Blumenwiesen für die Bienen

Das Volksbegehren „Rettet die Bienen“ war erfolgreich. Wie genau es rechtlich weitergeht, liegt beim bayerischen Landtag. Bis es soweit ist, kann jeder schon was für die Bienen tun – zum Beispiel eine Blumenwiese anpflanzen. Doch was kostet so etwas eigentlich? Und wie geht das überhaupt?

Es ist angerichtet! / Foto: Tina Hansch

18,3 Prozent aller Stimmberechtigten in Bayern unterstützten das Volksbegehren zum Schutz der Artenvielfalt in Bayern. Exakt 1.741.017 Menschen unterschrieben zwischen dem 31. Januar und dem 13. Februar das Volksbegehren mit dem Motto „Rettet die Bienen“ – ein Riesenerfolg, da die Zehn-Prozent-Hürde deutlich überschritten wurde.

Das Volksbegehren zielt auf mehrere Änderungen im bayerischen Naturschutzgesetz, beispielsweise sollen Biotope besser vernetzt und der ökologische Anbau gezielt ausgebaut werden. Ob der Landtag dem Gesetzentwurf zustimmt, oder es zu einem Volksentscheid kommt und der Landtag einen eigenen Gesetzentwurf erarbeitet oder sogar die Rechtsgültigkeit des Volksbegehrens bestreitet, wird sich zeigen.

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Gesetz hin oder her – was kann man praktisch für Bienen und Co. tun?

Ein Autogramm im Rathaus hinterlassen ist das eine. Aber einige Menschen wollen möglicherweise aktiv etwas für die Bienen, die Insekten im Allgemeinen und unsere Natur tun. Und das ist gar nicht so schwer – es gibt zahlreiche Möglichkeiten, den Bienen, sozusagen den Gallionsfiguren des Volksbegehrens, einen Lebensraum und Futter zu bieten.

Für Gartenbesitzer ist es am einfachsten und günstigsten, insofern der Rasen noch einigermaßen in Schuss ist, Wildblumensamen anzusäen. Die Firma Rieger-Hofmann in Blaufelden beispielsweise, spezialisiert auf naturnahe Begrünung mit gebietseigenen Wildarten, bietet Saatgut an für 14 Cent bis 38 Cent pro Quadratmeter. Das sind etwa elf bis dreißig Euro für eine Rasenfläche von durchschnittlich 80 Quadratmetern.

So trostlos schauen vermutlich derzeit noch viele Gärten aus. / Foto: Tina Hansch

Die Saatgut auf dem Rasen verteilen und auf eine schöne Blumenwiese hoffen – das ist schnell und kostengünstig, kann funktionieren, muss aber nicht. Sobald der Rasen etwas älter und blumenarm ist, muss schwereres Geschütz aufgefahren werden. Der Rasen muss aufgefräst und die Grasnarbe komplett abgenommen werden, und schon wird es zeit- und kostenintensiver.

Blumenwiesen von den Profis

Wer wenig Zeit hat und aus seiner Rasenfläche eine schöne Blumenwiese gestalten möchte, überlässt diese Arbeit professionellen Gartenbauern. Der Meisterbetrieb Klimt in Rottach-Egern bietet unter anderem die Neu- und Umgestaltung von Gärten an. „Das absolute A und O ist, dass man die gesäten Wildblumen stehen lässt, bevor gemäht wird“, so Geschäftsführerin Brigitte Haimerl. Mähroboter seien kontraproduktiv so wie grundsätzlich zu häufiges Mähen.

„Nicht immer gleich mähen“ lautet auch die Devise von Imker Thomas Klotz aus Miesbach. Als Schriftführer im Vorstand des Bezirksimkervereins Gmund – Tegernseer Tal und Umgebung e.V. setzt er sich für die Belange von Imkern und Bienen ein. Besonders der Löwenzahn, eine große Nektarquelle mit sehr vielen Pollen, ist die erste Hauptnahrung im Jahr für die Bienen und sollte eine Chance zum Aufkeimen bekommen. Man kann die Pflanze dann immer noch rechtzeitig ummähen, bevor sie zur Pusteblume wird, so der Bienenflüsterer.

