Bikepark: Spielverderber Untere-Naturschutzbehörde?

Fast zwei Jahre hat es gedauert, einen Bauplatz für den Gmunder Bikepark und die Kids zu finden. Einen, wo Kinder niemanden stören mit ihrem Lachen und Gekreische. In Ostin am Oedberg. Doch schon wieder stören sie. Diesmal die Natur. Schade nur, wenn Kinder keine Lobby haben im Landkreis.

Die Bike Crew GmbH von links, Ralph Jirgens, Georg Reisberger, Toni Haslauer, Simon Engelhardt und die drei Bike-Crew Junior Ferienjobber – leider fehlt auf dem Bild Maria Haslauer als Gesellschafterin.

Der lange Weg der Väter-Initiative „Bikepark Gmund“ begann im Herbst 2020. Fast zwei anstrengende und bewegende Jahre später treffen wir Ralph Jirgens und Simon Engelhardt in ihrem eigenen “Bike-Crew” Bike-Shop am Oedberg wieder. Schick sieht hier alles aus. Hier kann man Räder leihen, Bike-Klamotten kaufen, das Rad reparieren lassen und im Cycle Cafe mit den Bike-Crew Leuten chillen. Aus der ehemaligen Mehrzweckhalle hat Georg Reisberger, Geschäftsführer der Freizeitanlage Oedberg und ebenfalls festes Mitglied der Bike-Crew, ein sehr modernes und schickes Funktionsgebäude entstehen lassen. Über dem Laden befindet sich im ersten Stock das Büro der Bike-Crew GmbH – sogar mit Balkon und Liegestuhl.

Bike-Crew seit Freitag mit eigenem Shop und Büro in Ostin

Man kommt ehrlich gesagt aus dem Staunen kaum raus. Und auch Jirgens und Engelhardt wirken ein wenig so, als wenn sie noch etwas Zeit brauchen würden, wirklich zu realisieren, was da in den letzten Monaten alles mit ihnen passiert ist. Das bestätigt Jirgens umgehend:

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Am Freitag haben wir tatsächlich unten den Laden aufgemacht. Und unser Büro haben wir auch bezogen. Das ist schon großartig, wenn man sich überlegt, wie alles angefangen hat.

Denn eigentlich wollten die beiden nur die Träume ihrer Söhne und deren Kumpels erfüllen: Einen coolen Bikepark in Gmund. Um dem Wunsch Nachdruck zu verleihen haben Kinder und Eltern sogar 2020 vor der Sitzung des Gemeinderates eine kleine Mountainbike-Demo veranstaltet. Gebracht hat es damals nichts. Den Gmunder Räten gefiel die Idee nicht so richtig gut. Auch wohl wegen der Laustärke, die glückliche Kinder so mit sich bringen.

Die Wiese der Haslauers war die Rettung

Der Gemeinderat lehnte also dankbar ab. Ohne die lange Geschichte noch einmal zu erzählen, wurde dann im Laufe der nächsten Monate auch dem letzten Bikepark-Befürworter klar, dass die Idee weder im Ortsgebiet der Gemeinde noch unter dem Dach des Vereins der Sportfreunde Dürnbach an der Kreuzstrasse zu realisieren ist. Warum aber die Mountainbike Kinder und Jugendlichen im ganzen Tal – auch im Schlieracher – jetzt doch noch voller Hoffnung sein dürfen auf ihren Bikepark erklärt Jirgens so:

Wir sitzen heute nur hier, weil die Maria Haslauer, unsere Landschaftsarchitektin und ebenfalls Mutter radbegeisterter Kinder, irgendwann nach der x-ten enttäuschend verlaufenen Sitzung, die Wiese ihres Manns Toni in Ostin ins Spiel brachte.

Das “neue Funktionsgebäude” am Oedberg. Links ist jetzt der Skiverleih und die Skischule, daneben befinden sich die Sanitäranlagen für die Camper. Im linken Teil sind der Shop und die Büros der Bike-Crew untergebracht.

Diese große Fläche schließt praktischerweise an das zehn Hektar Sonderfreizeitgebiet in Ostin an. Gleich da, wo der Reisberger schon den Skilift, die Sommer-Rodelbahn, den Klettergarten und die Wohnmobilstellplätze betreibt. Und sei auf einmal alles sehr schnell gegangen, erzählt Engelhard lachend: “Der Bubi war sofort begeistert uns aufzunehmen und die Gemeinde Gmund stimmte fast geschlossen den neuen Plänen zu.”

Die beiden Haslauers, der Bubi Reisberger sowie Jirgens und Egelhardt gründeten gemeinsam die Bike-Crew GmbH. Das war der Aufstieg von der Amateurliga in den Profibereich für die beiden Initiatoren. Doch scheint den Neu-Bikepark Unternehmern ihr neue Aufgabe zu gefallen, wenn auch Engelhardt allzu hochfliegende Träume gleich wieder schmunzelnd auf den Boden stellt: “Bevor wir mit diesem Projekt einmal Geld verdienen, wird es noch eine lange Zeit dauern. Wir haben beide noch unsere anderen Jobs – ohne ging es gar nicht.”

