BOB: Zugausfall verärgert Fahrgäste

Aktualisierung vom 17. Juni / 08:07 Uhr
Nach den Negativschlagzeilen der letzten Zeit wollten die Betreiber der BOB eigentlich eine Qualitätsoffensive starten.

In der letzten Woche wurde verkündet, dass man nun mit den neuen Zügen das alte Kuppelproblem im Griff hat. Doch es zeigt sich: Aller Anfang ist schwer.

Heute früh kam es erneut zu Verspätungen im Berufsverkehr.
Am Montag früh kam es erneut zu Verspätungen bei der BOB / Archivbild

Mehrere Fahrgäste berichteten heute von einem Vorfall am Holzkirchner Bahnhof. Um 7:30 Uhr sind viele noch zuversichtlich, dass sie pünktlich loskommen. Doch als der zweite Teil des Zuges zu spät ankommt, dann auch noch die S-Bahn auf dem Nebengleis losfährt und nur wenig später die Durchsage zu hören ist, dass die Kupplung nicht funktioniert, wissen die meisten der 200 Menschen im Zug, dass sie nicht pünktlich in der Arbeit ankommen.

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Die nächste BOB startet zwar bereits eine halbe Stunde später, doch der Mehrzahl der Fahrgäste ist das zu unsicher. Sie vertrauen auf die S-Bahn, die kurz vor 8 Uhr ab Holzkirchen fährt. Dabei, so Betroffene, hatten die Ausfälle und Unpünktlichkeiten in den vergangenen Wochen immer weiter zugenommen. Ob das Unternehmen, wie letzten Dienstag angekündigt, die Probleme langfristig in den Griff bekommen kann, ist weiter unklar.

Laut Aussage der BOB liegt der aktuelle Störfall daran, dass noch nicht alle Züge überarbeitet wurden. Man bleibe allerdings dran. Noch in der vergangenen Woche hatte BOB-Chef Kai Müller-Eberstein erklärt, dass mit den neueingesetzten sieben Talent-Triebzügen bereits erste Erfolge sichtbar seien:

Im März und April konnte die BOB ihre Pünktlichkeit auf 92,3 bzw. 94 Prozent erhöhen.

Im gleichen Atemzug musste Müller-Eberstein jedoch einräumen, dass im Mai die Statistikkurve wieder abfiel. Vielen Gästen ist das auch ohne konkrete Zahlen bewusst. Sie merken es an den täglichen Schwierigkeiten und ihrem oft nicht einhaltbaren Terminkalender.

Ursprünglicher Artikel vom 10. Juni mit der Überschrift: BOB-Chef gelobt Besserung
Nach einer Serie von Pleiten, Pech und Pannen soll nun vieles besser werden. Zuletzt hagelte es deutliche Kritik bei Pünktlichkeit und Service. Auch im Qualitätsranking der Bayerischen Eisenbahngesellschaft landete die BOB auf einem der hinteren Plätze. Das Unternehmen kam im vergangenen Jahr nur auf Rang 13 von 15. „Versifft und stickig“ titelte die Süddeutsche Zeitung im August 2013.

Die Kupplung des Talent-Zugs sorgt immer wieder für Probleme, wie Technikleiter Armin Nachtschatt zeigt.
Die Kupplung des Talent-Zugs sorgt immer wieder für Probleme, wie Technikleiter Armin Nachtschatt zeigt.

Heute nun lud die Geschäftsführung zu einer Pressekonferenz an den Stützpunkt in Lenggries. Doch auch dorthin kam der Zug aus München mit 15 Minuten Verspätung. Durchsagen im Zug habe es keine gegeben, erzählen Reisende. Schlimmer erwischte es Zuggäste im Februar Richtung Kufstein. Sie wurden vom Lokführer gebeten, den Zug gut einen Meter zu schieben, da er genau da stehenblieb, wo die Fahrleitung kurz stromlos war. Das Experiment gelang, doch der Lokführer ist seinen Job los. Und erst Anfang Juni war die BOB auf der Strecke nach Hausham wieder stehengeblieben – in diesem Fall mussten die Fahrgäste zu Fuß nach Hause gehen.

