Bringt eine 28-Jährige frischen Wind nach Kreuth?

Junge Gemeinderäte sind im Tegernseer Tal eine Seltenheit. Doch das ändert sich nun in Kreuth. Das Bergsteigerdorf hat einen Neuzugang: Julia Bachmeier. Welche Veränderungen wünscht sich die 28-Jährige in ihrer Gemeinde und strebt sie an, den ewig einzigen Bürgermeister Josef Bierschneider endlich herauszufordern?

Eine neue junge Gemeinderätin, Julia Bachmeier, bringt frischen Wind nach Kreuth.

Junge Gesichter sieht man in den Gemeinderäten rund um den Tegernsee zugegebenermaßen eher selten. Doch im beschaulichen Bergsteigerdorf Kreuth bringt eine junge Mama Ende 20 frischen Wind in das Gremium – wenn auch aus einem traurigen Grund. Doch dazu später mehr.

Wir haben Julia Bachmeier vergangene Woche in der Tegernseer Kaffeerösterei zu einem Interview getroffen. Dabei haben wir über das Engagement junger Menschen gesprochen, was ihr Opa mit ihrem neu gewonnen Amt zu tun hat und ob sie vielleicht eines Tages Bürgermeisterin werden will.

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Servus Julia, möchtest du dich kurz vorstellen?

Julia Bachmeier: Mein Name ist Julia Bachmeier und ich komme aus dem wunderschönen Kreuth. Ich bin 28 Jahre alt, verheiratet und habe einen drei Monate alten Sohn namens Lorenz. Ich habe einen Meister als Fachkraft für Schutz und Sicherheit und arbeite in Gmund am Tegernsee. Zuletzt war ich als Teamleiterin tätig und liebe meinen Beruf.

In der Freizeit bin ich gerne in der Natur unterwegs mit Wandern, Radfahren, Schwimmen, treffe gerne Menschen und betreibe im Fitnessstudio die Kampfsportart Brazilian Jiu-Jitsu. Außerdem zeichne ich mit Leidenschaft kreativ.

Wie bist du als junge Mama zur Kommunalpolitik gekommen?

Bachmeier: Ich habe immer schon gerne mit meinem Opa über politische Themen diskutiert, er war bei den freien Wählern und ich war auf der Suche nach einem Ehrenamt. Mir ist schon früh aufgefallen, dass die Leute sich politisch interessieren, sich aber keiner dafür engagiert.

Man darf nicht nur Dinge kritisieren und reden, sondern sollte sich aktiv daran beteiligen und etwas verändern wollen.

Ich war dann mit meinem Opa immer bei Versammlungen dabei. Alle haben gesagt: “Probier es doch aus, Julia. Lass Dich aufstellen.” Ich dachte mir dann, dass ich ja genau dafür da bin. Also ließ ich mich aufstellen. Beim Ergebnis lag ich anfangs in der Liste noch weiter unten, was absolut in Ordnung war, schließlich war ich ja neu. Dann ist einer unserer Mitglieder bedauernswerterweise weg gezogen, der andere ist traurigerweise verstorben und ein Gemeinderat musste krankheitsbedingt sein Amt abgeben. So kam es, dass ich zwei Tage vor der Geburt nachgerutscht bin. Ich sah das sofort als Bestimmung an und nahm es ohne zu Zögern an.

Warum die freien Wähler?

Bachmeier: Ich bin kein Fan von Parteipolitik. Gerade auf der kommunalen Ebene ist es wichtig, dass alle etwas für die Gemeinde tun und nicht für die Partei. Und ich bin durch meinen Opa ein bisschen reingerutscht, da auch er bei den freien Wählern ist.

Was treibt dich an, dich in deiner Heimat politisch zu engagieren?

Bachmeier: Es ist unsere Gemeinde und unsere Zukunft. Ich bin ganz frisch Mutter eines kleinen Sohnes, ich möchte die Zukunft für ihn formen. Ich bin kein Liebhaber von beschweren, sondern lieber aktiv mitgestalten. Außerdem finde ich das Miteinander bei den Gemeinderatssitzungen von Jung und Alt sehr schön. Man hat das Gefühl, dass alle versuchen, das Beste für die Gemeinde herauszuholen.

Welche jungen Themen willst du in deinem neuen Amt einbringen?

Bachmeier: Ich finde, dass “Fridays for Future” wahnsinnig wichtig ist. Auch, dass das Wohnen für junge Leute attraktiv ist und bleibt. Ich möchte auch ein offenes Ohr für die Jüngeren haben, dass sie sich trauen, mitzumachen. Denn:

Je mehr junge Leute, desto mehr Interessen werden vertreten und können umgesetzt werden.

Welche Themen liegen dir besonders am Herzen?

Bachmeier: Vor allem die Wohnsituation. Dass es bezahlbar bleibt, auch für ältere Menschen, wenn die nur eine vergleichsweise kleine Rente haben. Und den öffentlichen Personennahverkehr sowie die Situation für Radfahrer. Diese Themen sind, glaube ich, in der Gemeinde auch die am meisten Gehassten.

Wo siehst du deine Gemeinde in zehn Jahren?

Bachmeier: Vom Prinzip eher wie heute. Die Tradition in Kreuth und die Natur sollte erhalten bleiben, aber trotzdem mit modernem Impuls. Ich will schon, dass die Gemeinde mit der Zeit geht.

Wie viel Zeit wirst du in deine politische Aktivität investieren?

Bachmeier: Zwei Stunden dauert die Sitzung monatlich. Darüber hinaus möchte ich mich schon damit beschäftigen, denn es macht keinen Sinn, wenn man nur hingeht und ja sagt. Ich möchte allerdings nach meiner Elternzeit auch wieder in meinen Job zurück und sehe den Gemeinderat nur als Ehrenamt an.

Josef Bierschneider vertritt bereits seit 24 Jahren die Gemeinde, erst vor kurzem wurde er wiedergewählt. Wie sieht’s aus – würdest du deinen Hut in den Ring werfen?

Bachmeier: Ganz klar, nein. Ich habe aktuell keinen Bedarf, ihn abzulösen. Die Gemeinde ist zufrieden mit unserem Bürgermeister.

Never change a running system.

Außer es wäre irgendwann einmal Not am Mann, dann könnte ich es mir durchaus vorstellen.

Was gefällt dir an deiner Heimatgemeinde Kreuth besonders gut?

Bachmeier: Die Nähe zur Natur. Gerade in Corona Zeiten hat man gemerkt, wie wertvoll es ist, schnell in der Natur zu sein. Und die fehlende Stadtanonymität, man kennt sich einfach im Dorf.

Abschließende Worte?

Bachmeier: Ich möchte einen Appell an junge Leute richten. Sie sollen sich engagieren und können gerne zu mir kommen. Das Zusammenspiel von Jung und Alt ist enorm wichtig: Tradition mit Moderne verbinden. Die Generationen können sehr viel voneinander lernen.

Wir danken Julia Bachmeier ganz herzlich für das Interview!

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