Was kostet die Umgestaltung einer 80 qm Rasenfläche in eine Blumenwiese?

Grundsätzlich hängen die Kosten für einen Umbau von Größe, Beschaffenheit und Zustand eines Rasens ab. Die Firma Reichl Gartenbau in Bad Wiessee gibt sich zurückhaltend. Kosten sind abhängig von Bodenverfassung und der geforderten Samenvielfalt – ist ein Aufreissen des Bodens nötig? Ist er sehr nass, dann müssen Kies und Erde eingearbeitet werden. Und je mehr Blütenvielfalt gefordert wird, desto teurer wird es. Die Kosten liegen bei 500 Euro aufwärts.

Imker Thomas Klotz / Foto: pixabay, Tina Hansch

„Man muss viel Geduld haben“, erklärt Marina Maucher, Diplom-Ingenieurin für Landschaftsbau bei der Firma Reichl. „Die Wiesen brauchen zwei Jahre, bis sie schön blühen. Im ersten Jahr wird man nie eine schöne Blumenwiese haben.“ Zum Mähen sei der richtige Zeitpunkt wichtig, die Samen müssen sich bilden können und zu Boden fallen, dann kann gemäht werden. Das Schnittgut muss weggeräumt werden, es darf nicht liegen bleiben. Nur so können sich weitere Blumen entfalten.

1688 Euro für einen neuen Garten

Gartenbaumeister Johannes Epp in Lenggries wagt sich ans Eingemachte. Er nimmt sich Zeit und rechnet genau vor, was die Umgestaltung einer 80qm-Rasenfläche in eine Bienenweide kostet:
Zwei bis drei Zentimeter der vorhandenen Grasnarbe müssen abgezogen und entsorgt werden. Wegen verschiedener, bereits vorhandener Gräser, die schneller wachsen als die neuen geplanten Blumen, muss die Fläche mit einer Umkehrfräse behandelt werden: Die obere Schicht muss 15 cm tiefer nach unten, die untere Erdschicht nach oben. Es entstehen 2,5 Kubikmeter Aushub, der mit ungefähr vier Kubikmeter gütegesichertem Kompost für die gleiche Höhe ausgeglichen werden muss.

Dann werden die Samen im Wert von 100 Euro für diese Fläche eingesät. So kommt ein Preis für einen Tag Arbeit mit zwei Personen, die jeweils neun Stunden arbeiten, Gerät und Arbeitsmaterial mitbringen, abschälen, fräsen, planieren und herrichten, von 1688,- Euro brutto zustande. Epp weiß auch:

Das Thema wird sehr hoch gekocht im Augenblick. Der Boom ist extrem, deshalb muss man aufgrund der hohen Nachfrage länger auf Saatgut warten.

Denn auch diese muss natürlich erst einmal produziert werden – von den Bienen. Von standardmäßigen Saatmischungen in Baumärkten und Gartencentern rät er ab. „Sie halten sich nicht über die Jahre. Es sind viele einjährige‘ Blumen dabei, die dann weg sind, also nicht mehr blühen.“ Das kann für Enttäuschungen sorgen. Besser sei es, sich bei spezialisierten Saatgutfirmen eine individuelle Mischung anfertigen zu lassen.

Für die Aussaat sind grundsätzlich die Monate März und April ideal – aber auch der Dezember, für die Frostkeime. Auch diese befinden sich in den Saatgutmischungen – und sorgen bei einer Wintersaat dafür, dass im Frühjahr alles auf einmal keimt.

Rasenschnitt erst nach sechs Wochen

Die Gartenbaufirma Klimt rechnet die Kosten für eine Rasensanierung und Pflanzung am praktischen Beispiel eines Projekts vom letzten Sommer vor. Hier waren die Arbeiten allerdings noch umfangreicher. Nicht nur die Rasenfläche wurde umgebaut und neu gesetzt, sondern der Boden musste zusätzlich noch für neue Obstgehölze hergerichtet und Bäumchen angepflanzt werden. Auch ein Edelfliederbusch bekam einen Platz in dem neu angelegten Garten. Die vielen detaillierten Arbeitsschritte und das eingesetzte Arbeitsmaterial machen eine Bruttosumme von 2011,- Euro aus.

