dann nicht eingehalten haben.
Ob sich der potentielle Investor davon einschüchtern lässt? Dessen Antwort klingt derzeit nach einer Trotzreaktion: „Der Bürgermeister hat mir und meiner Familie zwar den Mut genommen, nichtsdestotrotz will ich den Kaufvertrag so schnell wie möglich abschließen.”
Auch Cooley Group Geschäftsführer Mathews bestätigt auf Nachfrage, dass der Berliner bereit sei, noch diese Woche zu unterschreiben. Und das, obwohl ihn Bierschneider “mit aller Macht versucht habe, zu verprellen.” Er selbst habe schon mehrere Kaufinteressenten zur Gemeinde geschickt. Jetzt müsse man abwarten. Noch seien zwei weitere im Rennen.
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