Der geplante Brenner Park ist eine Art Politikum im Wiesseer Gemeinderat. Das wurde auch gestern Abend wieder deutlich. Es ging um eine erneute Aufstellung des überarbeiteten Bebauungsplans, Bauherr und Gemeinderat Jupp Brenner musste vom Ratstisch aufstehen. Doch spätestens als die CSU-Gemeinderätin Ingrid Versen von einem „Schicki-Micki-Ghetto in Abwinkl“ sprach, konnte Brenner nicht mehr an sich halten: im Zuschauerraum sitzend, lachte er laut auf.
Dabei hatte man insgesamt das Gefühl, dass sich Architekt, Planer, Verwaltung und allen voran der Wiesseer Bauamtsleiter Helmut Köckeis vorgenommen hatten, mit einer Transparenzoffensive punkten zu wollen. Und das nicht nur bei den zahlreichen Zuschauern, sondern auch bei den Kritikern aus der Wiesseer CSU – im Übrigen Brenners Parteikollegen.
Viele Fragen aus der Bevölkerung
Es habe, so Köckeis’ Einstieg, nach der Sitzung vom 6. November etliche Anregungen für Nachbesserungen aus dem Kreis des Gemeinderates gegeben. Gleichzeitig seien Fragen aus der Öffentlichkeit zum geplanten Brenner Park aufgetaucht. Und die versuchte der Bauamtsleiter so umfassend wie möglich zu beantworten.
Bereits früh sei klar geworden, dass eine wirtschaftliche Sanierung des früheren Schlemmerklinik-Gebäudes unmöglich ist. Der Brandschutz wäre einfach zu kostspielig, der Abriss die logische Folge. Dabei bestehe auf dem Areal die Möglichkeit für drei Nutzungen: Klinik, Tourismus und Wohnen. Die Einstufung als Mischgebiet macht’s möglich. Aber weder für eine Klinik noch für ein Hotel habe es, so Köckeis, Interessenten gegeben.
Auf die Frage, warum dort nicht sozialer Wohnungsbau entsteht, hatte Köckeis eine Gegenfrage parat: „Wer macht das schon?“ Und auch auf die kritisierte Einstellung des Sappl-Kellers ging der Bauamtsleiter ein: „Der Biergarten war nur eine Zwischennutzung, die der Bauherr dort realisiert hatte.“ Vieles spräche für die geplante Nutzung als Immobilienprojekt, rund 95 Prozent des Areals würden im Innenbereich liegen, „da könnte man auch ohne Bebauungsplan bauen, dagegen könnten wir nichts tun“.
Tiefgarage für 84 Stellplätze
Unterstützt wurde Köckeis vom Planer Herbert von Angerer, der auf die baulichen Hauptkritikpunkte einging. Dazu gehören zwei geplante Häuser, die an den Ecken des Geländes stehen und bei denen ein Wandhöhe zwischen 10,90 Meter und 9,50 Meter geplant gewesen ist. Diese Gebäude fallen nun deutlich niedriger aus.
Dazu entsteht unter den insgesamt neun Wohnhäuser mit 28 Wohneinheiten eine große Tiefgarage, die Platz für 84 Stellplätze bieten soll. Trotz allem soll der Grad der Bodenversiegelung geringer werden. Für von Angerer steht fest: „Das gesamte Areal wird Abwinkl aufwerten.“
Ähnlich sieht das auch der Münchner Architekt Heino Stamm, der bei der gestrigen Sitzung zum ersten Mal Fassadenpläne der Häuser präsentierte. Jedes Haus, so Stamm, werde von der Fassade und dem Innendesign her unterschiedlich gestaltet. „Ein Ensemble, das über das Tal hinaus wirkt.“ Einzig die Bäume wirkten auf den Zeichnungen ein wenig überdimensioniert, wie Robert Huber (SPD) feststellte.
Restaurantgebäude umstritten
In der anschließenden Diskussion machte Huber klar, dass er zwar hinter dem Projekt stehe, aber sich bitte keine Anlage für Zweitwohnungsbesitzer wünscht. Und sein Gemeinderatskollege Fritz Niedermaier stellte fest: „Das ist ein Schmuckkasterl für Wiessee. Die reichen Leute, die da einziehen werden, tun dem Ort gut.“
Dagegen stand die Meinung einiger CSU-Gemeinderäte. Allen voran Ingrid Versen, die sich „entsetzt über die massive Bebauung“ zeigte. Und gleichzeitig die Frage aufwarf: „Wer kauft sich eigentlich so eine Millionen-Wohnung? Die schauen sich doch alle in die Suppe.“ Es habe, so Versen weiter, klare Vorgaben aus der Klausurtagung der Gemeinderäte gegeben. Und ein Gemeinderat setzt sich darüber hinweg.
Versen spielte damit auf das geplante Restaurantgebäude im hinteren Teil des Geländes an. Abseits von den Wohntrakten, und damit auch außerhalb der eigentlichen Baugrenze, soll dort die Gastronomie für das „betreute Wohnen“ entstehen. Doch das war nicht die einzige Kritik. Versen hätte auf dem Grundstück lieber ein Hotel oder sozialen Wohnungsbau gesehen. Doch mit ihren Forderungen stieß Sie bei den anderen Gemeinderäten auf Unverständnis.
Und auch die bebauungsrechtliche Ausnahme, die Herbert von Angerer wortreich erläutert wurde, war für die meisten Räte kein Grund dem Projekt eine Abfuhr zu erteilen. Für den angepassten Bebauungsplan stimmten zehn Räte, dagegen waren fünf Politiker aus der CSU-Fraktion. Die Planung wird nun im Rathaus ausgelegt.
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