Dafür bekommt man einen wunderschönen Blumengarten und die Bienen freut es auch. Jetzt muss die Neuansaat nur noch täglich und gleichmäßig gewässert werden, fünf bis sechs Wochen lang. Ein erster Rasenschnitt darf erst nach sechs Wochen erfolgen.

„Win-Win-Situation für Mensch und Biene“

Auch Besitzer von kleinen Gärten oder Balkons können etwas für die Bienen tun. „Mit dem Anbau von Küchenkräutern wie Thymian, Schnittlauch, Salbei und Rosmarin ist den Bienen geholfen“, so Imker und Diplom-Politologe Klotz. Allerdings müssen die Pflanzen blühen, deshalb empfiehlt sich, eine Hälfte abzuernten und den Rest stehen und blühen zu lassen.

Selbstversorger, die Tomaten, Zwiebeln, Kürbisse, oder auch Obstbäume und Beerensträucher, also alles, was blüht, anpflanzen, tun nicht nur sich selbst, sondern auch den Bienen was Gutes. Lavendel, der viel Nektar hat, oder Schafgarbe, sind auch als Topfpflanzen sehr gut geeignet. Die schönen Geranien jedoch bringen gar nichts, da sie über keinerlei Pollen oder Nektar verfügen.

„Mehr Mut zur Unordnung“

Hobbygärtnern von größeren Gärten rät Klotz, in einer Ecke einfach mal alles wild wachsen zu lassen, möglicherweise Baumstämme abzulegen als eine Art Insektenhotel für Wildbienen. Seiner Meinung nach reicht schon eine Fläche von 10 bis 15 Quadratmetern, vielleicht eine Fläche neben dem Komposthaufen, wo es sowieso keinen stört. „Ein Dschungel ist nicht notwendig, einfach mit der Natur arbeiten“, so Klotz, der derzeit zum Thema „Bienenpolitik im Alpenraum“ promoviert und sich mit Maßnahmen zum Schutz und Erhalt der Wildbiene befasst.

Eine gepflegte Rasenfläche ist nichts Verwerfliches, solange es sich nicht ausschließlich um einen englischen Rasen handelt.

Noch ein Tipp vom Imker: Für alle Interessierten ist die „Bienen-App“ des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft sehr hilfreich – hier erfährt man viel Nützliches über Bienen und ihre Pflanzen und kann das erworbene Wissen gleich im Bienenquiz testen.
Auch Gartenbaumeister Epp hat noch einen Buchtipp für alle, die ihren Garten insektenfreundlich auf Vordermann bringen wollen: Der naturnahe Grünplaner Dr. Reinhard Witt aus Freising hat mehrere Bücher geschrieben und gilt als „Papst für den Naturgartenbau“. Alle Bücher sind verständlich geschrieben und vollgepackt mit nützlichen Informationen rund um den Gartenbau.

Einfach mal eine Bombe platzen lassen

Und für alle, die gar keine Zeit haben, möglichst wenig Geld investieren, aber trotzdem etwas für Bienen, Hummeln und andere Insekten tun wollen, seien Samenbomben empfohlen – ein Jutebeutel mit acht walnussgroßen Samenbomben bestehend aus Erde, Ton und ökologischem Saatgut kostet im Schnitt um die acht Euro. Einfach vom Liegestuhl aus bequem gärtnern und auf die Erde werfen – zumindest kurzfristig kann man sich bei gelingender Ansaat über jede Menge bunter Blüten freuen. Die Samenbomben eignen sich auch hervorragend als Geschenk anstelle eines Blumenstrausses.

Wichtig ist vor allem: Fast jede Blüte, die entsteht und stehen bleiben darf, dient als Futtertrog für Insekten. Ideal ist, wenn zu jeder Jahreszeit etwas Blühendes wächst, am besten bienenfreundliche Pflanzen, deren Blüten viel Pollen und Nektar produzieren. Das beginnt jetzt im Frühling mit den Schneeglöckchen und endet im Herbst mit den Astern – der Futtertisch muss immer reich gedeckt sein.

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