Pumptracks, Trails und Jumps gibt es nur auf dem Papier

Zudem auch vom Bikepark selbst bis jetzt noch jede Spur auf der Haslauer Wiese fehlt. Dort stehen wie seit einem Jahrzehnt schon Autos rum. Besonders viele Plätze werden in diesem Jahr von Alpenüberquerern genutzt. Das scheint, betrachtet man die Masse der dort parkenden Fahrzeuge grad groß im Trend zu sein. Reisberger, der wohl erfolgreichste Sport-Unterhaltungs-Unternehmer im Kreis ist heute bester Laune. Gelöst berichtet er über das Projekt:

Ich wollte hier oben immer auch dem Rad einen Platz geben. Immerhin haben wir den Bodensee – Königssee Radweg direkt am Gelände.

Als sich dann die Chance bot mit der Ansiedelung des Bikeparks, haben wir gemeinsam die neue Firma gegründet, ergänzt der Unternehmer. Reisberger ist, obwohl natürlich durch und durch Geschäftsmann, die Freude an dem Bike-Projekt anzumerken. Jirgens bestätigt dann auch noch: „Klar ist aus der kleinen Elterninitiative des Anfangs jetzt ein Geschäft geworden.“ Doch die Chemie stimme zwischen den fünf Gesellschaftern und das sei die Hauptsache und ergänzt: „Dass wir an einem Strang ziehen ist so wichtig, da wir noch einige Hindernisse aus dem Weg zu räumen haben, bis die ersten Kids und Jugendlichen endlich ihren Spaß auf den Trails und den Pumptracks haben dürfen.

Untere Naturschutzbehörde strenger als zuletzt gewohnt?

Recht hat er. Denn auch wenn die Gemeinde dem Projekt in Ostin mit großer Mehrheit zugestimmt hat, beginnt jetzt der Marsch durch die Verwaltung erst so richtig.

Drohnenblick auf die Haslauer-Wiese, auf der die Bike-Crew den Bikepark erbauen möchte – und die Untere Naturschutzbehörde nicht.

Für den Bikepark müssen zuerst die rechtlichen Vorgaben erfüllt werden. Hierfür ist die Bewertung von 41 Fachbehörden und sonstigen Trägern öffentlicher Belange notwendig. Schon jetzt hat eine der vielen Stellen ihr “No” gegen den Bikepark eingelegt: Die Untere-Naturschutzbehörde in Miesbach.

Wir hatten schon mehrfach Treffen und „Runde Tische“ mit den Vertretern aus Miesbach. Zuletzt am Dienstag. Und das war ehrlich gesagt wenig erfreulich,

berichtet der nun eher kämpferisch als frustriert wirkender Bike-Aktivist Engelhardt. „Da sitzt du in dem Meeting und fragst die Leute von der Unteren-Naturschutzbehörde was denn nötig sei, das Projekt so zu realisieren, dass es den gesetzlichen Vorgaben entspricht.“ Und als Antwort bekomme man dann ein „Nichts. Wir werden den Bikepark nicht genehmigen – unter keinen Umständen”.

Gemeinde steht hinter der Bike-Crew

Auch in der Gemeinde Gmund schüttelt man nur den Kopf, wenn man nach dem Grund für die ablehnende Haltung der Miesbacher Behörde fragt. Man weiß es auch nicht. Aber der Gmunder Bürgermeister Alfons Besel macht unmissverständlich deutlich: “Wir stehen voll hinter dem Bikepark Projekt.”

Auffällig ruhig in der Diskussion im Büro der Bike-Crew bleibt nur Reisberger. Der Ostiner Unternehmer ist durch viele Schlachten mit der Bürokratie im Landkreis so einiges gewohnt und an vielen Stellen schon angeeckt. Aktuell steht er in einem Prozess als Beklagter ebenfalls der Unteren Naturschutzbehörde in München vor Gericht. Zwar geht es in dem Verfahren um die gleiche Wiese, doch nicht direkt um den Bikepark. Die Fahrzeuge, die dort schon seit Jahren parken sollen jetzt weg – es handle sich laut Behörde bei dem Parkplatz um einen Schwarzbau.

Good Vibes, Respekt, Inklusion und Gemeinschaft

Trotz all der Stolpersteine, die noch vor ihnen liegen ist der Elan der beiden Bike-Crew-Urväter ungebrochen. In den Büroräumen werden eifrig neue Pläne für den Bikepark geschmiedet. Jirgens und Engelhardt müssen immer wieder erklären, worüber sie überhaupt reden, wenn sie von Pumptracks, Skills, MTB Slopestyle mit Drops, Jumps, Wallrides, Boxen oder was es sonst noch alles gibt, sprechen.

Oben: Die Haslauer-Wiese und rechts der aktuelle Plan für den Bike-Park. Im vorderen Bereich die neue Versorgungshütte – Parkplätze – dazu die Zelt- und Stellplätze des Freizeitparks-Oedberg. Im hinteren Teil die Rails, Tracks und Jumps für die Kids. Unten: Bilder bestehender Pumptracks und eines Biker-Parks

Laut den Plänen der Macher wird es zwar jetzt ein kommerzieller Bikepark, doch soll der den Kids und Eltern, wie Engelhardt sagt, nicht erster Linie das Geld aus der Tasche ziehen. Sondern den Kids „Good Vibes“ bieten, Respekt für die Natur vermitteln, Inklusion möglich machen und das Gemeinschaftsgefühl der Jugendlichen stärken. Und ganz wichtig sei eben, wie Engelhardt ergänzt: “Wollen wir den jungen Menschen im Tal einen sicheren Ort bieten, der Spaß bringt und Freiräume schafft, die sonst eher selten zu finden sind bei uns in der Gegend.”

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