„Höß ist nicht diskussionsfähig”

Zwei Wochen ist es nun her, seit Rolf Neresheimer seine Kandidatur für das Wiesseer Bürgermeisteramt angekündigt hat. Gestern lud der Diplomingenieur zu einem Informationsabend ins Wiesseer Hotel zur Post.

Dabei ging es einmal mehr um die Pläne rund um das neue Jodschwefelbad-Areal und die Zukunft des Badeparks. Neresheimer wirft dem amtierenden Bürgermeister Peter Höß dabei vor, keine Alternativen zu den bisherigen Plänen in Betracht gezogen zu haben.

Für Herausforderer Rolf Neresheimer hat die derzeitige Planung rund ums Jodbad-Areal einige Mängel
Für Rolf Neresheimer hat die derzeitige Planung rund ums Jodbad-Areal einige Mängel

Im Kurviertel planen die Verantwortlichen im Wiesseer Rathaus bekanntlich den großen Wurf für die Gemeinde. So sollen auf dem Gelände rund um das derzeitige Jodschwefelbad-Areal bis 2017 eine Therme, ein medizinisches Zentrum und ein Hotel entstehen. Investitionsvolumen des gesamten Projekts: knapp 130 Millionen Euro.

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Neresheimer fordert Alternativen

Um dafür einen geeigneten Investor zu finden, hat die Gemeinde den Architekt Matteo Thun beauftragt, ein Modell zu entwickeln, und basierend darauf ein Eckpunktepapier erstellen lassen. Diese Pläne gaben für den früheren Manager und derzeitigen Tagesvater Rolf Neresheimer den Anstoß, sich an der anstehenden Bürgermeisterwahl zu beteiligen.

Aus Sicht des 50-Jährigen ist die Therme in dieser Form nicht alternativlos und das Konzept einfach nicht durchdacht. Das machte er gestern Abend erneut deutlich. In den Augen Neresheimers fehlt derzeit ein klares Nutzungskonzept für die Wandelhalle. Und auch die geplante Lage des neuen Hotels und der Therme sei nicht optimal. Echte Alternativen wäre seiner Ansicht nach nie geprüft worden.

„Sollte ich Bürgermeister werden, fordere ich daher einen Wettbewerb mehrerer Architekten“, so Neresheimer gestern Abend. Der amtierende Bürgermeister Peter Höß sei an diesem Punkt jedoch nicht diskussionsfähig.

Eine Zukunft für den Badepark

Ein weiterer Dorn im Auge ist Neresheimer dabei der geplante Abriss des Badeparks. Die eigentlich für den Abriss vorgesehene Einrichtung will er auf jeden Fall erhalten. „Es wäre saufad, wenn diese Freizeitmöglichkeiten für junge Familien in Zukunft wegfallen würden“, so der zweifache Vater bereits vor zwei Wochen.

Gestern legte er dann noch einmal nach: „Die Technik des Badeparks ist kein Schrott. Es gilt, die vorhandene Infrastruktur besser zu nutzen und das Angebot wieder attraktiv zu machen“, forderte der designierte Bürgermeisterkandidat. Er habe das Gefühl, dass die Verantwortlichen im Rathaus schlicht und einfach keinerlei Interesse hätten, den Badepark zu erhalten, so Neresheimer weiter.

Geht es nach Rolf Neresheimer, soll der Badepark auch in Zukunft bestehen bleiben
Geht es nach Rolf Neresheimer, soll der Badepark auch in Zukunft bestehen bleiben.

Für diese Aussage erntete er einigen Applaus von den gut 50 Personen, die sich gestern Abend im Wiesseer Hotel zur Post versammelt hatten. Widerspruch gab es hingegen von Gemeinderat Rainer Kathan. Dieser ist zwar derzeit parteifrei, möchte künftig aber, wie auch Bürgermeister Peter Höß, für den Wiesseer Block antreten. Kathan warf Neresheimer Polemik vor und betonte:

Auch der jetzige Gemeinderat wollte den Badepark ursprünglich erhalten. Schon 2006 hat ein Kostenvoranschlag aber ergeben, dass eine notwendige energetische Sanierung rund zehn Millionen Euro kosten würde. Das ist nicht finanzierbar.

Derzeit muss die Gemeinde Bad Wiessee jährlich rund 800.000 Euro aufwenden, um das Defizit des Badeparks auszugleichen. Angesichts der angespannten Haushaltslage ist man nun aber nicht mehr gewillt, diese Summe auch in Zukunft zu bezahlen. Daher hat man auch die Eintrittspreise vor Kurzem um rund 30 Prozent erhöht.

Neresheimer ist sich des Investitionsbedarfs bewusst, erklärt jedoch, dass er die Gemeinde bereits vor einigen Jahren schriftlich auf Möglichkeiten einer effizienteren Nutzung des Badeparks hingewiesen habe, aber keinerlei Gehör fand. Dazu gehörten auch Ideen rund um ein zweites Blockheizkraftwerk, mit dem sich in den Augen Neresheimers rund 20 Prozent der Heizkosten des Bades einsparen lassen.

Crowdfunding als Lösung?

Von einigen anwesenden Bürgern bekam er für seine Ansätze Unterstützung. „Man sollte auch bei den anderen Gemeinden im Tal um Solidarität bitten und daran appellieren, den Badepark gemeinsam zu finanzieren“, schlug einer der Zuhörer vor. Für Gemeinderat Rainer Kathan ist das allerdings keine realistische Lösung. „Alleine um das Defizit auszugleichen, wären dann pro Gemeinde über 100.000 Euro fällig. Das würden die anderen Gemeinderäte im Tal niemals absegnen“, so der Unternehmer. 

Neresheimer brachte indes auch andere Möglichkeiten wie Crowdfunding zur Finanzierung und dem damit verbundenen Erhalt des Badeparks ins Gespräch. „Es gibt schon Beispiele in Deutschland, wo sich eine solche Lösung bewährt hat“, so der Diplomingenieur. 

Im Laufe der Diskussion wurde insgesamt deutlich, dass Neresheimer im Falle seiner Wahl zum Bürgermeister wohl einen deutlich anderen Kurs fahren dürfte als der derzeit amtierende Rathaus-Chef Peter Höß. Verläuft die für die kommende Woche anberaumte Aufstellungsversammlung positiv, und schafft es der Wiesseer, die nötigen 120 Stimmen über eine Unterstützerliste zu bekommen, werden die Bürger am 16. März wohl die Wahl zwischen zwei sehr gegensätzlichen Kandidaten bekommen.

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