Kupplung ist die Achillesferse

„Extrem störanfällig sind die komplexen Kupplungen der Talentzüge. Hier kommt es immer wieder zu Verzögerungen“, erläutert Technik-Chef Armin Nachtschatt in der Werkstatthalle. „Zudem sind die Kupplungen nicht kompatibel, nicht einmal beim gleichen Typ.“ Von Baulos zu Baulos gebe es immer wieder Verbesserungen, eine Änderung sei da auch nicht in Sicht. „Seitdem wir aber viel nachgebessert und investiert haben, klappt das Koppeln der Zugteile wieder besser“, so Nachtschatt, „im Dezember hatten wir noch große Probleme.“

In allen Fahrzeugen seien nun neue Kupplungen installiert. Nach sechs Jahren steht bei den Zügen der erste TÜV an, dann haben sie über zwei Millionen Kilometer zurückgelegt. Eine komplette Generalüberholung wird dann notwendig. Alle Fahrzeuge sollen aber bis zum Jahr 2016 komplett runderneuert sein.

„Auch durch den dichteren Fahrplan, den die BOB seit Ende letzten Jahres fährt“, räumt BOB-Geschäftsführer Kai Müller-Eberstein ein, „können sich Verspätungen auf eingleisigen Strecken übertragen und über Stunden fortsetzen.“ Da aufgrund des neuen Fahrplans deutlich mehr Züge verkehren, sei die Infrastruktur südlich von Holzkirchen während der Hauptverkehrszeit ausgelastet bzw. auch überlastet.

Neue Züge bringen Besserung

Mit den neu eingesetzten sieben Talent-Triebzügen seien schon erste Erfolge sichtbar. „Bereits im März und April konnte die BOB ihre Pünktlichkeit auf 92,3 bzw. 94 Prozent erhöhen“, beschwichtigt der BOB-Chef. Im gleichen Atemzug muss er aber einräumen, dass im Mai die Statistikkurve wieder abfiel.

Streckenstörungen seien die Ursache gewesen, wie Notarzteinsätze (die Umschreibung für Suizide) und das Betreten von Gleiskörpern, das deutlich zunehme. Arno Beugel, zuständig für das Qualitätsmanagement, erklärt dies so: „Die Leute nehmen immer öfter statt der Unterführungen die Abkürzungen über die Schienen.“ Um ein Haar wäre so vor Kurzem ein 14-jähriges Mädchen in Holzkirchen von einem Zug erfasst worden.

Kai Müller-Eberstein, Geschäftsführer der Bayerischen, will in Zukunft vieles besser machen.
Kai Müller-Eberstein, Geschäftsführer der Bayerischen Oberlandbahn, will in Zukunft vieles besser machen.

Verbesserungen werden auch für den Fahrkartenverkauf angekündigt: Die Automaten sollen besser und einfacher werden. Dafür sei ein umfangreiches Softwareupdate aufgespielt und die Menüführung überarbeitet worden. So erhalten Kunden z.B. zusätzlich zum Normalpreis auch Vorschläge zu Sonderangeboten, wie beispielsweise das Guten-Tag-Ticket oder das BOB-MVV-Ticket. Es werde immer der günstigste Tarif angezeigt. Monatskarten bekomme man nun persönlich oder übertragbar am Automaten.

Diese seien nun „selbstlernend“. Angezeigt würden die vier häufigsten Ziele. „Auch ein Verkauf der Tickets über den Web-Shop ist in Vorbereitung“, so Beugel. „Wir sind auf einem guten Weg“, prophezeit BOB-Geschäftsführer Müller-Eberstein. Und wenn es mal wieder nicht klappt, haben die BOB-Verantwortlichen einen Trost für die frustrierten Fahrgäste parat: „BOB-Verspätungen werden künftig auch im DB-Navigator sichtbar sein.“

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