Die gestrige Sondersitzung sorgte für hitzige Diskussionen. Selbst Albert Götz, Leiter der Gemeindewerke Holzkirchen und Verfechter der Geothermie Pläne musste zugeben: „Das ist ein großes Risiko für Holzkirchen.“
Realisieren möchten die Initiatoren nun eine deutlich abgespeckte Variante. Doch bevor die Gemeinde überhaupt weiß, ob aus dem mit über 38 Millionen Euro bezifferten Projekt etwas wird, müssen mehr als zehn Millionen Euro für die erste Bohrung aufgewendet werden. Ein Reinfall mit Totalverlust? – gut möglich.
Als Argument für die Bohrung wird die 80-prozentige Erfolgswahrscheinlichkeit genannt. Klingt zuversichtlich, nicht aber für die Münchner Rück. Die ist als Versicherer für das Vorhaben abgesprungen.
Verzögert sich das Projekt, wird es richtig teuer!
Als wäre das nicht schon riskant genug, kommt ein weiteres Problem auf Holzkirchen zu. Durch Änderungen im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) darf sich die Fertigstellung nicht verzögern. Sonst sinkt die Vergütung für den produzierten Strom. Folge wäre ein Millionenschaden.
„Wenn wir das intelligent anpacken, dann schaffen wir das auch“, beruhigte Wirtschaftlichkeitsberater Dr. Thomas Reif. Aber sollte es nicht klappen, müsse die Gemeinde damit leben. Man versuche jedoch, sich gegen diesen Fall abzusichern.
Bodenanalyse-Daten sind geheim
„Es geht hier um insgesamt 40 Millionen Euro – das wohl größte Bauprojekt in der Geschichte der Gemeinde“, mahnte Gemeinderatsmitglied Dr. Marcus Ernst. Der Rechtsanwalt sieht das Bauvorhaben kritisch.
Einige der Bodenanalyse-Daten sind geheim. Da diese teuer von der Erdölindustrie eingekauft wurden, dürfe man die Datensätze nicht öffentlich machen.
Das weckte nicht nur bei Ernst Zweifel: „Ich weiß nicht, ob wir so unserer Sorgfaltspflicht als Gemeinderäte nachkommen können.“ Geologe Dr. Klaus Dorsch versuchte den Rechtsanwalt zu beruhigen: „Das ist alles sehr technisch – ich glaube das würde über das Ziel hinausschießen.“
Eine genaue Antwort bekam der Rechtsanwalt auch nicht auf die Frage nach der Vergütung der Beratungsfirmen: „Das dürfte ein sechsstelliger Betrag sein. So genau habe ich das nicht ausgerechnet“, sagte Reif.
Abgespeckte Variante um Kosten zu sparen
Um die Kosten zu senken, haben sich die Verantwortlichen bereits für eine kleinere Variante entschieden. Bei der ursprünglichen Planung hätten allein die Bohrkosten bei 30 Millionen Euro gelegen.
Anstelle von zwei großen Löchern mit 20,32 Zentimetern Durchmesser, wird nun mit einem Durchmesser von 15,5 Zentimetern in die Tiefe von über 4500 Metern gebohrt. Die Fördermenge liegt mit geschätzten 80 Litern pro Sekunde bei weniger als der Hälfte. Während die erzeugte Strommenge dadurch etwa halbiert wird, bleibt die generierte Wärme nahezu gleich.
Die Kosten von 38.571.000 Euro erscheinen auf den ersten Blick sehr hoch. Aber sollte sich die Marktgemeinde gegen die Geothermie entscheiden, müsse man dennoch in neue Energieerschließung investieren. Die Alternative wäre ein Hackschnitzel-Kraftwek. Hier würden Kosten in Höhe von zirka sechs Millionen Euro anfallen.
Nachteil: Der Preis pro MWh wäre deutlich höher. Außerdem lässt sich mit Hackschnitzeln kein Strom produzieren, und die Gemeinde verzichtet somit auf eine gute Einnahmequelle.
Das sieht bei der Geothermie anders aus: Hier erwarten die Gemeindewerke Einnahmen in Höhe von 16 Millionen Euro innerhalb des Abschreibungszeitraums von 20 Jahren.
Grüner Gedanke zählt
Nach vierstündiger Präsentation und Diskussion wurde mit dem Schlusswort noch einmal auf den Kerngedanken der Geothermie verwiesen: Bei all den Zahlen, Daten, Fakten und Risiken solle eines nicht vergessen werden – es geht um die Energiewende. Und die sei eine gute Sache. Sieben Nächte dürfen die Gemeinderäte über das Millionen-Bohrprojekt den Nachtschlaf verlieren. Dann wird final abgestimmt.
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